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Sprung in die Freiheit: Der Wisentbulle Shakal kommt auf dem Muna-Gelände an.© Christoph Goebel, Bundesforst
Darmstadt-Dieburg

Darmstadt-Dieburg: Bulle Shakal ist da

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Die Wisent-Herde auf dem ehemaligen Militärgelände Muna bei Münster ist jetzt komplett. Derzeit werden die Tiere an den Menschen gewöhnt.

Heute waren die Tiere etwas stinkig, weil ich erst gegen Mittag kam“, sagt Harald Fuhrländer. Er ist Bundesförster für Südhessen und derzeit mit der Eingewöhnung der Wisente auf dem Muna-Gelände bei Münster zuständig. Die neun Tiere sind Teil eines im Rhein-Main-Gebiet einzigartigen Naturschutzprojekts, das der Bundesforstbetrieb Schwarzenborn der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit der Gemeinde Münster und der Deutschen Bahn umsetzt.

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Angekommen im Paradies: Gibt es hier keine Zäune?© Christoph Goebel, Bundesforst

Am vorigen Wochenende kam der 780 Kilogramm schweren Bulle Shakal als letztes Mitglied der Herde an. „Er ist schon der Boss“, sagt Fuhrländer. „Wenn er sich hinlegt, legen sich die Kühe um ihn herum.“ Die beiden mit Sendern versehenen Leitkühe Eileen und Dena drängten sich sogar an ihn. Fuhrländer, der unter anderem Erfahrung mit Wildpferden und Wasserbüffeln hat, besucht die Herde täglich. Dann ruft er sie herbei und füttert die Tiere mit Zuckerrüben und Möhren, um sie an Menschen zu gewöhnen. Ansonsten fänden sie in ihrem Eingewöhnungsgehege genug zu fressen – es sei immerhin sieben Hektar groß. „Die müssen gedacht haben, sie seien im Paradies, weil überhaupt kein Zaun kommt“, vermutet Fuhrländer. Ihre früheren Gehege seien sicher kleiner gewesen.

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So schmeckt die Freiheit...© Christoph Goebel, Bundesforst

Während der siebenjährige Bulle aus dem Wisentpark Kropp in Schleswig-Holstein kommt, trafen seit Anfang Mai die zwei- bis siebenjährigen Kühe aus den Wisentgehegen Hardehausen, Springe und Usedom ein. Ab Herbst solle die Herde das gesamte 250 Hektar große Gelände beweiden, sagt Christoph Goebel, Leiter des Bundesforstbetriebs Schwarzenborn. Auch eine Herde Przewalskipferde soll noch angesiedelt werden.

Bis die ersten Besucher die Tiere im Naturreservat beobachten können, wird es noch ein wenig dauern. Ein naturpädagogisches Erlebniszentrum samt Aussichtsplattform ist in Planung. Laut Fuhrländer wird derzeit ein Aussichtshügel gebaut, der Ende Juni fertig sein soll.

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Das ehemalige Militärgelände aus der Luft. Man sieht die Sprengkrater, die durch Explosionen entstanden sind.© Christoph Goebel, Bundesforst

Auf dem ehemaligen Militärgelände Muna wurde im Zweiten Weltkrieg Munition hergestellt und verladen. Als die Amerikaner 1945 einmarschierten, sprengte die Wehrmacht ihre Bestände. Das Gelände wurde verseucht, Sprengkrater entstanden. Nach dem Krieg nutzte die US-Army das Areal als Munitions- und später als Nachschubdepot für Sonderwaffen; auch Nuklearsprengköpfe sollen hier gelagert worden sein. Bislang wurden 150 Tonnen Munition geräumt.