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(Bild: APA/HARALD SCHNEIDER)
Vorgaben-Graubereich

Corona-Fälle an Volksschule: Das sagen Behörden

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Die jüngsten Corona-Fälle in einer Volksschule in Wien-Margareten haben am Mittwoch für Aufregung gesorgt. Vor allem die getroffenen Maßnahmen - ein Gruppenteil dreier Klassen ist ab sofort in Quarantäne - und der Zeitpunkt stößt bei Eltern auf Unverständnis. Die Direktion handelte dabei in Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt. Zur brennenden Frage, warum die Behörde zunächst keine Notwendigkeit sah, die Kinder der betroffenen Klassen abzusondern, sondern sich erst am Dienstag als „Vorsichtsmaßnahme“ dazu entschied, dazu holte sich krone.at beim medizinischen Krisenstab der Stadt Wien Antworten. Klar ist: Es gibt einen Graubereich bei den Corona-Vorgaben für die Schulen.

Unter den Eltern der betroffenen Volksschule in Wien-Margareten hatten sich, wie berichtet, am späten Dienstagnachmittag teils wilde Gerüchte über Corona-Fälle an der Schule wie ein Lauffeuer verbreitet. Noch am Abend teilte die Direktorin der Schule dann in einer E-Mail an die Elternvertreter mit: Jeweils die Gruppe A dreier Klassen (der Unterricht findet an wechselnden Tagen zweigeteilt in Gruppen A und B statt; Anm.) und deren Lehrer sind ab sofort auf Anordnung des Gesundheitsamtes in Quarantäne. Der Rest der Schüler soll den Unterricht weiterhin normal besuchen.

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(Bild: Scharinger Daniel)

Die betroffenen Schüler und Lehrer der drei Klassen (bzw. der Gruppe A dieser drei Klassen) wurden, wie der Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, Andreas Huber, im Gespräch mit krone.at näher ausführte, zunächst als Kontaktpersonen der Stufe 2 kategorisiert und erst mit dem Vorliegen der positiven Testergebnisse auf Stufe 1 raufgesetzt. Ab diesem Zeitpunkt sei dann die Entscheidung zur Absonderung vom Gesundheitsamt zu treffen gewesen.

Unverständnis bei Eltern über späte Information
„Um falschen Gerüchten vorzubeugen“ war es zum Zeitpunkt der Nachricht an die Eltern zwar leider schon zu spät, wie auch die Direktorin, die angesichts der rasanten Verbreitung falscher Informationen selbst überrascht war, am Mittwoch eingestehen musste. Aber dennoch zeigten sich Eltern zumindest erleichtert, mit der E-Mail der Schulleitung offizielle Informationen in der Hand zu haben. Informationen, die manche Eltern gerne „sofort ausgeschickt“ gesehen hätten, wie krone.at im Gespräch mit verärgerten Betroffenen zu hören bekam - also bereits mit Bekanntwerden von Verdachtsfällen und nicht erst mit dem Vorliegen der Testungen, so die Position einiger Eltern.

Doch auch wenn sich anfangs Ärger über die Vorgehensweise unter die Reaktionen mischte, war am Mittwoch klar: Die Schulleiterin hielt sich an Vorgaben und setzte sämtliche Maßnahmen nach Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt um. Was die Weitergabe von Informationen an die Eltern betrifft, gibt es allerdings den Behörden zufolge nicht die eine vereinheitlichte Vorgehensweise. Hier müssen die Schulleiter letztlich selbst abwägen - kein leichtes Unterfangen in der Corona-Krise.

Erst aufgrund zahlreicher Telefonate der Schulleiterin am Dienstag, „bei denen ich auch unsere Unsicherheit deponierte, entschied der Leiter unseres zuständigen Gesundheitsamtes, diese 3 Gruppen samt Lehrpersonen doch von der Schule freizustellen“, heißt es dazu in dem Schreiben an die Elternvertreter. Und weiter: „Nach Auskunft der schulärztlichen Leiterin und auch des Gesundheitsamtes bestand zu diesem Zeitpunkt (also am 18. Mai) keine Ansteckungsgefahr.“

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(Bild: APA/HARALD SCHNEIDER)

Schwierige Situation seit Schul-Neustart
Generell zeigen die Covid-19-Fälle an Wiens Schulen, wie schwierig die Situation seit dem Schul-Neustart am 18. Mai auch für das Personal ist, das sich hier auf die Experten der Stadt Wien verlassen muss. Das für die Volksschule in Margareten zuständige Gesundheitsamt für den 4., 5. und 12. Gemeindebezirk sah den Vorgaben entsprechend erst aufgrund der positiven Testungen der drei Schüler konkreten Handlungsbedarf, was die Absonderung weiterer Personen betrifft.

Fraglich ist vonseiten betroffener Eltern der Volksschule, warum etwa nicht auch die Kinder der Gruppe B abgesondert wurden - also jene Kinder, die ja mit denselben Lehrern in Kontakt waren, die zuvor die positiv getesteten Kinder der Gruppe A unterrichtet hatten. „Laut Auskunft der Behörden sei für die anderen Kinder der Volksschule eine Ansteckung aufgrund der zeitlichen Distanz nicht möglich“, hatte die Direktion dazu in der E-Mail ergänzt. Diese Begründung wurde am Mittwoch auch vom Sprecher des Krisenstabs gegenüber krone.at bestätigt.

Geschwisterkinder der ab Mittwoch abgesonderten Schüler sollen übrigens laut Gesundheitsamt weiter in die Schule gehen. Kontakt zu den „Quarantäne-Geschwistern“ sollen sie aber möglichst vermeiden - wie schwer das in der Realität in Familienhaushalten umsetzbar ist, kann sich wohl jeder vorstellen. Fragwürdig auch die weitere Vorgehensweise, denn ob eine Covid-19-Testung der Geschwisterkinder hier von vornherein fix miteingeplant ist, konnte der Sprecher des Krisenstabs am Mittwochnachmittag nicht beantworten. Es könnte also sein, dass diese Kinder wiederum erst dann getestet werden, wenn die „Quarantäne-Geschwister“ positiv sind.

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Wiens Ärztefunkdienst im Corona-Testeinsatz(Bild: Klemens Groh)

Graubereich bei Corona-Vorgaben
Nach einer Anfrage an den Leiter des Gesundheitsamts und Rücksprache mit dem medizinischen Krisenstab wird jedenfalls klar: Es gibt hier einen Graubereich, was die Vorgaben, etwa bei der Einstufung als Kontaktperson 2 und 1, den zu berücksichtigenden Infektionszeitraum und auch den Zeitraum der Ansteckungsgefahr betrifft. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Entscheidungsfähigkeit der Schulleiter, was wiederum zu Gerüchteküchen wie jener in der Volksschule im fünften Bezirk führen kann.

Laut dem Sprecher des medizinischen Krisenstabes der Stadt sind mit Stand Mittwoch sechs Krankheitsfälle an vier Wiener Schulstandorten dokumentiert. Künftig gibt der Krisenstab eine Gesamtzahl in Wiener Kindergärten und Schulen bekannt, was die Krankheitsfälle betrifft. Informationen über einzelne Standorte seien nicht geplant. Neben den Fällen an der Volksschule in Margareten gab es zuletzt auch eine erkrankte Lehrerin in einer Volksschule in Floridsdorf und ein infiziertes Kind in einer Volksschule am Alsergrund.