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Der Klimawandel macht das Wasser in Hessen teurer.© Picture Alliance, dpa (Symbolbild)
Trinkwasser

Der Klimawandel macht das Wasser in Hessen teurer

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In Hessen müssen die Leitungen ausgebaut werden, neue Sammelbehälter werden gebraucht. Und sogar das Abwasser aus den Kläranlagen könnte eine neue Bestimmung erhalten.

Der Klimawandel bringt mehr heiße und trockene Sommer, aber auch mehr Starkregen. Für den Umgang mit Wasser bedeutet das eine doppelte Herausforderung: Es muss genügend Trinkwasser zur Verfügung stehen, und die Wassermassen, die örtlich vom Himmel fallen, müssen irgendwie kanalisiert werden. Sich darauf einzustellen, wird viel Geld kosten.

„Wir müssen damit rechnen, dass die Preise für Wasser und Abwasser in den nächsten Jahren steigen werden“, sagt Elisabeth Jreisat, Geschäftsführerin von Hessenwasser. Das Unternehmen gehört Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, dem Kreis Groß-Gerau sowie 14 weiteren Kommunen und versorgt Großteile des Rhein-Main-Gebiets mit Trinkwasser.

In den nächsten Jahren will Hessenwasser rund 100 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur investieren, also für Leitungen, Pumpen oder Sammelbehälter.

Wasser in Frankfurt

Frankfurt deckt seinen eigenen Bedarf etwa zu einem Viertel selbst. Je rund ein Drittel kommen aus dem Vogelsberg und dem Hessischen Ried, die restlichen gut zehn Prozent aus Spessart und Kinzigtal.

Gut 140 Liter verbraucht jeder Frankfurter am Tag, hessenweit sind es 120 Liter je Einwohner. 30 bis 60 Liter rauschen durch die Toilettenspülung. Der Rekordverbrauch stammt vom 26. Juni 2019, da wurden in Frankfurt rund 426 000 Kubikmeter abgezapft. pgh

Dies sei nötig, um genügend Wasser zur Verfügung stellen zu können, vor allem auch zu den Zeiten, in denen besonders viel abgezapft wird. Im Sommer sind das vor allem die Abendstunden, wenn Gärten bewässert werden und die Menschen duschen oder baden wollen. In heißen, trockenen Sommern noch mehr als sonst: So stieg der Verbrauch der Jahre 2018 und 2019 im Bereich des Zweckverbands Offenbach von durchschnittlich 18 Millionen Kubikmeter auf rund 19,5 Millionen Kubikmeter, wie Geschäftsführer Bernd Petermann in einer Video-Pressekonferenz am Mittwoch erläuterte.

„Die Infrastruktur kommt bei den Spitzenlasten an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit“, sagt Petermann. Er appelliert an die Menschen gerade im Ballungsraum, sparsam mit dem Wasser umzugehen. Gleichzeitig sei es nötig, Leitungsverbünde auszubauen, um innerhalb der Regionen mehr Ausgleich schaffen zu können. Zurzeit werde ein Gutachten erstellt, das zeigen solle, wie sich der Klimawandel im Rhein-Main-Gebiet mit Blick auf das Wasser auswirke.

Für Clemens Abel, Betriebsleiter der Mittelhessischen Wasserbetriebe in Gießen, ist klar, dass sich in der Stadtplanung dringend etwas ändern muss. „Wir müssen endlich anfangen, sonst wird das am Ende noch viel teurer werden“, mahnte er. Man müsse daran arbeiten, „das Wasser in der Stadt zu halten“.

Konkret fordert er, Brauchwasser verstärkt zu nutzen, um öffentliche Flächen oder die Landwirtschaft zu bewässern. Statt immer größere Kanäle für Abwasser bauen zu müssen, sollten Speicher angelegt werden, um Regenwasser zu sammeln. Auch das Begrünen von Dächern, gerade großflächige in Gewerbe- und Industriegebieten, helfe, die abzuleitenden Massen zu verringern.

In Gießen würden beispielsweise unter Stadtbäumen Reservoire angelegt, um weniger bewässern zu müssen. Und wenn Kläranlagen eine vierte Reinigungsstufe bekämen, könne deren Abwasser ebenfalls zum Bewässern genutzt werden.