Ibiza-Affäre

Fahnder stellen komplettes Video sicher

Die österreichischen Ermittler vermelden den Fund des mehrstündigen Ibiza-Videos, über das Ex-FPÖ-Chef Strache stürzte. Nun fahnden sie mit Fotos nach dem Lockvogel, der vermeintlichen russischen Oligarchennichte.

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Standbild aus heimlich aufgenommenem Video

Das österreichische Bundeskriminalamt hat bei den Ermittlungen zum Ibiza-Video nach eigenen Angaben die stundenlangen Aufnahmen sichergestellt. Wie die Behörde mitteilte, sei auch das technische Equipment beschlagnahmt worden, mit dem das Video aufgenommen wurde. 

Um den mutmaßlichen Lockvogel zu finden, der sich bei dem Treffen auf Ibiza als russische Oligarchen-Nichte ausgab, haben die Ermittler zudem mehrere Fotos der Frau veröffentlicht. Die Sonderkommission "Tape" erhoffe sich dadurch, nähere Hintergründe über die Herstellung des Videos herauszubekommen, so das Bundeskriminalamt.    

Das Video hatte vergangenes Jahr eine schwere Regierungskrise in Österreich ausgelöst, weil sich der damalige FPÖ-Chef und spätere Vizekanzler Heinz-Christian Strache auf den Aufnahmen anfällig für Korruption zeigte. 

Ausschnitte, die der SPIEGEL und die Süddeutsche Zeitung im Mai 2019 veröffentlichten, beendeten vorerst die politische Karriere von Strache. Aufgenommen wurde das Video im Sommer 2017. Im Gespräch mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte mit dem Aliasnamen Alyona Makarova zeigte Strache sich offen für fragwürdige Geschäfte, etwa den Einstieg der vermeintlich reichen Russin bei der "Kronen Zeitung" mit einer anschließenden positiven Berichterstattung über seine Partei. Auch stellte er ihr Staatsaufträge für Hilfe im Wahlkampf in Aussicht.

Einen Tag nach der Veröffentlichung trat Strache als Parteichef und Vizekanzler zurück. Die rechtskonservative Regierung zerbrach, Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) rief Neuwahlen aus. Seit Januar wird die Alpenrepublik von der konservativen ÖVP und den Grünen regiert.

Untersuchungsausschuss startet in wenigen Tagen

Das österreichische Bundeskriminalamt teilte am Mittwoch mit, dass im Zuge der Ermittlungen "sowohl das sogenannte Ibiza-Video (in der Länge von 12 Stunden, 32 Minuten, 38 Sekunden) als auch Equipment und Audiodaten (in der Länge von 8 Stunden, 14 Minuten, 3 Sekunden)" sichergestellt wurden. Nach einem Bericht der österreichischen Zeitung "Die Presse" fanden die Behörden das Material bei einem Helfer der mutmaßlichen Videomacher.

Die Veröffentlichung des Ermittlungsstandes erfolgt wenige Tage vor Beginn eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Ibiza-Affäre, in deren Rahmen in Österreich auch mutmaßliches Postengeschacher während der ÖVP-FPÖ-Regierungszeit in den Fokus gerückt ist. Strache ist für den Auftakt am Donnerstag geladen. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und der Untreue, er bestreitet alle Vorwürfe.

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red, dpa