Bündner Firma verkauft zweifelhaftes Desinfektionsmittel

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Auf dem Markt gibt es viele unterschiedliche Desinfektionsmittel.
UNSPLASH

Seit Beginn der Coronakrise sind Artikel wie Schutzmasken und Desinfektionsmittel kaum wegzudenken. Verschiedene Unternehmen produzierten darum in den letzten Wochen nebst ihren üblichen Produkten diverse Schutzartikel. Auch die Bündner Firma Pegasus Development AG mit Sitz in Chur wirbt seit März aktiv für ein Desinfektionsmittel, wie «srf.ch» berichtet.

Das Desinfektionsmittel beinhalte keinen Alkohol und basiere auf organischen Tensiden. Laut eigenen Aussagen der Firma zeigt das Mittel eine aussergewöhnliche Leistung unter anderem gegen Coronaviren, Ebola oder die Schweinegrippe. Roberto Spano, Geschäftsführer Pegasus Development AG, meint gegenüber SRF: «Seit der Coronakrise werden wir von Anfragen förmlich überrannt.»

Trotz Registrierung nicht erlaubt

Dieser Ansturm wird nun aber infrage gestellt. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von SRF erklärt, befindet sich das Produkt nämlich nicht in der Datenbank des Bundes. Alle chemischen Produkte, die legal auf dem Markt sind, seien registriert. Das Desinfektionsmittel aus Graubünden befindet sich nicht in dieser Datenbank und auch nicht in der Datenbank der europäischen Biozidabteilung – es müsse somit davon ausgegangen werden, dass das Mittel nicht zugelassen sei.

Die Betroffenen selbst verneinen diese Behauptungen und berichten von Registrierungen in Portugal und Irland. Somit sei das Produkt in der EU registriert. Wie die Nachforschungen von SRF zeigen, gibt es in einer irischen Datenbank ein Produkt mit der passenden Bezeichnung. Allerdings dürfe dieses Mittel nur zur Reinigung von bestimmten Objekten wie Swimmingpools verwendet werden. Die Anwendung auf der Haut sei sogar klar ausgeschlossen.

Skepsis und fehlende Nachweise 

Skeptisch gegenüber dem Produkt ist auch Siobhán Dowling vom für Covid-19 zuständigen Departement of Agriculture, Food and the Marine. Seiner Meinung nach gibt es keine Hinweise, dass das Produkt gegen Covid-19 schützt. Diese Ansicht teilt auch Andreas Widmer, Präsident des nationalen Zentrums für Infektionsprävention SWISSNOSO. Für Widmer wäre denkbar, dass das Churer Desinfektionmittel zwar eine Wirkung aufweist, aber nicht im nötigen Masse. «Desinfektionsmittel müssen extrem schnell eine grosse Keimmenge reduzieren», sagt er. «Der nötige Nachweis ist bei dieser Firma in keiner Weise nachvollziehbar und liegt auch nicht vor.» Wie Pegasus Development auf Anfrage wiederum betont, soll der Nachweis aber im nächsten Monat erfolgen. (paa)

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