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Der frühere Football-Star Colin Kaepernick (2.v.l.) protestiert 2016 gegen Polizeigewalt

Tod von George Floyd entsetzt Sportwelt

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Während sich die "Black-Lives-Matter"-Proteste nach dem tragischen Tod von George Floyd ausbreiten, wächst auch die Solidarität in der Sportwelt. Zudem rückt Colin Kaepernicks "Take-a-knee"-Protest wieder in den Fokus.

"Ich kann nicht glauben, dass es wieder passiert ist", schrieb Jerome Boateng auf seinem Twitter-Kanal und ergänzte: "Sein Name war George Floyd. Sagen Sie seinen Namen. Beten Sie für seine Familie." Der Verteidiger des FC Bayern München ist über den gewaltsamen Tod von George Floyd schockiert.

Das Video eines Polizisten, der auf dem Hals des schwarzenUS-Bürgers Floyd kniet, hat eine Welle der Empörung und des Protestes auf der ganzen Welt hervorgerufen. Der 46-jährige Afroamerikaner verlor bei dem Vorfall zunächst das Bewusstsein - später im Krankenhaus von Minneapolis auch sein Leben.

Kaepernick wird zur Symbolfigur

In den USA gibt es seit dem Tod Floyds massive Proteste gegen Polizeigewalt, die der frühere Star-Quarterback Colin Kaepernick nun verteidigt hat. "Wenn Höflichkeit zum Tod führt, ist Revolte die einzige logische Reaktion", schrieb der 32-Jährige auf Twitter: "Wir haben das Recht, uns zu wehren! Ruhe in Power, George Floyd."

Kaepernick war 2016 zur Symbolfigur der Proteste gegen Polizeigewalt vor allem gegenüber dunkelhäutigen US-Bürgern geworden. Schon damals hatte Kaepernick in der NFL gegen Polizeigewalt und Rassismus in Amerikas Alltag demonstriert. Während der Nationalhymne, die vor jedem Spiel ertönt, kniete sich der heute 32-Jährige hin. Damit hatte er für weltweites Aufsehen gesorgt.

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Proteste gegen Polizeigewalt in Minneapolis

Kaepernicks Protest, während der Nationalhymne niederzuknien, verleiht den aktuellen "Black-Lives-Matter"-Protesten in Minneapolis eine noch größere Bedeutung. Foto-Montagen auf denen Kaepernick während der Nationalhymne kniet und Bilder des Polizeibeamten, der auf dem Hals von George Floyd kniet, wurden in den sozialen Medien bisher unzählige Male geteilt.

"I can't breathe"

Der NBA-Basketballstar Lebron James postete die zusammengeführten Fotos mit den Worten: "Verstehen Sie JETZT! Oder ist es für euch immer noch nicht klar? #Augenauf", schrieb der 35-Jährige auf Instagram. Auch Basketball-Kollege Stephen Curry von den Golden State Warriors, meldete sich zu Wort: "Ich habe viele Leute gesehen, die versucht haben auszudrücken, wie satt sie es haben, und wie sauer sie sind. Alles gut und schön, aber es ist immer die gleiche Realität in der wir leben. George hat es nicht verdient zu sterben", schrieb der 32-Jährige auf Instagram. Footballer DeMarcus Lawrence von den Dallas Cowboys ergänzte: "Wie können wir uns sicher fühlen, wenn die, die uns beschützen sollten, uns töten?"

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton kritisierte auf einem Instagram-Post das Schweigen seitens der Verantwortlichen der Rennserie und seiner Fahrerkollegen.

Auch aus der Bundesliga kommt Unterstützung. Anthony Ujah vom 1. FC Union Berlin veröffentlichte bei Twitter ein Foto von ihm aus der Zeit beim 1. FC Köln. Auf seinem hochgezogenen Trikot ist der Name George Floyd nachträglich aufgedruckt. Ursprünglich hatte Ujah bei der Aufnahme des Bildes an den auf ähnliche Weise 2014 gestorbenen Eric Garner erinnert und auf dem Shirt "#cantbreathe" und "#justice" geschrieben.

In den USA kommt es immer wieder zu Vorfällen, bei denen vor allem schwarze US-Bürger übermäßiger Gewaltanwendung durch Polizisten ausgesetzt sind. Vor sechs Jahren kam Garner, auf den Ujah sich bezogen hatte, ums Leben, weil er bei seiner Festnahme von einem Beamten gewürgt wurde. Seine Rufe "I can't breathe" wurden zu einem Slogan der "Black Lives Matter"-Bewegung.

