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Da dachten alle noch, dass die Rakete startetFoto: John Raoux / AP Photo / dpa
Erster US-Raumflug seit 9 Jahren

Gewitter stoppt Elon Musks Rakete

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Es sollte ein historischer Tag für Amerika werden.

Tausende hatten sich entlang einer Brücke auf die Halbinsel Cape Canaveral (US-Bundesstaat Florida) aufgestellt, um bei dem geplanten Meilenstein der Raumfahrtgeschichte dabei zu sein. Am Horizont waren die Türme der legendären Startrampe 39A des Kennedy Space Centers zu sehen, wo einst Apollo 11 mit Neil Armstrong beim Flug zum Mond 1969 abhob und Mittwochnachmittag der Countdown zur SpaceX-Mission tickte.

Einige Fans hatten hier bereits seit Tagen gecampt, andere strömten zu Fuß vollbepackt mit Klappstühlen und Regenschirmen auf die Brücke. Viele US-Flaggen waren zu sehen, es sollte ein stolzer Moment für Amerika werden – während der bitteren Corona-Zeit. Die meisten starrten abwechselnd hinüber zu dem berühmten Weltraumbahnhof und auf ihre Smartphones, um beim Nasa-Livestream auf dem Laufenden zu bleiben.

Gerade als die Spannung den Höhepunkt erreicht hatte, ging ein Raunen durch die Menge: Nasa und SpaceX hatten Minuten vor dem Lift-off den Start abgesagt.

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Fans der Raumfahrt drängelten sich trotz Corona-Krise am Weltraumbahnhof Cape CanaveralFoto: Charlie Riedel / AP Photo / dpa

Seit neun Jahren flog keine bemannte US-Raumkapsel mehr zur ISS. Doch das schlechte Wetter stoppte die Mission in letzter Minute. Die Rakete von Elon Musk musste am Boden bleiben.

Rund eine Viertelstunde vor dem geplanten Start wurde der Test am Mittwoch abgesagt. Ein nächster Versuch soll am Samstag stattfinden, teilte SpaceX bei Twitter mit. Über dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral hingen dunkle Wolken, immer wieder regnete es leicht. Vor allem aber bestand Sorge wegen Blitzen. Die Nasa rechnete schon zuvor mit einer 60-prozentigen Chance auf geeignete Wetterbedingungen.

„Das ist endlich ein Moment, wo wir als Nation zusammenrücken können, ja als Welt zusammenstehen“, sagt Weltraum-Fan Joel Clogh zu BILD. Er ist extra 15 Stunden mit dem Auto angereist, um den Start zu sehen. „Ich habe diesem Moment lange entgegengefiebert“, fährt er fort. Ist er enttäuscht über den Abbruch? „Wir alle haben uns auf eine große Show gefreut, aber die Sicherheit geht vor!“

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Joel Clough fuhr den ganzen Weg aus Kentucky, um bei dem Start dabei zu seinFoto: Tobias Everke

Natürlich werde er am Samstag wiederkommen für den nächsten Start. Während er redet, hebt im Hintergrund gerade Air Force One mit Donald Trump (73) ab. Auch der US-Präsident wird am Samstag wieder dabei sein, wie er auf Twitter schrieb.

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Präsident Trump und Frau Melania ließen sich den Weltraumbahnhof zeigenFoto: Evan Vucci / AP Photo / dpa

Erfolgreiche Zusammenarbeit von NASA und SpaceX

Die beiden altgedienten NASA-Raumfahrer Robert Behnken (49) und Douglas Hurley (53) saßen schon in der „Crew Dragon“-Kapsel, waren bereit zum Abflug. Ein neuer Versuch soll am Samstag stattfinden. Dann soll die „Falcon 9“-Rakete der Firma SpaceX von Visionär Elon Musk (Tesla) ins All geschossen werden und die Kapsel 19 Stunden zur Raumstation ISS fliegen. Es ist für die NASA und SpaceX ein Testflug, denn bisher brachte die Kapsel Fracht aber keine Menschen zur ISS.

Der Zuschlag für diese Mission ist ein Sieg für Elon Musk und seine Firma. Die NASA arbeitet seit Jahren mit SpaceX zusammen und unterstützt die Firma mit Milliarden-Zuschüssen. Allein das Crew-Dragon-Programm kostet rund 2,6 Mrd. Dollar. Musk hat den Konkurrenten Boeing ausgebootet, der ebenfalls im Rennen um die bemannte Raumfahrt ist, aber bis heute keinen erfolgreichen Testfug hinbekommen hat.

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Die Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley in der Raumkapsel „Crew Dragon“Foto: NASA

Abhängigkeit von Russland

Jahrelang waren die USA in der bemannten Raumfahrt abhängig von Russland. Diese Ära soll nun beendet werden.

Amerika zählt seit der ersten Mondlandung als die größte Raumfahrt-Nation. Aber seit dem Ende der Space-Shuttle-Ära (1981 bis 2011) waren US-Astronauten auf die russische Sojus-Technik angewiesen, um zur ISS zu gelangen. Die Preise sind in den letzten Jahren ziemlich gestiegen: von anfänglich 30 bis 40 Mio. Dollar auf zuletzt 80 bis 90 Mio. Dollar pro Platz.

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Elon Musk (r.) erschien mit Maske zum geplanten RaketenstartFoto: JOE RAEDLE / AFP

Volker Schmid, Fachgruppenleiter bemannte Raumfahrt und ISS beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), zu BILD: „Es ist zu hoffen, dass die Preise jetzt wieder runtergehen, weil es Konkurrenz gibt.“

Eigentlich waren eigene Flüge aus den USA zur ISS von der Nasa schon für 2017 angekündigt. Doch es gab technische Probleme, Finanzierungsschwierigkeiten und Umstrukturierungen nach der Wahl von US-Präsident Trump. Das Projekt wurde immer weiter aufgeschoben.

Am Samstag schaut die Welt dann wieder gespannt nach Florida.