Coronakrise in Großbritannien

BBC ersetzt Moderatorin nach Kritik an Regierung

Boris Johnsons Berater Dominic Cummings soll Corona-Regeln gebrochen haben, dafür kritisierte ihn BBC-Moderatorin Emily Maitlis. Nun distanziert sich die Leitung des Senders von den Aussagen - und setzt eine Kollegin ein.

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BBC-Zentrale in London (Archivbild)
NEIL HALL/ Reuters

Der britische Sender BBC hat die Moderatorin Emily Maitlis nach ihrer Kritik am Umgang der Regierung mit der Affäre um den Berater Dominic Cummings ersetzt. Maitlis wurde bei der Mittwochsausgabe der Sendung "Newsnight" nach Angaben des "Guardian" durch ihre Kollegin Katie Razzall ersetzt.

Der Sender begründete den Schritt damit, dass die Sendung nicht den Vorgaben an die eigene Überparteilichkeit entsprochen hätte. Die Sendung habe jedoch "fairen, vernünftigen und gründlichen" Journalismus enthalten. Es sei aber nicht ausreichend klar geworden, dass die Anmoderation eine Zusammenfassung der noch offenen Fragen sei. Man habe die Mitarbeiter an die Richtlinien erinnert.

@BBCNewsPR

Maitlis hatte in der Sendung am Vortag scharfe Kritik an der Regierung um den britischen Premierminister Boris Johnson geäußert. Sie hatte Johnson unter anderem "blinde Loyalität" mit seinem Berater Cummings vorgeworfen. "Dominic Cummings hat die Regeln gebrochen - das Land kann das sehen und ist geschockt, dass die Regierung dies nicht kann", sagte Maitlis. Damit habe Cummings all diejenigen, die unter Mühen versucht hätten, sich an die Regeln zu halten, wie Trottel aussehen lassen. (Lesen Sie hier mehr über die Affäre um den Johnsons wichtigsten Berater.)

Mitschnitte ihrer Moderation wurden in den sozialen Medien millionenfach aufgerufen.

Oppositionspolitiker der schottischen Partei SNP kritisierten die Stellungnahme laut "Guardian". Der stellvertretende Chef der Partei, Keith Brown, bezeichnete sie etwa als "feige Kapitulation der BBC-Bosse". Man sollte die Sendung für ihre investigative Arbeit loben, statt sie zu kritisieren. Der Vorgang sei ein Grund zur Sorge.

Boris Johnson dürfte sich indes über die Maßnahme des Senders freuen. Er ist scharfer Kritiker der BBC und hatte angekündigt, die Nichtzahlung der Rundfunkgebühr entkriminalisieren zu wollen.

Ohnehin muss die Sendeanstalt umfassende strategische und ökonomische Umstrukturierungen bewältigen. Zuletzt gab das Haus bekannt, 450 von weltweit 6000 Stellen bei BBC News zu streichen. Die Maßnahmen stehen auch im Zusammenhang mit der sogenannten Mid-term-Review 2022, bei der die Politik die BBC und ihre Strukturen unter die Lupe nimmt und Nachbesserungen einfordert.

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fek