Altschützen Weidach: Geboren im „Grünen Baum“
Historie
by Sabine Hermsdorf-HissDie Altschützen Weidach feiern ihr 100-jähriges Bestehen. Schützenmeisterin Susi Steiner blickt zurück
Weidach – Wir schreiben das Jahr1920: Friedrich Ebert ist Reichspräsident, Thomas Mann veröffentlicht sein Werk „Herr und Hund“, in der Schweiz wird eine Volksinitiative zum Verbot von Casinos angenommen – und in Weidach wird ein Schützenverein gegründet. „Leider gibt es aus dieser Zeit keine Unterlagen mehr“, bedauert die heutige Erste Schützenmeisterin Susi Steiner (59). „Sie sind vermutlich im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Nicht einmal mehr eine Liste der Gründungsmitglieder existiert.“ Nur ein Foto aus dem Mai 1925 erinnert an die Fahnenweihe. „Auf deren Vorderseite ist der heilige Hubertus, auf der Rückseite die Wolfratshauser Burg, die Weidacher Kapelle und unser damaliges Vereinslokal ,Grüner Baum‘.“ Im Lokal, in einem abgetrennten Bereich, wurde auch der Schießstand eingerichtet, ebenso diente die Gaststube 1950 als „Ort der Neugründung“ nach dem Krieg.
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Drei Jahre später stand der Grüne Baum im Mittelpunkt eines Streits. „Bei einem Übungsschießen im November 1953 sprach sich ein Großteil der Schützen für einen Wechsel des Lokals aus“, berichtet Steiner. Eine Generalversammlung wurde einberufen, der erste Beschluss aufgehoben und neu abgestimmt. Die Versammlung entschied sich nun mit 13:5 Stimmen für den Verbleib in dem Lokal. „Das hatte zur Folge, dass sich der Verein teilte: In die ,Altschützen Grüner Baum‘ und die Altschützen mit dem Vereinslokal Bahnhofsrestauration, die sich später in ,Schützengesellschaft Weidach Stamm‘ umbenannten.“ Die Eintragung der ersten Gruppe in das Vereinsregister erfolgte 1976 unter dem Namen „Altschützen Weidach 1920 e.V.“.
Die Schützen wurden im Laufe der Jahre ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Vereinslebens. Sie nahmen an sportlichen Wettkämpfen teil und richteten auch selbst verschiedene Preisschießen aus. Mit der Zeit wurde der Schießstand im Keller des Grünen Baums sanierungsbedürftig. Als die Freiwillige Feuerwehr Weidach ein neues Gerätehaus bekommen sollte, wurde den Schützen die Möglichkeit eröffnet, im Untergeschoss ein Vereinsheim mit sechs Schießständen zu bekommen. „Diese Gelegenheit nahmen wir gerne wahr. Es wurde mit der Stadt vereinbart, dass wir uns allerdings selbst um den Ausbau kümmern mussten.“ Und das taten die Schützen: Sie investierten ehrenamtlich rund 1800 Stunden und schufen sich so ein gemütliches, aber auch zweckmäßiges Vereinsheim, das im September 1997 durch den damaligen Stadtpfarrer Nedilko Sabic feierlich geweiht wurde.
Auch sportlich erzielten die Altschützen Weidach große Erfolge: 2002, 2006 und 2007 gewannen sie die Mannschaftswertung bei den Stadtmeisterschaften. „2005 und 2013 sogar mit einem Kuriosum: Wir waren beide Male ringgleich mit den Stoarösl Waldram.“ 2010 wurde Maximilian Selb Sieger im Gaufinale und Meister im Bezirk München, Vanessa Richter konnte einige erste Plätze für sich verbuchen. Und Susi Steiner? Sie wurde Erste bei den Gaumeisterschaften, bei der Oberbayerischen Meisterschaft, der Bayerischen Seniorenmeisterschaft und erreichte den 17. Platz bei der Deutschen Meisterschaft. „Das Sportliche steht aber für mich nicht an der ersten Stelle“, sagt die Erste Schützenmeisterin, die seit vier Jahren die Altschützen Weidach anführt. „Vielmehr sind es die Menschen, das gesellige Beisammensein. Ich fühle mich einfach wohl hier.“
Die Feier zum 100-Jährigen Bestehen des Traditionsvereins musste aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden. Ein neuer Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.
sh
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