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Donald Trump | Bildquelle: AFP

Trump droht Twitter mit Schließung

Streit mit Online-Netzwerken

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US-Präsident Trump hat einen heftigen Streit mit dem Onlinedienst Twitter - denn dieser hatte Tweets des Präsidenten als inhaltlich irreführend gekennzeichnet. Nun droht Trump mit der Schließung von Online-Netzwerken - natürlich bei Twitter.

Zwischen US-Präsident Donald Trump und dem von ihm viel genutzten Onlinedienst Twitter ist es zu einem Konflikt gekommen. Das Unternehmen kennzeichnete erstmals zwei Tweets des Präsidenten als inhaltlich irreführend. Daraufhin reagierte Trump erbost und warf Twitter vor, sich in die Präsidentschaftswahl im November "einzumischen". Nun drohte er sogar damit, Online-Netzwerke zu schließen.

Trump beschuldigte das kalifornische Unternehmen, "die Redefreiheit komplett zu unterdrücken". Er werde dies "nicht zulassen", twitterte der Präsident. Nun konkretisiert er seine Drohung: "Die Republikaner sind der Meinung, dass Social Media-Plattformen die Stimmen der Konservativen völlig zum Schweigen bringen. Wir werden sie stark regulieren oder schließen, bevor wir dies jemals zulassen können...", sagt Trump in diesem Tweet.

Trumps Tweets "falsch und unbegründet"

In den beiden beanstandeten Tweets ging es um vermeintliche Betrügereien bei Briefwahlen. Twitter wies Trumps Behauptung, Briefwahlen führten zu massiven Betrügereien bei der Stimmabgabe, als "falsch und unbegründet" zurück. Trumps Tweets über eine vermeintliche Betrugsgefahr "enthalten potenziell irreführende Informationen über Wahlprozesse", teilte Twitter mit. Daher seien sie gekennzeichnet und um zusätzlichen Kontext zu Briefwahlen ergänzt worden.

Unter Trumps Kurznachrichten gibt es somit einen Link mit den Worten "Holen Sie sich die Fakten über Briefwahlen". Dieser führt Nutzer zu einer Twitter-Seite mit einer kritischen Prüfung der Aussagen sowie Nachrichtenartikeln über unbelegte Behauptungen Trumps.

"Manipulierte Wahl" - laut Trump

Der Präsident führte in Tweets ohne Belege ins Feld, dass im Bundesstaat Kalifornien geplante erweiterte Optionen der Stimmabgabe per Brief eine "manipulierte Wahl" zur Folge haben würden. Stimmzettel würden gestohlen, gefälscht, "illegal ausgedruckt" und "betrügerisch ausgefüllt" werden, warnte er.

Trumps bevorzugtes Sprachrohr

Twitter ist der wichtigste Kommunikationskanal für Trump. Dort wendet er sich direkt an Millionen Amerikaner - und kann somit Medien umgehen, die seine Aussagen kritisch einordnen könnten. Er benutzt den Dienst häufig dafür, Gegner heftig zu attackieren, Verschwörungstheorien zu verbreiten und seine eigene Regierungsarbeit zu preisen. Viele Tweets des US-Präsidenten werden von Kritikern als Verdrehung oder Missachtung der Fakten angeprangert. Dem US-Präsidenten folgen auf Twitter mehr als 80 Millionen Menschen - ein über Jahre aufgebautes Publikum, das er nicht schnell zu einem anderen Dienst übertragen kann.

Dem Kurznachrichtendienst wurde wiederholt vorgeworfen, nicht gegen falsche, irreführende oder beleidigende Tweets Trumps vorzugehen. Twitter hatte erst vor gut zwei Wochen die Gangart gegen irreführende Informationen verschärft. Unter anderem wurde angekündigt, dass sie mit Warnhinweisen versehen werden. Die Maßnahme wurde damals vor allem mit den Unwahrheiten über das Coronavirus in Verbindung gebracht.

Twitter geht gegen Trump vor
Marcus Schuler, ARD Los Angeles
27.05.2020 06:26 Uhr