Aktivist und Autor
Larry Kramer ist tot
Wütend war er bis zum Ende: Larry Kramers Protestaktionen gegen Aids bewegten in den Achtzigern New York. Jetzt ist der Aktivist und Künstler gestorben - er wurde 84 Jahre alt.
In den frühen Achtzigern war er einer der ersten Aktivisten, die die tödliche Dimension der neuen Krankheit Aids kommen sahen, bis in den Neunziger hatte er Einfluss auf die Gesundheitspolitik der USA. Jetzt ist der Aktivist, Künstler und Dramatiker Larry Kramer mit 84 Jahren gestorben.
Der 1935 im US-Bundesstaat Connecticut geborene Kramer besuchte die Eliteuniversität Yale und arbeitete danach zunächst in der Filmbranche: Seine Drehbuchadaption von D. H. Lawrence' Roman "Liebende Frauen" wurde 1969 für einen Oscar nominiert.
Am bekanntesten wurde er aber als öffentliche Figur durch seinen lautstarken Kampf gegen Aids. In den Magazinen der schwulen Szene schrieb er etwa in den Achtzigern: "Unser Fortbestand als schwule Männer auf dieser Erde steht auf dem Spiel. Wenn wir nicht für unsere Leben kämpfen, werden wir sterben." 1985 feierte sein autobiografisch geprägtes Stück "The Normal Heart" Premiere, darin wird die Aidskrise in New York aus der Sicht eines schwulen Autoren erzählt; das Stück inspirierte Massen zum Protest.
1987 gründete Kramer die "Aids Coalition to Unleash Power" (ACT UP), eine Protestbewegung, die mit ihren Aktionen auch künstlerisch auf die Aidskrise aufmerksam machte: Bei sogenannten "Die-Ins" legten etwa Hunderte Menschen den Straßenverkehr in Manhattan lahm, indem sie sich bewegungslos auf den Boden legten.
Unbequem bis zum Ende
Kramer, der in der LGBTQ-Szene auch umstritten war - unter anderem, weil sein Zugang zu Sexualität ein eher aktivistischer war, der sich weniger mit theoretischen Zugängen zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen auseinandersetzte - blieb bis zum Ende seines Lebens wütend, unbequem. Seine Bewegung "Act Up" erinnerte er etwa in einem Gespräch mit der "taz" 2006 ambivalent. Er beklagte eine mangelnde Solidarität der Schwulen- und Lesbenbewegung: "Die Leute kämpfen nicht, ich habe keine Ahnung, warum nicht. Auf dem Höhepunkt von Aids, als wir gestorben sind wie die Fliegen, können es nicht mehr als Zehntausend gewesen sein, die sich engagiert haben. In einem Land von, wer weiß, fünf, sechs, sieben Millionen."
Noch 2014 wurde "The Normal Heart" als Fernsehfilm adaptiert, der Film mit Julia Roberts und Mark Ruffalo gewann einen Emmy. Eines seiner letzten Projekte war eine zweiteilige Chronik über die Geschichte Homosexueller in den USA. Darüber sagte er: "Ich denke, es ist wichtig, dass wir unsere Geschichte kennen - die Geschichte darüber, wie schlecht wir behandelt wurden und wie hart wir kämpfen mussten, um zu bekommen, was wir verdienen: Gleichheit." Jetzt ist Kramer im Alter von 84 Jahren gestorben.
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eth/rtr/dpa