Schulassistenz begleitet durch die Krise:
Zusammenwachsen statt auseinander dividieren
by Andrea SittingerDer Corona-Shutdown hat uns alle unvermittelt und unvorbereitet getroffen. Viele Erwachsene wurden von heute auf morgen ins Home-Office und alle Kinder ins Home-Schooling katapultiert. Für Miriam Jesche war es ein Moment ganz besonders vieler Unsicherheiten: Ihr zehnjähriger Sohn Dylan bewältigt den Schulalltag normalerweise mit Hilfe einer eigens für ihn zur Verfügung gestellten Schulassistentin. Der Bub hat ADHS und benötigt diese Unterstützung dringend, um den Anschluss an die Klasse nicht zu verlieren. Die Schule – Dylan besucht die vierte Klasse Volksschule in Hausmannstätten – konnte jedoch glücklicherweise die Sorgen von Miriam Jesche schnell zerstreuen: "Die Schule war sehr bemüht, wir standen in ständigem Email-Austausch", berichtet die Mutter. Und auch Manuela Jäger, Dylans Schulassistentin von der Lebenshilfe unterstützte die Familie. „Sie hat sich telefonisch mehrmals nach Dylan erkundigt und angeboten, ihn sogar zu Hause zu betreuen." Damit folgt sie dem Grundsatz der Lebenshilfe, wie Geschäftsführerin Susanne Maurer-Aldrin betont: "Von Anfang gemeinsam lernen und gemeinsam miteinander sein – das ist gelebte Inklusion."
Kein Shutdown bei Förderung
Das Land Steiermark, das für die Kosten der Schulassistenz aufkommt, hat während der Shutdowns die Schulassistenz weiter finanziert, was nicht nur Miriam Jesche und ihren Sohn entlastet hat, sondern auch unzählige andere steirische Familien. So konnten auch in den vergangenen Monaten Kinder mit Behinderung weiter individuell betreut werden. Die Schulassistenz, die normalerweise direkt im Klassenzimmer unterstützt, konnte sogar ausnahmsweise zu Hause mit den Schülern arbeiten und vor Ort helfen. Eine von ihnen ist eben Manuela Jäger, die seit vergangenen September mit Dylan arbeitet.
Ein Herz und eine Seele
Das (Vertrauens)-Verhältnis zwischen Dylan und Manuela ist erst langsam gewachsen. So war der aufgeschlossene und neugierige Bub seiner Manuela zunächst misstrauisch begegnet. Doch mittlerweile sind die beiden ein Herz und eine Seele. „Dylan bringt Manuela manchmal sogar Schokolade mit", erzählt seine Mutter. Dabei war ein Schlüsselereignis ausschlaggebend: Dylan wurde zu Unrecht beschuldigt, etwas gestohlen zu haben. Als Manuela Jäger ihn dann verteidigte, erkannte Dylan: "Manuela ist eine Verbündete und eine Hilfe in vielen Bereichen."
Vor allem unterstützt sie Dylan beim Lernen. Wenn in der Klasse zu viel Trubel herrscht, suchen sich die beiden ein ruhiges Plätzchen, geduldig liest sie mit ihm Texte im Deutschbuch oder sie üben Mathe.
Bereit für die Mittelschule
Gerade in der Krisenzeit sei es wichtig, dass Kinder mit Behinderungen durch ihre Schulassistenten begleitet werden, erklärt die Direktorin der Volksschule und Neuen Mittelschule Hausmannstätten Edeltraut Foller. Am Schulstandort gebe es viele Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung. Da seien professionelle Schulassistenten unentbehrlich. „Gelebte Inklusion ist nur mit Schulassistenz möglich. Viele unserer Kinder könnten sonst keine Regelschule besuchen." Miriam Jesche blickt jedenfalls optimistisch in Richtung Herbst: „Dylan ist viel ruhiger geworden, er flippt nicht mehr so schnell aus und er hat eine starke Motivation für die NMS“, freut sie sich. Ohne Schulassistenz wäre Dylan erst gar nicht so weit gekommen, meint sie. Doch jetzt kann den Buben nichts mehr halten: „Ich freu mich auf die NMS, ich bin sicher, dass ich supergut durchstarten werde."
Autor: Andrea Sittinger aus Graz |
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