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Leopoldina empfiehlt Weiterentwicklung des GesundheitssystemsFoto: Bildcombo: dpa/imago
Corona-Pandemie

Leopoldina mahnt Regierung: Gesundheitssystem ist Staatsaufgabe

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Halle (Saale) - Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle hat in der Corona-Pandemie eine Weiterentwicklung des Gesundheitssystems angemahnt. Zwar habe Deutschland die Krise „im internationalen Vergleich bislang relativ gut“ bewältigt. Die Forscher warnen aber indirekt vor einer flächendeckenden Privatisierung des Gesundheitswesens und einem Rückzug des Staates: „Die Gestaltung eines adaptiven Gesundheitssystems, das auch Ausnahmesituationen meistern kann, ist eine staatliche Aufgabe.“

Kritische Bilanz

Kritisch bilanziert die Leopoldina: Während sich Krankenhäuser in der Pandemie auf die Bewältigung der Covid-19-Gefahr konzentrierten, sei die Versorgung von Patienten mit anderen Erkrankungen „deutlich in den Hintergrund gerückt“. Die Forscher schreiben: „Auch wichtige Präventionsmaßnahmen mussten unterbrochen werden. Gleiches gilt für Forschungsaktivitäten.“ Es gehe nun darum, die Arbeit für alle Patienten schnellstmöglich wieder zu gewährleisten. Im Papier heißt es deshalb: „Langfristig sollte das Gesundheitssystem so aufgestellt sein, dass eine gute Versorgung und Forschung auf allen Ebenen auch bei besonderen Herausforderungen gewährleistet sind.“

Die Leopoldina-Forscher beraten die Bundesregierung, es ist bereits ihre vierte Expertise in der Corona-Pandemie. Das Papier platzt aber auch mitten in eine schwelende Privatisierungsdebatte in Sachsen-Anhalt. In der Regierungskoalition kritisierten zuletzt vor allem SPD und Grüne einen zu hohen Grad der Privatisierung im Gesundheitswesen.

Erheblicher Investitionsstau

Die Leopoldina betont nun, es sei „eine staatliche Aufgabe, die Krankenversorgung in Krisensituationen und eine qualitätsgesicherte und wissenschaftsorientierte medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“. Dies werde insbesondere von den Universitätskliniken gewährleistet. Diese leiden in Sachsen-Anhalt aber unter erheblichem Investitionsstau. Die Forscher mahnen auch, das Personal im Gesundheitswesen brauche gesellschaftliche Wertschätzung und angemessene Entlohnung. (mz)