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Kann Salzburg in Klagenfurt den Cup-Titel wie im Vorjahr holen?
© APA/GERT EGGENBERGER / GERT EGGENBERGER

Cup-Finale trotz Corona-Krise: Der Start in ein neues Zeitalter

Außenseiter Austria Lustenau fordert Favorit Salzburg am heutigen Freitag in einem Finale unter ganz besonderen Vorzeichen.

1.800 Zuschauer sahen am 28. Mai 1970 in der Südstadt einen 1:0-Finalsieg von Wacker Innsbruck gegen den LASK. Dieser Minusrekord hielt 50 Jahre und einen Tag. Denn heute werden im Wörthersee-Stadion in Klagenfurt wegen der Coronavirus-Pandemie ja gar keine Fans beim 86. österreichischen Cup-Finale dabei sein. Spötter werden behaupten, dass auch in normalen Zeiten eine Paarung Red Bull Salzburg gegen Austria Lustenau (20.45 Uhr, im Liveticker auf kurier.at) nicht viel mehr Zuschauer ins EM-Stadion gelockt hätte als das Finale 1970. Das ist wohl ein bisschen übertrieben. 4.000, 5.000 wären es schon gewesen.

Natürlich hätte es attraktivere und zugkräftigere Partien gegeben, aber das Spiel hat immerhin den Reiz des antiken Duells David gegen Goliath. Dass keine Fans ins Stadion dürfen, macht das Finale 2020 dazu einzigartig. Und nicht nur das: Die Lust auf Fußball ist nach 77 Tagen Pause groß. Am 12. März waren beim Europa-League-Spiel zwischen dem LASK und Manchester United (0:5) zwar im Linzer Stadion schon keine Zuschauer mehr dabei, aber sonst war es noch ein normales Fußballspiel. Das ist heute anders.

Gesundheitskonzept

Das Präventionskonzept, das das Cup-Finale überhaupt erst möglich gemacht hat, feiert Premiere. In einem 24-seitigen Dokument sind all jene Maßnahmen festgehalten, die eine Ansteckung unter den maximal 200 Personen verhindern sollen, die im Wörthersee-Stadion sein dürfen.

Auch für die TV-Zuschauer – ORF 1 überträgt live, insgesamt ist das Spiel in 40 Ländern zu sehen – wird vieles surreal wirken. Weil die Geräuschkulisse von den Rängen fehlt, wird alles zu hören sein, was auf und neben dem Platz gesprochen wird – und das wird wohl nicht immer alles jugendfrei sein. Die Schiedsrichter wurden angewiesen, nicht bei jeder Unmutsäußerung genau hinzuhören. „Es ist niemand aufgefordert, alles zu hören, etwa das, was man vielleicht nur flüstert oder nur leicht sagt“, kündigte Schiri-Boss Robert Sedlacek an.

Aber auch das Programm vor dem Anpfiff wird ungewohnt sein. Das Einlaufen erfolgt zeitlich getrennt, es gibt keine Kinderbegleitung. Die Teams stellen sich nicht zur Begrüßung auf, es gibt kein Abklatschen. Der notwendige Sicherheitsabstand soll gewahrt werden. Neben den Outlinien wird ebenfalls vieles anders sein. Es werden nur fünf Ballkinder eingesetzt. Und die haben eine neue Hauptaufgabe: Sie sollen sich um die Desinfektion der 20 Bälle kümmern. Auf der Ersatzbank müssen Spieler und Betreuer den Sicherheitsabstand von einem Meter einhalten.

Feierkonzept

Beim Torjubel soll es Körperkontakt nur über Ellbogen oder Füße erfolgen. Auch nach dem Spiel sind Jubelorgien verpönt. Auf eine Siegesfeier wird zwar nicht verzichtet. Der Gewinner darf den Pokal in die Höhe stemmen. Auch ein Siegerfoto ist geplant – dank der Abstandsregeln wird auch dieses außergewöhnlich sein. „Wir wollen den Spagat schaffen zwischen einer würdigen Finalveranstaltung und der Einhaltung der aktuellen Regeln im Umgang miteinander“, meint ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold.

So oder so, Favorit bleibt Salzburg. „Es ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen“, weiß Trainer Jesse Marsch, der wie sein Kontrahent Roman Mählich in der regulären Spielzeit gleich fünf statt nur drei Spieler wechseln darf. Die Erfolge sprechen für sein Team. In den 2010ern wurde der Cup-Titel sechsmal geholt. Gegner Lustenau hat erst einmal ein Finale erreicht. 2011 wurde gegen Ried mit 0:2 verloren. Dass Spiele gegen die Vorarlberger trotz des unbestreitbaren personellen Qualitätsunterschieds kein Selbstläufer sind, sollten die Salzburger wissen: Das letzte Duell im Oktober 2018 im Cup-Achtelfinale wurde zwar gewonnen, das 1:0 war aber eines der mühsamen Art.

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