Sportstars gegen Donald Trump
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Collin Kaepernick
2016 kniet Collin Kaepernick während der Nationalhymne als Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus. Spieler anderer American-Football-Teams schließen sich dem Protest an. Seit 2016 ist der Quarterback arbeitslos - Trump hat sich dafür bei den Klubs eingesetzt. Mit dem Hastag #ImWithKap unterstützen ihn Sportler bei seinem Kampf um einen neuen Job.
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New England Patriots
Nach dem Gewinn des Super Bowls im Februar 2017 erscheinen mehrere Spieler der New England Patrios nicht zum traditionellen Besuch im Weißen Haus. Devin McCourty (r.) Dont'a Highwater, Alen Branch, Chris Long, Martellus Bennett und LeGarrette Blount boykottieren die Einladung.
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Und noch einmal die Patriots
Auch nach dem diesjährigen Titelgewinn sprechen sich einige Patriots-Spieler gegen einen Besuch im Weißen Haus aus - aus Protest gegen Trump. Neben den Brüdern Jason und Devin McCourty will auch Duron Harmon (Bild) nicht hingehen: "Die wollen mich nicht im Weißen Haus", begründet er seine Entscheidung.
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Stephen Curry und die Golden State Warriors
Auch die Golden State Warriors um Top-Star Stephen Curry weigern sich, nach dem Titelgewinn 2017 das Weiße Haus zu besuchen. Curry kündigt öffentlich an, dass er nicht hingehen werde. Daraufhin lädt Trump das gesamte Team aus. Als Alternativprogramm besuchen die Spieler zusammen mit Kindern das "Nationalmuseum für Arikanisch-Amerikanische Geschichte und Kultur".
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LeBron James unterstützt Curry a
Basketball-Superstar LeBron James attackiert Trump nach der Absage an die Golden State Warriors auf Twitter: "Du Trottel, Stephen Curry hatte schon gesagt, dass er nicht gehen würde, also war eine Einladung gar nicht nötig! Das Weiße Haus zu besuchen, war eine große Ehre, bevor du gekommen bist!“ Auch wegen der Vorfälle in Charlottesville kritisiert James den US-Präsidenten.
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Steve Nash und die Vorfälle in Charlottesville
Als Trump gefragt wird, ob er Charlottesville nach der rechtsextremen Demonstration und den Gewaltausschreitungen besuchen würde, antwortet der US-Präsident, er habe dort eine Wein-Firma. Der frühere NBA-Star Steve Nash antwortet auf Twitter: "Die Rechtsextremen zu verteidigen und dann mit seinem S*** Traubensaft zu kommen... das fasst diesen Mann sehr gut zusammen."
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Philadelphia Eagles
Nach dem Gewinn des Super Bowl 2018 weigern sich unter anderem Malcolm Jenkins (Nr. 27, mit erhobener Faust), Chris Long (der schon im Jahr zuvor den Empfang boykottierte) und Torrey Smith, das Weiße Haus zu besuchen. Auch hier sagt Trump daraufhin den Termin ganz ab. Angeblich haben nur zwei oder drei Spieler zugesagt.
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Carlos Correa und Carlos Beltrán
Nach dem Gewinn der World Series 2017 verzichten die puerto-ricanischen Baseball-Stars Carlos Correa (l.) und Carlos Beltrán auf den Besuch bei Trump. Sie sind unzufrieden mit der von Trump zugesagten Unterstützung für die Opfer des Sturms "Maria" in ihrer Heimat.
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Héctor Velázquez und die Red Sox
Nach dem Gewinn der World Series 2018 kündigen acht Spieler der Red Sox an, beim Treffen mit dem Präsidenten zu fehlen. Trainer Joey Cora, der aus Puerto Rico stammt, sagt, er würde sich nicht wohl fühlen, wenn er im Weißen Haus feiern müsse. Auch Pitcher Héctor Velázquez (r.), der aus Mexiko stammt, sagt ab. Er wolle nicht, dass sich Mexikaner durch seinen Besuch bei Trump beleidigt fühlten.
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Braden Holtby
Auch der Eishockey-Torwart der Washington Capitals macht nach dem Titelgewinn 2018 in der NHL einen Bogen um das Weiße Haus. Er wolle "seinen Werten treu bleiben", sagt Braden Holtby.
Die amerikanische Gesellschaft ist seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten gespalten. Das spiegelt sich auch im Sport wider. Nicht jeder kommt, wenn Trump ins Weiße Haus lädt.