Leonard Blavatnik
Dieser Milliardär steckt hinter dem Börsengang von Warner Music
2011 investierte Leonard Blavatnik 3,3 Milliarden Dollar in das Musiklabel. Jetzt bringt er es zum Vierfachen an die Börse – dem Streaming-Boom sei Dank.
by Katharina KortNew York. Milliardär, Philanthrop, Ritter, Kleptokrat. Leonard Blavatnik hat viele Titel, je nachdem, wen man fragt. Diese Woche steht der in der Ukraine geborene Geschäftsmann mit britischem und amerikanischem Pass aber vor allem als Visionär im Rampenlicht.
Mit seiner Übernahme der Warner Music Group, eines der drei größten Musiklabels der Welt, hat der 62-Jährige bereits 2011 erkannt, dass das Geschäft mit Musik dank Streamingdiensten eine Renaissance erleben wird. Vor neun Jahren investierte Blavatnik mit seiner Investmentfirma Access Industries 3,3 Milliarden Dollar in die frühere Time-Warner-Tochter. Nun wird er sie voraussichtlich für das Vierfache an die Börse bringen.
Wie die Gruppe diese Woche bekanntgab, will sie – nach einem zweimonatigen Corona-Stopp – ihre Aktien für bis zu 13,3 Milliarden Dollar an der amerikanischen Technologie-Börse Nasdaq platzieren. Das Geld geht dabei komplett an Access Industries.
Blavatnik hat damit wieder einmal seinen hervorragenden Geschäftssinn bewiesen. Er wurde 1957 in Odessa geboren und wuchs in der Nähe von Moskau auf. Sein Studium als Eisenbahn-Ingenieur durfte er nicht zu Ende bringen, weil seine Familie ein Ausreise-Visum gestellt hatte, mit dem sie 1978 in die USA auswanderte.
Ab dann begann Blavatniks steiler Aufstieg im Westen: Er machte einen Master in Informatik an der Columbia University und setzte später einen MBA an der renommieren Harvard Business School obendrauf.
Bereits mit 29 Jahren gründete er sein Investmentvehikel Access, mit dem er bis heute seine Investitionen betreibt. Nach dem Fall der Sowjetunion investierte er stark in die Privatisierungen in Russland. Ihm gehören untern anderem Anteile an dem Aluminiumkonzern Rusal des Oligarchen Oleg Deripaska. Später beteiligte er sich auch außerhalb Russlands an Öl- und Chemie-Unternehmen und investierte in die Unterhaltungs- und Telekommunikationsbranche.
Platz
56
nimmt Blavatnik auf der „Forbes“-Liste der reichsten Menschen weltweit ein. Sein Vermögen wird auf 19,5 Milliarden Dollar geschätzt.
Blavatnik gehörte zu den frühen Investoren des Berliner Inkubators Rocket Internet und finanzierte auch die US-Modedesignerin Tory Burch. In Norwegen sicherte er sich für 115 Millionen Dollar das Telekommunikationsunternehmen Spectrum. Auf der „Forbes“-Liste stand er im Mai auf Platz 51 der reichsten Menschen weltweit – mit einem geschätzten Vermögen von 19,5 Milliarden Dollar.
Auch als Philantrop hat sich Blavatnik einen Namen gemacht. Dabei reichen seine Spenden von Armenküchen in Israel bis hin zu britischen und amerikanischen Elite-Unis. Die Oxford-Universität erhielt von ihm die bisher größte Spende in Höhe von 100 Millionen Pfund und baute damit die nach ihm benannte „Blavatnik School of Government“. Die Queen schlug ihn als Philantrop gar zum Ritter.
Harvard und die Harvard Medical School erhielten insgesamt 250 Millionen Dollar, die unter anderem dazu dienen sollen, Biotech-Firmen zu gründen.
Umstrittene Spenden
Politisch hat der Freund des israelischen Premiers Benjamin Netanyahu in den USA stets versucht, beide Seiten zu bedienen. Er spendet sowohl für Republikaner als auch für Demokraten. Bei den vergangenen US-Wahlen unterstützte er zwar zunächst den Anti-Trump-Flügel der Republikaner, spendete später aber auch eine Million Dollar für die Feier von Trumps Amtseinführung.
Der schwedische Politikwissenschaftler und Professor der „Blavatnik School of Government“ war daraufhin aus Protest zurückgetreten
Auch sonst ist seine Großzügigkeit umstritten: Als er im Oktober zwölf Millionen Dollar für ein Internship-Programm des Thinktanks „The Council on Foreign Relations“ spendete, schrieben 55 Experten für internationale Beziehungen einen Protestbrief.
Sie werfen Blavatnik seine engen Beziehungen zu Oligarchen und Russlands Präsident Wladimir Putin vor – und dass er sein Geld durch die wenig transparenten Privatisierungen bekommen habe. „Wir sehen dies als weiteren Schritt in den lang währenden Versuchen Herrn Blavatniks, der (...) enge Beziehungen zum Kreml und dessen kleptokratischen Netz hat, sein Image im Westen zu waschen.“