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Fritz Beck für manager magazin
Der Kopf hinter dem Arm: Simon Haddadin, CEO von Franka Emika, umgeben von seinen Panda-Robotern. Bis 2015 will er eine Million davon verkaufen.

Ein glückliches Händchen - mit Panda-Robotern

Entrepreneure des Jahres (1) - Franka Emika

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Simon Haddadin und sein Bruder Sami wollen beweisen, dass Robotik in Deutschland Zukunft hat. Mit "Panda" ist ihnen ein bärenstarkes Produkt gelungen: vielseitig, leicht zu bedienen - und auch noch günstig.

Seit 23 Jahren wird von der Beratungsgesellschaft EY (früher Ernst & Young) der Wettbewerb "Entrepreneur des Jahres" veranstaltet. manager magazin ist Partner des Wettbewerbs, bei dem wachstumsstarke und innovative Unternehmen in folgenden fünf Kategorien gekürt werden: Industrie, Konsumgüter/Handel, Dienstleistung, Digitale Transformation und Junge Unternehmen.

Die fünf Sieger werden von einer renommierten Jury (darunter Unternehmer Patrick Adenauer und Bertelsmann-Gesellschafterin Brigitte Mohn) ausgewählt. Außerdem bestimmt die Jury zwei Ehrenpreisträger. Zum einen wird ein erfolgreiches Familienunternehmen geehrt, zum anderen ein Unternehmen für außergewöhnliches soziales Engagement. Die Preise wurden bei einer Gala im Deutschen Historischen Museum in Berlin überreicht. Aus den fünf Kategoriesiegern wird ein Primus inter pares ausgewählt, der Deutschland bei der Wahl zum "World Entrepreneur of the Year" vertritt. Dieses Event, bei dem sich über 50 Landessieger präsentieren, findet im Frühjahr in Monte Carlo statt. Mehr Infos zum Wettbewerb finden Sie hier.


Fragt man Simon Haddadin (33), was aus seinem Start-up-Unternehmen werden soll, dann sagt er spontan: "das Apple der Robotik". Wow, das ist eine Ansage.

Wer nun glaubt, einen Traumtänzer vor sich zu haben, der täuscht sich. Hier steht jemand fest auf dem Boden, und das in einem schmucklosen Gebäude der ehemaligen Luitpold-Kaserne im Schwabinger Westen. "Das wird mal das Roboter- Valley", sagt Haddadin. In der Umgebung sind viele Forschungsinstitute diverser Unis. "Und da hinten", sagt er und zeigt auf ein 300 Meter entferntes Gebäude, "da lehrt und forscht mein Bruder." Sami Haddadin (39) ist Professor für Robotik und Systemintelligenz an der TU München. Ein Lehrstuhl, der extra für ihn geschaffen wurde, nachdem er schon fast in Stanford unterschrieben hätte.

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Paul Zinken/dpa
Sami Haddadin, Leiter des Lehrstuhls für Robotik und Systemintelligenz der TU München

Sami Haddadin entwickelte vor Jahren einen Algorithmus, der dem Roboter den Tastsinn beigebracht hat. Auf Basis dieser Idee bauten er, sein Bruder und ein kleines Team von zwölf Tüftlern einen Roboter. Eigentlich ist es "nur" ein Roboterarm, der aber die Branche revolutionieren soll. Die klassische Roboterindustrie, sagt Simon Haddadin, baue sehr große, stupide Maschinen, die Hunderttausende Euro kosten. "Wir sagten: Solche Monstren braucht kein Mensch mehr." Ihre Idealvorstellung von einem Roboter war eine andere: leicht zu bedienen und zu einem Bruchteil der Kosten. So um die 10.000 Euro schwebte ihnen für das Einstiegsmodell vor. Der Roboter sollte von einem Luxusgut zu einem Massenprodukt werden.

"Viele sagten: Ihr habt einen Vogel. Zu den Kosten kann man kein solches Produkt entwickeln." Sie klopften bei Kuka und anderen etablierten Herstellern an. Alle winkten ab. "Sie glaubten nicht an uns", sagt Simon Haddadin, der unter anderem Medizin studierte, ehe er über seinen Bruder in die Welt der unmenschlichen Wesen fand. Aber die Haddadins und ihr Team glaubten an sich, ebenso drei deutsche Familienunternehmen, darunter der Maschinenbauer Voith, die ihnen Geld gaben. 2016 gründeten die Brüder ihre eigene Firma Franka Emika, ein aus einem Vor- und Nachnamen bestehender Kunstname. In TQ Systems - früher Nokia Siemens Networks - fanden sie einen Produktionspartner mit einer Fertigungsstätte in Durach bei Kempten.

Ihr erstes Produkt war der Panda. 2017 stellten sie ihn auf der Hannover Messe vor. Das Basismodell kostet 9900 Euro. Es ist ein Siebenachsroboter, im Gegensatz zu den herkömmlichen Sechsachsern, dadurch ist er viel gelenkiger.

"Er ist fast kinderleicht zu bedienen", sagt Simon Haddadin. Ge - steuert wird der Panda - und das ist ein Novum in der Branche - von diversen Apps. "Jeder kann sich via Browser auf seinem Laptop oder Handy einloggen."

Pandas für China

Haddadin klappt seinen Laptop auf. Auf dem Bildschirm erscheinen einige Apps. Die simpelsten ermöglichen das Greifen oder Ablegen, die schwierigsten das Schrauben oder Stecken. Er öffnet die App, tippt darauf - und Panda reagiert.

Manche Apps entwickelt Franka Emika selbst. Aber auch Dritte können Apps entwickeln und den Preis dafür bestimmen. "Wir stellen dafür den Marktplatz zur Verfügung", sagt Simon Haddadin. Die Apps sind für Franka Emika auch eine weitere Einnahmequelle.

Zum Einsatz kommen die Pandas vor allem in der Konsumgüterindustrie, wo sie einfache Jobs er ledigen. Viele Kunden kämen aus China, sagt Simon Haddadin. Beispiel: Für einen sehr bekannten Handyhersteller machen künftig die Pandas das Testing. Bislang übernehmen leibhaftige Menschen diese stupiden Aufgaben. Rund 1000 Pandas hat der Handy riese, dessen Namen Haddadin nicht nennen will, geordert.

Die Einsatzgebiete liegen auch jenseits der Fabrikhallen. In Garmisch- Partenkirchen wird gerade in einem Modellversuch getestet, wie der Panda älteren Menschen zur Hand gehen kann. Ebenso in der Berliner Charité. Dort arbeitet er auf der neurologischen Station.

Als Verkaufsziel für 2019 hat das Management 12.000 Stück ausgegeben, für 2025 bereits eine Million. Sollte die erreicht werden, wäre Franka Emika wohl Marktführer. Hallo Apple, wir kommen.

Doch die Haddadins wollen nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg. Sie haben auch eine Mission. Die Brüder - sie sind in Deutschland geboren, ihr Vater stammt aus Jordanien, ihre Mutter aus Finnland - wollen ihre Heimat technologisch nach vorn bringen. Deshalb folgte Sami nicht dem Ruf nach Stanford, deshalb lässt Simon nur in Deutschland forschen und produzieren.

Simon sagt: "Wir wollen beweisen, dass auch solche Hightechindustrien hier eine Chance haben."