28. Mai 1990 - Todestag des Designers Wilhelm Wagenfeld
by Thomas KösterWilhelm Wagenfeld ist der Prototyp des Industriedesigners. Form und Funktion sind ihm gleichermaßen wichtig. Denn es hat einen tiefen Einfluss auf unser Leben, mit welchen Dingen wir hantieren.
Selbst eine Gabel kann Lebensqualität vermitteln, ist seine Überzeugung. Oder Objekte wie seine berühmte "Bauhaus-Leuchte" aus Metall mit ihrem milchigen Opalglasschirm.
"Ich wollte einfach dafür sorgen, dass die Gegenstände, wenn sie nicht gebraucht werden und wenn die gebraucht werden, immer, in jeder Situation, eine angenehme Raumwirkung haben", sagt Wagenfeld einmal. "Eine angenehme Wirkung auch, wenn wir sie anfassen, wenn wir mit ihnen hantieren."
Gefertigt für die Masse
Geboren wird Wagenfeld 1900 in Bremen. Zunächst lernt er technischer Zeichner und Silberschmied, dann geht er in die Künstlerkolonie nach Worpswede, in der selbst die Maler schöne und recht funktionale Möbelstücke fabrizieren.
Anfang der 1920er Jahre hört er von der 1919 gegründeten Kunst- und Gewerbeschule Bauhaus und fährt nach Weimar. Dort wird er schließlich Schüler des ungarisch-amerikanischen Malers und Fotografen László Moholy-Nagy, der ihm 1924 die Aufgabe gibt, die "Bauhaus-Leuchte" für die Massenfabrikation zu konzipieren.
In den nächsten fünf Jahrzehnten arbeitet Wagenfeld freiberuflich für die Großindustrie, unter anderem für die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF), das Jenaer Glaswerk Schott und die Vereinigten Lausitzer Glaswerke oder für die Porzellanmanufakturen Rosenthal und Fürstenberg. Für den Elektrohersteller Braun ist er als künstlerischer Berater tätig.
Der soziale Eierkocher
Zu den Designklassikern Wagenfelds gehören eine kugelige Teekanne mit herausnehmbarem Glasfilter, ein Eierkocher aus hitzebeständigem Glas mit Metallbühel und stapelbares Bordgeschirr für die Lufthansa. Dabei geht es ihm immer darum, bezahlbares Produkt-Design zu schaffen: durchaus auch mit sozialem, zudem auf Matrialeffizienz und Nachhaltigkeit zielendem Impuls.
Ein Produkt schafft es sogar in eine Kultserie: Die Salz- und Pfefferstreuer "Max und Moritz" sind 1966 recht prominent in er ersten Folge von "Star Trek" alias "Raumschiff Enterprise" zu sehen: Auch in den USA gelten Wagenfelds Entwürfe als absolut zukunftsgewandt und fortschrittlich.
Mit 78 Jahren schließt Wagengeld seine Design-Werkstatt und geht in Rente. Er stirbt am 28. Mai 1990 in Stuttgart.
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