Kein Sieger nach offenem Schlagabtausch: Hannover 96 und der KSC trennen sich remis
Hannover 96 und der Karlsruher SC gehen mit einem 1:1-Unentschieden auseinander. Nach einer torlosen ersten Halbzeit drehten beide Teams im zweiten Durchgang richtig auf. Doch die meisten Möglichkeiten ließen die Profis aus. Kurz vor dem Abpfiff hatte 96 sogar noch Pfostenglück.
by Andreas WillekeOhne „Alte Liebe“ fängt kein 96-Heimspiel an, nicht mal ein Geisterspiel. Ossy und Anca schmetterten das Lied allerdings gestern nicht vor der leeren Fan-Kurve, das wäre ja auch ein Witz gewesen. Die 96-Hymne lief vom Band, die großen Emotionen schien die Darbietung auch nicht sofort auszulösen. Das Geschehen der 22 auf dem Rasen hatte anfangs auch keine Zuschauer verdient, das änderte sich aber zur zweiten Hälfte, die munterer wurde. Das 1:1 ist zwar weniger als von 96 erhofft, war aber am Ende sogar glücklich.
Trainer Kenan Kocak hatte wie erwartet das Sturmpaar ausgetauscht. Marvin Ducksch und Hendrik Weydandt hatten die Mannschaft am vergangenen Samstag nach ihrer Einwechslung zum Sieg geführt. „Das ist ihre Belohnung für das letzte Spiel“, begründete Kocak ihren Einsatz. John Guidetti und Cedric Tuschelt rotierten für sie auf die Bank. Auch Linton Maina blieb erstmal draußen, der Coach „wollte ihn schonen“.
Die Bilder zum Spiel von Hannover 96 gegen den Karlsruher SC
Kaiser trifft Aluminium
Edgar Prib war auch einer der Osnabrück-Gewinner und durfte links in der Mittelfeldraute anfangen. Allerdings konnte die Neuen nicht von Beginn an für neuen Schwung sorgen. „Keine Dynamik, kein Tempo, kein Spielfluss“, sah Kocak bei seiner Mannschaft, fand die Aktionen auch „zu statisch und langsam“. Zwar behandelten die 96-Spieler den Ball pfleglicher als die Karlsruher, doch der berühmte letzte Pass verfehlte sein Ziel - außer bei der Großchance von Dominik Kaiser, der gut freigespielt wurde. Im menschenleeren Stadion hörte man schön laut, wie der Ball an den Pfoten klatschte (32.).
Geisterspiele sind ja auch Hörspiele. Man bekommt mit, was da so alles an Anweisungen gesprochen wird. Ansager Nummer eins war Ron-Robert Zieler, eine kleine Auswahl: „Abstände! Nachrücken! Ordnung! Fuß vor!“
Auch Schiedsrichter Thorben Sievers hörte allerdings alles und hat das auch Kocak im unmissverständlichen gestenreichen Schiri-Ton klargemacht. Nach Einschätzung des 96-Trainer war Siewers ein Pfiff missraten - wie auch die ersten 45 Minuten bei beiden Teams. Die freundliche Beurteilung der ersten Hälfte wäre, dass 96 defensiv sicher stand und vorne geduldig auf die Fehler der Karlsruher wartete.
Muntere zweite Hälfte
Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte fand Prib so eine Lücke mittig im Strafraum, aus 15 Metern traf er zur wichtigen Führung (47.) - natürlich angesagt von Stadionsprecher Frank Rasche. 96 eins, Karlsruhe null - das beliebte Spielchen mit den Zuschauern fiel allerdings aus.
Außer den Mannschaften und den zehn Journalisten durften nur acht 96-Offizielle ins Stadion, auswärts sind es vier. Neben 96-Chef Martin Kind war auch Gesellschafter Dirk Roßmann dabei - nach Vorschrift durchgehend maskiert.
Auf dem Platz legten nach dem Geistesblitz von Prib beide Mannschaften ihre Zurückhaltung ab. Das Spiel wurde intensiver. 96 hatte jetzt mehrere gute Möglichkeiten. „Wir haben versäumt das 2:0 und den Deckel draufzumachen“, ärgerte sich Kocak. Allerdings waren auch die Karlsruher nicht chancenlos. Der Ausgleich durch Philipp Hofmann war überfällig (70.). Danach war’s „ein offener Schlagabtausch“, fand Kocak, „beide Mannschaften hätten gewinnen können.“
Die Siegesserie ist damit gerissen, mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen wollte Kocak nicht zufrieden sein: „In erster Linie sind wir enttäuscht, nur 1:1 gespielt zu haben.“