Wer darf aus der Regionalliga aufsteigen? In zwei Staffeln gibt's Streit
Nach dem Drittliga-Aufstieg des 1. FC Saarbrücken (Regionalliga Südwest) und VfB Lübeck (Regionalliga Nord) stehen finale Entscheidungen der anderen Staffeln noch aus. Debatten gibt es vor allem im Westen und im Nordosten.
by René WenzelDie Regionalverbände dürfen selbst eine Entscheidung über die Aufstiegsregelung treffen. Das hatte der DFB-Bundestag am Montag beschlossen. In drei Ligen steht ein endgültiger Beschluss noch aus. Nur in der Regionalliga Südwest (1. FC Saarbrücken) und Regionalliga Nord (VfB Lübeck) ist bereits klar, wer in die 3. Liga aufsteigt. In Bayern läuft alles auf Türkgücü München hinaus. Im Westen und Nordosten beanspruchen dagegen mehrere Teams eine Aufstiegschance für sich. Diese beiden Staffeln haben zusammen nur einen Aufstiegsplatz - die noch festzulegenden Vertreter müssen also in Aufstiegsspielen gegeneinander antreten.
GABFAF wirft einen Blick auf die aktuelle Lage in den fünf Regionalligen. Absteiger wird es nach derzeitigem Stand in keiner der fünf Staffeln geben.
REGIONALLIGA BAYERN
Im Fokus stehen aktuell die Turbulenzen um Tabellenführer Türkgücü München. Der Durchmarsch des Aufsteigers in die 3. Liga ist bei neun Punkten Vorsprung sportlich eigentlich kaum zu stoppen. Wegen der Corona-Krise und einer offenen Stadionfrage aber stellte der Geschäftsführer infrage, dass dies klappt.
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) beschloss indes bereits, dass jenes Team in die 3. Liga aufsteigen darf, das bei Meldefrist die Tabelle anführt. Das Datum gibt es noch nicht. Neben Türkgücü hat nur der zweitplatzierte 1. FC Schweinfurt eine Drittligalizenz beantragt. Just die Schweinfurter gehören aber zu jenen Regionalligisten, die eine zweigleisige 3. Liga fordern. Aus Bayern sind zudem noch Bayreuth und Aschaffenburg für die Reform.
Insgesamt geht in dieser Liga die Meinung ganz klar zu Saisonabbruch. Mit 12:1 Stimmen sowie fünf Enthaltungen haben sich die Vereine bei einer Umfrage gegen eine Fortsetzung ausgesprochen. Nur der FC Memmingen plädierte für eine Fortsetzung der Saison, obwohl der Verein alle Verträge mit seinen Spielern bereits im März aufgekündigt hatte.
REGIONALLIGA SÜDWEST
Der 1. FC Saarbrücken steigt aus dieser Staffel in die 3. Liga auf. Das Saisonziel ist damit erreicht, wenn auch anders als geplant. "Wir hätten den Aufstieg gerne auf normalem Wege erreicht und waren auch auf dem besten Weg dorthin. Aber Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Pandemie ist auch noch nicht vorbei", sagt FCS-Präsident Hartmut Ostermann.
Der FCS freue sich über die Entscheidung der Regionalliga, die Saison für alle Vereine einvernehmlich zu beenden und den FCS als Südwest-Vertreter in die 3. Liga zu entsenden. Ein Saison-Highlight steht für Saarbrücken noch an: Das Halbfinale im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen am 9. Juni in Völklingen.
REGIONALLIGA WEST
Im Westen geht der Trend klar zum Abbruch - das bestätigte auch jüngst der WDFV. Nur Rot-Weiss Essen war in einer Abstimmung dagegen, nur ein weiterer Verein enthielt sich. Einig sind sich alle darüber, dass es keinen Absteiger gibt. Was es so schwierig macht, ist die komplizierte Ermittlung des Relegations-Teilnehmers um den Aufstieg. Der souveräne Tabellenführer SV Rödinghausen hat keine Lizenz für die 3. Liga beantragt. Verl, mit 53 Punkten nach 22 Spielen Zweiter, hat im ersten Anlauf keine Lizenz bekommen.
Der SCV will laut Reviersport demnächst ein Stadion präsentieren, wo der Klub mögliche Drittliga-Spiele austragen würde – die Entscheidung soll wohl auf die Arena des SC Paderborn fallen. "Ich kann nur so viel verraten: Der SC Verl wird die Lizenz zur 3. Liga auf jeden Fall erhalten. Wir müssen es wahrscheinlich nur sportlich lösen. Darauf stellen wir uns aktuell ein", sagte Verls Präsident Raimund Bertels.
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REGIONALLIGA NORD
In Folge des Abbruchs der Saison 2019/20 beschloss das Präsidium des Verbandes einstimmig den Aufstieg des VfB Lübeck in die 3. Liga. "Der VfB Lübeck ist in allen Konstellationen der Tabelle an der Spitze, daher das klare Votum für den Aufstieg,“ äußerte sich NFV-Präsident Günter Distelrath nach der Videokonferenz. "Eine Relegationsrunde zwischen dem Zweitplatzierten VfL Wolfsburg und dem VfB Lübeck, wie von einigen Vereinen vorgeschlagen, lehnt das NFV-Präsidium ab", heißt in der veröffentlichen Pressemitteilung.
VfB-Trainer Rolf Landerl hatte sich einen Aufstieg eigentlich anderes vorgestellt - mit einem vollen Stadion und einer gebührenden Feier. "Die Freude ist dennoch sehr groß. Es ist ganz eigenartig, weil es in dieser Corona-Geschichte passiert. Trotzdem sind wir verdienter Aufsteiger, muss ich ganz ehrlich sagen. Wir freuen uns unglaublich auf die 3. Liga. Ich muss mich bei den Fans bedanken. Leider können wir nicht zusammen feiern. In Gedanken sind wir absolut zusammen", sagte Landerl.
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REGIONALLIGA NORDOST
In einem abgefragten Meinungsbild stimmten 80 Prozent der Klubs für ein vorzeitiges Saisonende. Der Abbruch gilt damit als sicher. Unklar ist, wie der Meister bestimmt werden soll, der gegen den Sieger der West-Staffel um den Aufstieg in die 3. Liga spielen müsste. Die Mehrheit der Vereine ist dafür, die Tabelle mittels Quotientenregelung zu bestimmen. Damit wäre Lok Leipzig Meister.
Gegenwehr kommt vom derzeitigen Tabellenführer Altglienicke, der bei selber Punktzahl ein Spiel mehr als Leipzig hat. Auch Cottbus ist gegen eine Quotientenregelung. Altglienicke möchte gern ein "Meister-Finale" gegen Lok, Cottbus präferiert Playoffs. Kommt es zu Relegationsspielen? Der Verband NOFV hat noch keine finale Entscheidung getroffen.