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Coronakrise bereitet Entsorgern Sorgen

Branche will 70-Millionen-Euro-Paket. Kommende Woche Runder Tisch um PET-Einwegpfand.

Die Altstoff Recycling Austria (ARA) schlägt wegen der Corona-Krise Alarm: Die sogenannte Kreislaufwirtschaft mit ihren Sammel- und Verwertungssystemen stehe vor dem Kollaps. „Derzeit werden jene Mengen entsorgt, die durch die Hamsterkäufe im März und die gestiegenen Onlinebestellungen anfallen“, sagt ARA-Vorstandssprecher Christoph Scharff.

Das Problem: Die Nachfrage nach fertig verarbeiteten Sekundärrohstoffen wie etwa Kunststoffen für die Industrie sei gleichzeitig wegen der Rezession eingebrochen. Zehntausende Tonnen Material müssten bereits zwischengelagert werden, weil sie keinen Abnehmer fänden, ergänzt Vorstand Werner Knausz. Selbst wenn die Konjunktur bald wieder voll anspringen sollte, würde es gut eineinhalb Jahre dauern, bis die jetzt überschüssigen Mengen abgebaut würden.

Die ARA fordert daher für die Branche ein 70-Millionen-Euro-Hilfspaket. Man sei schon in Gesprächen mit der Politik. Wobei die Zeit dränge. Knausz spricht von 14 Tagen. Der Ball liege nun im Umwelt- und Energieministerium von Leonore Gewessler (Grüne).

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Eleonore Gewessler.© Bild: Copyright Karl Schöndorfer TOPP

Dort hält man in einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER fest: „Der anfänglich zurückgegangene Anteil an Gewerbeabfällen nimmt mit der schrittweisen Öffnung zahlreicher Wirtschaftsbetriebe wieder an Fahrt auf, ebenso wie die Abfälle aus dem Bauwesen.

Im Bereich der getrennten Sammlung von Wertstoffen sind ebenso keine derart relevanten Rückgänge zu verzeichnen, die auf eine Bedrohungslage schließen lassen.“ Im speziellen Fall könnten aber Unternehmen auf die bisherigen „umfangreichen Maßnahmen und Hilfspakete“ zurückgreifen.

Runder Tisch zu Einwegpfand

Am kommenden Dienstag werden sich jedenfalls Vertreter der Branche und Ministerin Leonore Gewessler bei einem Runden Tisch begegnen. Dabei geht es aber nicht nur um ein Hilfspaket, sondern um die Debatte, ob ein Einwegpfandsystem für PET-Flaschen eingeführt werden soll. Hintergrund ist eine EU-Richtlinie. Europaweit muss bis 2030 mehr Müll recycelt werden. In Österreich wird zu wenig Kunststoff gesammelt. Laut Scharff muss man wegen der Richtlinie das gesamte Kunststoffrecyclingsystem in den nächsten fünf Jahre verdoppeln.

Was die PET-Flaschen angeht: Hier werden je nach Angaben 70 bis 76 Prozent zur Wiederverwertung den Sammelsystemen zugeführt. 90 Prozent müssen es in neun Jahren sein. Die Idee: Konsumenten, die einen Pfand auf Plastikflaschen für etwa Mineralwasser und Limonade entrichten müssen, sind eher bereit, diese wieder zurückzutragen.

Bei der ARA hält man nichts davon. „Wir sind auf der Suche nach 90.000 Tonnen Steigerung im Bereich des Recyclings von Kunststoffverpackungen, um die EU-Ziele zu erreichen. PET-Flaschen bringen neun Prozent davon.“ Das derzeitige Sammelsystem koste 100 Millionen Euro. Durch das Einweg-Pfand müsse man ein Parallelsystem schaffen, das weitere 30 Millionen koste.

Im Ministerium will man sich dazu im Vorfeld nicht äußern. Ende Jänner wurde jedenfalls eine Studie präsentiert, die das Einwegpfandsystem empfiehlt. Anfang März wurde eine weitere Studie präsentiert. In dieser sprechen sich 83 Prozent für ein Pfandsystems aus. Wenn die Wirtschaft die Kosten trägt.

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