Knorr-Bremse spürt erste Folgen von Corona-Krise
Auftragseingang sackt um 16 Prozent ab
Der Bremsenspezialist Knorr-Bremse Börsen-Chart zeigen hat die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie im ersten Quartal deutlich zu spüren bekommen. Während der Auftragseingang um rund 16 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro absackte, ging der Umsatz um rund 7 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro zurück, wie der MDax-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Das Periodenergebnis lag bei 141,9 Millionen Euro, nach 192,6 Millionen Euro im Vorjahresquartal.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 13 Prozent auf 290,2 Millionen Euro. Bereits Ende März hatte Knorr-Bremse seine Prognose wegen der Corona-Krise zurückgezogen und war davon ausgegangen, dass Umsatz und Ebitda gegenüber 2019 deutlich fallen dürften. Dies bestätigte der Konzern nun. Eine verlässliche Abschätzung des weiteren Geschäftsverlaufs sei angesichts der globalen Ausbreitung von Covid-19 weiterhin nicht möglich, hieß es.
Mit Kursen von zuletzt knapp 95 Euro hatten sich die Papiere vom Tief bei knapp 71 Euro im Zuge des Corona-Crashes klar erholt. Das Minus beläuft sich seit Mitte Februar auf rund 4 Prozent. Damit schneidet Knorr-Bremse deutlich besser ab als der MDax, der im selben Zeitraum 13 Prozent abgegeben hat. Zudem ist das Rekordhoch von 103,70 Euro aus dem Frühjahr 2019 nicht mehr weit entfernt.
Laut Mitteilung war die Geschäftsentwicklung im ersten Jahresviertel zunächst in Asien, später dann auch in Nordamerika und Europa durch Covid-19 beeinträchtigt. Konzernchef Bernd Eulitz erwartet für den europäischen und nordamerikanischen Markt den stärksten Einfluss der Pandemie im laufenden zweiten Quartal. Die asiatischen Märkte, vor allem China, hätten sich dagegen wieder erholt, so der Manager.
Erholung in China hilft
Im Segment für Schienenfahrzeuge lagen die Erlöse im ersten Quartal den Angaben zufolge nur leicht unter Vorjahresniveau. Im Segment für Nutzfahrzeuge machten sich jedoch die wie erwartet rückläufige Lkw-Produktion sowie geschlossene Kundenwerke negativ bemerkbar.
Aus Sicht von Analyst Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan hat Knorr-Bremse in Anbetracht der aktuellen Marktbedingungen einen guten Start ins Jahr hingelegt. Der Experte verwies darauf, dass der Konzern unter anderem von einem guten Ersatzteil- und Reparaturgeschäft bei Nutzfahrzeugen sowie einer schnellen Erholung in China profitiert habe.
Mit einem Maßnahmenpaket, das unter anderem auch Personalabbau beinhaltet, will das Unternehmen die Folgen der Krise abfedern. Eulitz verwies darauf, dass Knorr-Bremse mit einer Liquidität von insgesamt zwei Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals 2020 sowie einer Nettoverschuldung nahe Null finanziell auf einem "sehr soliden Fundament" stehe. Damit sei der operative Handlungsspielraum auch für mögliche weitere Zuspitzungen in der Pandemie sowie den Fall einer Verschärfung der konjunkturellen Entwicklung abgesichert.
Lesen Sie auch:
Frank Weber wird Finanzvorstand bei Knorr-Bremse
Macron hilft Autobauern mit über acht Milliarden Euro
VW-Verkäufe im April: Mit Minus 67 Prozent noch in einer fast exklusiv guten Lage"
Knorr-Bremse ist laut eigenen Angaben Weltmarktführer für Bremssysteme für Schienen- und Nutzfahrzeuge und beschäftigte Ende Ende März 28 663 Mitarbeiter. Der Konzern stellt Bremsen für Züge und Lkw her, hat aber auch Zugtüren, Lenksysteme sowie Heizungs- und Lüftungssysteme im Angebot.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 15,4 Milliarden Euro gehört Knorr-Bremse zu den Schwergewichten im Index der mittelgroßen Unternehmen. Der Streubesitz ist allerdings nur gering, da Hauptaktionär Heinz Hermann Thiele rund 70 Prozent der Anteile hält. Der bis 2007 als Konzernchef und bis 2016 als Aufsichtsratschef amtierende Thiele soll auch formal wieder mehr Mitsprache bei Knorr-Bremse bekommen. Zusammen mit Ex-Airbus -Chef Tom Enders sowie Deutsche-Börse-Vorstandschef Theodor Weimer wird der 79-jährige für die Wahl in den Aufsichtsrat des Konzerns vorgeschlagen.
dpa/akn