Wetter verunmöglicht Start: «Crew Dragon» konnte nicht abheben
Erstmals seit neun Jahren fliegen Astronauten von amerikanischem Boden aus zur Internationalen Raumstation ISS. Durchgeführt wird der Flug im Auftrag der Nasa von Elon Musks Firma SpaceX – eine Premiere.
by Anna DieckmannAm Mittwochabend, den 27. Mai um 22:33 Uhr (16:33 Uhr Ortszeit) hätte erstmals seit 2011 wieder eine US-amerikanische Raumkapsel vom Kennedy Space Center aus ins All fliegen sollen – doch das Wetter war nicht milde gestimmt: Die Mission «Demo-2» wird voraussichtlich auf Samstag, den 30. Mai verschoben.
Wenige Minuten vor dem geplanten Start wurde der Flug vorerst abgesagt, wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte. Über dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida waren dunkle Wolken zu sehen und es regnete immer wieder leicht, zudem gab es Sorge vor Blitzen. Gemäss der Nasa hatte der Wettervorhersage zufolge die Chance auf einen Start zuvor bei 60 Prozent gelegen.
Die Raumfahrer Robert Behnken und Douglas Hurley verliessen ihre Sitzplätze nach rund drei Stunden im «Crew Dragon» wieder und begaben sich zurück in ihr Quartier in Quarantäne. Weltweit war der Start mit Spannung erwartet worden.
Ein nächster Startversuch könnte am Samstag unternommen werden. Dann sollen Behnken und Hurley erneut versuchen, mit einer «Falcon 9»-Rakete in einer «Crew Dragon»-Raumkapsel zur ISS zu starten. Die Sicherheit der Astronauten sei die oberste Priorität der Nasa, kommentierte Nasa-Chef Jim Bridenstine per Kurznachrichtendienst Twitter nach der Verschiebung.
«Demo-2» ist in vielerlei Hinsicht der Beginn einer neuen Ära für die amerikanische Raumfahrt.
Das Besondere an dieser Mission ist, dass Amerika nicht mehr länger auf Russlands Raketenstartplatz und Kapseln angewiesen ist. Allein für einen Sitzplatz plus Service zahlten ausländische Raumfahrtbehörden wie die Nasa 90 Millionen Dollar an die russische Weltraumorganisation Roskosmos.
Aber das ist nicht das einzig Aussergewöhnliche: Es ist auch das erste Mal, dass eine SpaceX-Rakete Menschen transportiert und nicht nur Fracht (oder Teslas). Und das erste Mal, dass eine bemannte Rakete nach dem Flug wieder zur Erde zurückkehrt und auf einem ferngesteuerten Schiff im Atlantik landet.
In der SpaceX-Rakete namens «Falcon 9» sollen die beiden erfahrenen Nasa-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley nach etwa 19 Stunden Flugzeit zur Internationalen Raumstation ISS gelangen. «Die exakte Dauer der Mission ist noch nicht festgelegt», schreibt die Nasa.
Die Kapsel des «Falcon 9» heisst «Crew Dragon» und sollte am Donnerstagabend um 17:29 Uhr (11:29 Uhr EDT) an der rund 400 Kilometer entfernten Internationalen Raumstation automatisch andocken. Wie lange die beiden Astronauten das dreiköpfige Team auf der ISS unterstützen sollen, ist noch unklar.
Die Demo-2-Mission wird gemäss Nasa der letzte grosse Schritt sein, bevor das sogenannte «Commercial Crew Program» lanciert wird. Die «Crew Dragon» spielt dabei eine tragende Rolle: Die Kapsel von Elon Musk ermögliche es der NASA, die wichtigen Forschungs- und Technologieuntersuchungen an Bord der Station fortzusetzen, was den Menschen auf der Erde zugute komme und die Grundlage für die künftige Erforschung von Mond und Mars bilde, schreibt die US-Raumfahrtbehörde.
Ziel der Nasa ist es, dass im Jahr 2024 die erste Frau und der nächste Mann mit einer «Crew Dragon»-Kapsel auf dem Mond landen können. Es wäre die erste bemannte Mondlandung seit 1972.
Elon Musk spürt Verantwortung, Astronauten essen Steak und Eier.
Vor dem ersten bemannten Teststart mit einer Raumkapsel seines Unternehmens SpaceX hat der Unternehmer Elon Musk den Familien der beiden Astronauten versichert, alles für deren Sicherheit getan zu haben.
Als er die Familien von Robert Behnken und Douglas Hurley vor dem Start getroffen habe, habe er die Verantwortung eines bemannten Tests noch stärker gespürt, sagte Musk bei einem gemeinsamen Interview mit Nasa-Chef Jim Bridenstine, das die Nasa am Mittwoch im Livestream zeigte. Hurley ist verheiratet und hat einen Sohn. Unternehmer Musk hat erst Anfang des Monats einen sechsten Sohn bekommen.
Die beiden Astronauten seien vor dem Start bester Laune gewesen, sagte Nasa-Chef Bridenstine. «Sie sind bereit für den Start und haben Witze darüber gemacht, was sie zum Frühstück gegessen haben und wie das später wieder hoch kommen könnte. Sie sind in ihrem Element.» Das Frühstück hatte Hurley bereits mit einem Foto bei Twitter veröffentlicht: «Steak und Eier» – auf einem Teller mit Nasa-Logo. (sda/dpa)
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