Cummings-Affäre lässt Johnsons Umfragewerte einbrechen
Die Umfragewerte des britischen Premierministers Boris Johnson sind im Zuge der Affäre um seinen Top-Berater Dominic Cummings eingebrochen.
Die Umfragewerte des britischen Premierministers Boris Johnson sind im Zuge der Affäre um seinen Top-Berater Dominic Cummings eingebrochen. Die Zustimmungsrate des konservativen Regierungschefs sackte innerhalb weniger Tage von 19 Prozent auf minus ein Prozent ab, wie die "Daily Mail" am Mittwoch berichtete. Während einer Fragerunde vor Abgeordneten sagte Johnson, Großbritannien solle den Cummings-Skandal "hinter sich lassen".
Der britische Premier bezeichnete die Empörung über die umstrittenen Handlungen seines leitenden Beraters während der Corona-Krise als "Ablenkung" und "sehr, sehr frustrierende Epidsode". Er könne verstehen, warum das Thema die Leute beschäftigt habe, "aber was wir wirklich tun müssen, ist, es hinter uns zu lassen".
Laut einer von der "Times" veröffentlichten Umfrage gingen auch die Umfragewerte für Johnsons Konservative Partei zurück, sie büßte innerhalb einer Woche vier Prozentpunkte ein und kommt jetzt auf 44 Prozent. Die oppositionelle Labour-Partei gewann fünf Prozentpunkte dazu und liegt bei 38 Prozent. Dutzende Tory-Abgeordnete sowie kleinere Oppositionsparteien forderten inzwischen Cummings' Rücktritt, einStaatssekretär trat aus Protest gegen dessen Verhalten zurück. Die oppositionelle Labour-Partei verlangt eine Untersuchung.
Cummings ist Johnsons wichtigster Regierungsberater. Er hatte trotz Anzeichen einer Corona-Infektion Ende März - auf dem Höhepunkt der Pandemie in Großbritannien - seine Londoner Wohnung verlassen und war zusammen mit seiner infizierten Frau zu seinen Eltern ins mehr als 400 Kilometer entfernte Durham im Nordosten Englands gefahren.
Laut den britischen Corona-Verhaltensregeln muss sich jeder, der Symptome einer Corona-Infektion hat, in seiner eigenen Wohnung in Quarantäne begeben. Cummings verteidigte seine Reise damit, er habe sich um eine Betreuungsmöglichkeit für seinen kleinen Sohn kümmern müssen.
Später soll Cummings noch weitere Male gegen die Ausgangssperre verstoßen haben. Als besonders pikant gilt ein Besuch an einem Ausflugsort am Geburtstag seiner Frau. Cummings gab an, er habe dort seine Sehkraft testen wollen, die durch das Virus eingeschränkt gewesen sei. Rücktrittsforderungen wies er zurück. Johnson hatte sich hinter seinen Berater gestelllt und dessen Vorgehen als "plausibel" bezeichnet.
Großbritannien ist eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder. Bis Mitte Mai starben offiziellen Angaben zufolge mehr als 46.000 Menschen an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Johnsons Regierung wurde wegen ihres Umgangs mit der Krise scharf kritisiert - durch den Cummings-Skandal scheint sich der Unmut weiter zu verschärfen.
Die Cummings-Affäre schade den Zustimmungswerten der Regierung im Allgemeinen und für den Premierminister im Besonderen zusehends, sagte der Politikprofessor Tim Bale von der Queen Mary-Universität in London AFP. Es bestehe die Gefahr, dass sie die unter britischen Wählern tief verwurzelte Befürchtung verstärke, "dass sich die Konservative partei mehr um ihre reichen Freunde als um die gewöhnlichen Leute kümmert".
AFP