Polizeigewalt gegen George Floyd in USA: Bürgermeister fordert Festnahme des brutalen Polizisten

FBI untersucht Tod des Mannes

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Ein erschütterndes Video sorgt in den USA für Entsetzen und Proteste. Bei einer Festnahme durch die Polizei kommt der Afroamerikaner George Floyd ums Leben.

+++ 20.23 Uhr: Nach dem Tod von George Floyd in den USA fordert der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey, die Festnahme des Polizisten, der Floyd am Montagabend (25.05.2020) brutal am Boden festgehalten hatte. Die vier Polizisten, die in den Fall involviert waren, sind laut Frey mit sofortiger Wirkung entlassen worden. 

Bürgermeister Frey forderte am Mittwoch (27.05.2020), der Polizeibeamte müsse festgenommen und angeklagt werden. „Wieso ist der Mann, der

George Floyd

getötet hat, nicht im Gefängnis?“, fragte er vor Journalisten. „Wenn Sie es getan hätten, oder ich es getan hätte, wären wir jetzt hinter Gittern.“

Polizeigewalt gegen George Floyd in den USA: „Sie haben meinen Bruder umgebracht“ - Schwester fordert Mordanklage

+++ 14.25 Uhr: Der Tod von George Floyd erinnert viele Menschen in den USA an den Tod von Eric Garner. Der damals 43-jährige asthmakranke Afroamerikaner hatte am 17. Juli 2014 in New York während einer Festnahme durch Polizisten sein Leben verloren. Genauso wie bei George Floyd reagierten auch damals die Beamten nicht auf die Worte des am Boden liegenden Opfers: Der hatte „Ich kann nicht atmen“ gerufen – wie George Floyd auch. Beide wurden anschließend ins Krankenhaus gebracht, wo in beiden Fällen der Tod festgestellt wurde. Auch vom Tod Garners existieren Videos.

„Das ist aber noch viel, viel schlimmer als bei Eric Garner“, sagte nun der von Floyds Familie engagierte Bürgerrechtsanwalt Ben Crump in der Today Show des Fernsehsenders NBC. Crump sprach dabei von „brutaler, tödlicher und übermäßiger Gewalt“ seitens der Polizei. „Sie waren an seinem Hals: nicht eine Minute lang, nicht zwei Minuten, nicht drei Minuten, nicht vier Minuten, nicht fünf Minuten, nicht sechs Minuten, nicht sieben Minuten, nicht acht Minuten, sondern ganze neun Minuten lang. Und das, während er um sein Leben bettelt.“

Er hoffe, dass der Mord ein Wendepunkt für das Justizsystem in den USA sein würde. „Es kann nicht zwei Justizsysteme geben, eines für das schwarze Amerika und eines für das weiße Amerika.“

In derselben Sendung forderte Floyds Schwester scharfe Konsequenzen: „Ich will, dass diese Polizisten wegen Mordes angeklagt werden, denn genau das haben sie getan“, sagte Bridgett Floyd, die während der Aufnahme immer wieder mit den Tränen kämpfte. „Sie haben meinen Bruder ermordet. Er hat um Hilfe gerufen. Die Beamten sollten wegen Mordes im Gefängnis sitzen.“

Video zeigt Polizeigewalt in den USA: Tod eines Afroamerikaners löst schwere Proteste aus

Update vom Mittwoch, 27.05.2020, 10.45 Uhr: Der Tod des Afroamerikaners George Floyd sorgt in den USA für Unruhen auf den Straßen. Am Dienstagabend (26.05.) versammelten sich trotz der Corona-Pandemie Tausende Menschen in Minneapolis, um gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. 

Mit dem Ruf „Ich kann nicht atmen“ marschierten sie von der Stelle aus, an der der 46-jährige Floyd am Montag starb, zum dritten Polizeirevier. Nach einem friedlichen Beginn eskalierten die Proteste plötzlich. Während die Polizei Tränengas und Rauchbomben einsetzte, versuchten sich die Demonstranten hinter einer improvisierten Barrikade aus Einkaufswagen zu verstecken.

„Wir Schwarze sind es leid“, sagte Kiara Nelson der Zeitung „The Daily Beast“: „Die Tatsache, dass dies immer wieder geschieht, ist einfach verrückt.“ 

Video zeigt Polizeigewalt in den USA: Vier Beamte nach Tod eines Afroamerikaners entlassen

Update vom Mittwoch, 27.05.2020, 08.45 Uhr: Das Video aus den USA schockiert. In den Straßen von Minneapolis ist ein weißer Polizist zu sehen, der sein Knie minutenlang an den Hals eines Afroamerikaners drückt. Der fleht wiederholt um Hilfe, ehe er schließlich das Bewusstsein verliert. Danach wurde er noch ins Krankenhaus gebracht, doch jede Hilfe kam zu spät. George Floyd war tot. 

Viele Politiker in den USA zeigten sich entsetzt, darunter Senatoren wie Sherrod Brown oder Abgeordnete des Repräsentantenhauses wie Ilhan Omar.  Besonders betroffen war der Bürgermeister von Minneapolis. Noch am Nachmittag gab Jacob Frey bekannt, dass die vier in den Fall involvierten Polizisten entlassen worden seien. 

