Frankfurter Buchmesse
Buchmesse im Corona-Modus
by Claus-Jürgen GöpfertDie Messe soll nicht nur virtuell sondern auch im echten Leben durchgeführt werden. Die Besucher erwarten dann bis zu acht Meter breite Gänge und viele andere Hygienevorkehrungen.
Die Bilder, die sich über Jahrzehnte mit der Frankfurter Buchmesse verbunden haben, soll es in diesem Jahr nicht geben. Keine drangvolle Enge in schmalen Gängen in den Messehallen, keine fast stehenden Menschenmengen. 2020 will man in den Hallen drei, vier und sechs auf dem Frankfurter Messegelände nur insgesamt sechs Ebenen belegen. Die Gänge werden sechs bis acht Meter breit sein, vor jedem Stand sind noch einmal anderthalb Meter „Kommunikationsfläche“ geplant.
Die Frankfurter Buchmesse und die städtische Messegesellschaft haben wegen der Corona-Pandemie gemeinsam ein „Hygienekonzept“ für die Veranstaltungen auf dem Messegelände erarbeitet. Diese Überlegungen hätten das Gesundheits- und das Ordnungsamt der Stadt „überzeugt“, so die Buchmesse am Mittwoch. Auch die hessische Landesregierung habe „grünes Licht“ gegeben. Eingelassen wird auf das Gelände nur, wer sich vorher registrieren lässt und Auskunft über seinen Gesundheitszustand gibt. Die mögliche Zahl von Besucherinnen und Besuchern mache man vom Grad der Pandemie im Oktober abhängig.
Die gewohnten großen Bühnen auf dem Freigelände der Messe, der Agora, entfallen. Sie werden durch digitale Angebote ersetzt. Bis Mitte Juli soll die Platzierung der Stände abgeschlossen sein. Normalerweise kommen in den Messetagen etwa 7000 Verlage aus mehr als 100 Ländern. Diese Zahlen werden in diesem Jahr sicherlich bei weitem nicht erreicht werden. Die Buchmesse gibt sich betont optimistisch: Sie erwartet Teilnehmer aus ganz Europa und auch aus dem nichteuropäischen Ausland. In welcher Form sich der diesjährige Ehrengast Kanada präsentiert, ist noch nicht entschieden. Ein Gastland-Pavillon, wie es ihn üblicherweise im ersten Stock des Messe-Forums gibt, wird nicht erwähnt.
Vieles wird sich in diesem Jahr im Internet abspielen. Die Buchmesse kündigt ein umfassendes „digitales Rahmenprogramm“ an. Für die Präsentation von Produkten und von Unternehmen entwickele man neue Formate, so Buchmessen-Direktor Juergen Boos. Von einem digitalen Bookfest-Zentrum aus will die Messe Neuerscheinungen sowie Autorinnen und Autoren vorstellen.
Die beiden wichtigsten Preise, die mit der Buchmesse verbunden sind, werden auch in diesem Jahr verliehen. Das ist der Deutsche Buchpreis am 12. Oktober und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels am 18. Oktober.
Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins, sprach von einer „mutigen und wegweisenden Entscheidung“. Alexander Skipis , der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, kündigte die „beste Buchmesse unter den gegebenen Umständen“ an. Für ihre Entscheidung, die Buchmesse trotz Corona-Pandemie zu organisieren, haben sich die Veranstalter die inhaltliche und wirtschaftliche Rückendeckung großer Verlagsgruppen geholt. Genannt werden Random House, Bonnier, Holtzbrinck und Bastei/Lübbe. Sie hätten „im Austausch“ mit der Frankfurter Buchmesse das neue Konzept mit entwickelt.
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