„Es ist die richtige Entscheidung für unsere Stadt, die richtige Entscheidung für unsere Gemeinde. Es ist die richtige Entscheidung für die Polizei von Minneapolis“, sagte Frey bei einer Pressekonferenz mit Polizeichef Medaria Arradondo.  „Was wir gesehen haben, ist schrecklich. George Floyd hätte nicht sterben dürfen

Polizeigewalt in den USA: Familie von George Floyd schaltet Anwalt ein 

„Fünf Minuten lang sahen wir zu, wie ein weißer Polizist einem hilflosen Schwarzen sein Knie in den Nacken drückte“, sagte der Bürgermeister. „Fünf ganze Minuten lang. Das war keine Entscheidung, die im Bruchteil einer Sekunde zu fällen war.“

Arradondo sagte während der Pressekonferenz, er habe beschlossen, das FBI um Ermittlungen zu bitten, nachdem er „zusätzliche Informationen“ über den Vorfall erhalten habe, lehnte es jedoch ab, näher darauf einzugehen.

Floyds Familie hat unterdessen einen Anwalt engagiert. Benjamin Crump erklärte über Twitter, er sei engagiert worden, um die Familie des Opfers in diesem Fall von „missbräuchlicher, exzessiver und unmenschlicher Gewaltanwendung“ zu vertreten. Die Polizei müsse zur Rechenschaft gezogen werden.

Derweil kämpfen auch andere Teile der USA mit dem alltäglichen Rassismus. So hat jetzt eine Frau aus New York Empörung ausgelöst. Nach einemWortgefecht mit einem Afroamerikaner rief sie die Polizei: „Weil er schwarz ist.“

„Ich kann nicht atmen“: Erschütterndes Video zeigt Polizeigewalt in den USA – Afroamerikaner stirbt

Erstmeldung vom Dienstag, 26.05.2020: Minneapolis – Die Szenen sind entsetzlich. Sie stammen aus den USA. Ein Polizist drückt sein Knie etwa dreieinhalb Minuten lang gegen den Hals eines bewegungslosen, stöhnenden Mannes, der so gut wie keine Luft bekommt. „Ich kann nicht atmen!“, ist zu hören. „Ich kann nicht atmen! Töte mich nicht!“ 

USA: Video zeigt die Szenen der Verhaftung

Doch genau das passierte am Ende. Der Mann, der verhaftet werden sollte, kam zwar noch ins Krankenhaus, erlag jedoch später seinen Verletzungen. Es handelt sich um einen Afroamerikaner. Der ganze Vorfall, der seit Dienstag (26.05.2020) die USA aufrüttelt, ist auf einem Video festgehalten worden, das auf Facebook veröffentlicht wurde. 

Das alles geschah am Montagabend gegen 20 Uhr Ortszeit im Süden von Minneapolis, der mit rund 382.500 Einwohnern bevölkerungsreichsten Stadt im US-Bundesstaat Minnesota. Die Polizeibehörde von Minneapolis gab am frühen Dienstag bekannt, dass der namenlose Mann später an einem „medizinischen Vorfall“ gestorben sei. 

Rassismus in den USA: Das FBI untersucht den Tod des Afroamerikaners

„Zwei Beamte befahlen ihm, aus seinem Auto zu steigen“, hieß es vonseiten der US-Polizei. Nachdem er ausgestiegen sei, habe der Mann „physisch Widerstand geleistet. Die Beamten legten dem Afroamerikaner Handschellen an und stellten fest, dass anscheinend ein medizinischer Notfall vorliegt. Die Beamten forderten deshalb einen Krankenwagen an.“ 

Der Mann sei kurz darauf gestorben, heißt es in der Erklärung, und weiter: „Zu keinem Zeitpunkt wurden Waffen jeglicher Art von Personen verwendet, die an diesem Vorfall beteiligt waren.“ Jetzt untersuchen das FBI und die staatlichen Behörden den Tod des Mannes. Es scheint ein weiterer Fall von Polizeibrutalität in den USA.

Bürgermeister von Minneapolis reagiert geschockt auf den Vorfall von Polizeigewalt in den USA

Das Video stammt von der US-Amerikanerin Darnella Frazier. „Als ich hinging, war er bereits am Boden“, sagt Frazier in ihrem Facebook-Video. „Die Cops haben ihn an seinem Hals festgehalten und er hat geweint. Die Polizei hat ihn getötet, direkt vor allen. Er weinte und sagte ihnen, er könne nicht atmen und alles. Sie haben diesen Mann getötet.“ 

Der Bürgermeister von Minneapolis reagierte geschockt: „Er hätte nicht sterben dürfen“, sagte Jacob Frey. „Was wir gesehen haben, war schrecklich. In den USA schwarz zu sein, sollte kein Todesurteil sein. ... Wenn Sie jemanden um Hilfe rufen hören, sollen Sie helfen. Dieser Offizier hat im grundlegendsten menschlichen Sinne versagt. “

USA kämpfen mit Rassismus: Erinnerungen an den Tod von Eric Garner werden wach

Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer stellten Ähnlichkeiten zwischen dem Tod des Mannes und dem von Eric Garner fest, einem unbewaffneten Schwarzen, der 2014 starb*, nachdem er von einem New Yorker Polizisten in einen Würgegriff gebracht worden war. 

Sein Tod verschaffte in den USA und darüber hinaus der ein Jahr zuvor gegründeten Bürgerrechtsbewegung „Black Lives Matter“ damals zu Bekanntheit. Die letzten Worte von Garner damals wurden auf einem Video festgehalten und lauteten: „Ich kann nicht atmen.“ Dann starb er.

Von Christian Stör

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