Minecraft Dungeons im Test: Klötzchen-Diablo für jede Altersklasse
by Olaf Bleich7.0 | Platform | Developer | Publisher | Release |
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Playstation 4 | Mojang | Mojang | 26. Mai 2020 |
- Kampagne erstreckt sich über elf Missionen und vier bis fünf Spielstunden
- Koop-Modus für bis zu vier Spieler – lokal und online
- Dungeon-Crawler im „Diablo“-Stil
„Minecraft“ ist eines der erfolgreichsten Spiele aller Zeiten und begeistert Millionen Gamer auf nahezu allen Plattformen. Und trotzdem bedeutet „Minecraft Dungeons“ für Entwickler Mojang einen Neuanfang: zum ersten Mal nämlich verlässt „Minecraft“ die gewohnten Aufbaugefilde und wagt sich in ein neues Genre vor. „Minecraft Dungeons“ ist ein Dungeon-Crawler im „Diablo“-Stil und soll Jung und Alt gleichermaßen bei der Stange halten. Warum das nicht immer funktioniert, erfahrt ihr im Test.
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Was wir gut finden
Auf Multiplayer ausgelegt
Dass „Minecraft Dungeons“ ins „Minecraft“-Universum gehört, erkennt man auf den ersten Blick. Der Grafikstil ist unverwechselbar und sorgt bei Fans sicherlich für ein Lächeln auf den Lippen. Viel wichtiger aber ist eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Kultspiel, die „Dungeons“ aufgreift: der Mehrspieler-Fokus. Ihr könnt das Action-Rollenspiel nämlich mit bis zu vier Teilnehmern online oder lokal angehen. Beides funktionierte im Test problemlos und gerade der Offline-Koop bringt gute Stimmung in die Bude.
Sehr schön: Es gibt keine Streitereien um Loot oder andere Gegenstände. Die Beute ist nämlich reserviert. Möchtet ihr also die Belohnung eines anderen Spielers abgreifen, seht ihr diese zwar, könnt sie aber nicht anwählen. Das Teamplay beschränkt sich in diesem Fall auf den gemeinsamen Kampf mit allerlei Monster, Creeps und Endgegnern.
Geht ein Spieler zu Boden, wird es dagegen Nacht auf dem Bildschirm. Belebt ihr euren gestürzten Kameraden nicht schleunigst wieder, respawnen automatisch Zombies in eurer Nähe und machen euch das Leben schwer. Ihr könnt also niemanden zurücklassen. Der unkomplizierte Mehrspieler-Modus ist – neben dem Wiedererkennungswert – der Kaufgrund für das 20 Euro günstige Action-Rollenspiel.
Griffiger „Diablo“-Klon
Auf den ersten Blick erinnert „Minecraft Dungeons“ natürlich stark an „Diablo“ – nur eben in Klötzchenoptik. Die Einstiegshürde ist allerdings deutlich niedriger und so spielt sich Mojangs Action-Rollenspiel angenehm simpel und extrem flüssig: eine Taste für Nahkampfattacken, eine für die Distanz, drei Buttons für Artefakte und dann jeweils ein Knopf für Ausweichbewegungen und Heiltrank.
Dank des kurzen, aber gelungenen Tutorials finden sich selbst Einsteiger schnell zurecht und sind nicht überfordert. Die Steuerung erweist sich in diesem Fall als angenehm griffig und direkt. Der Spielfluss ist zu jeder Zeit gegeben und letztlich kaschiert das gelungene Grundgerüst sogar viele der Schwächen des Spiels. „Minecraft Dungeons“ macht von der ersten Sekunde an Spaß.
Einfaches, aber solides Charaktersystem
Mit der Zeit arbeitet ihr euch schließlich tiefer in das vergleichsweise einfache Charaktersystem hinein: Klassen oder Stufen gibt es nicht. Die Stärke eures Hauptcharakters orientiert sich an den gefundenen Waffen und Artefakten. Letztere sind Spezial-Aktionen mit Abklingzeiten: mit einem Flammenköcher verschießt ihr kurzzeitig brennende Pfeil, das Eisenhaut-Amulett macht euch für resistent für Schaden und mit dem Ernter kanalisiert ihr im Kampf gesammelte Seelen in einer gewaltigen Explosion.
Das Experimentieren mit den vielen verschiedenen Artefakten motiviert und passt ausgezeichnet zu den so genannten Verzauberungen. Dabei handelt es sich um Talente von Nah- und Fernkampfwaffen sowie von eurer Rüstung. Abhängig vom Seltenheitsgrad besitzen Gegenstände bis zu drei Slot für Verzauberungen mit bis zu vier Talenten, von denen ihr allerdings nur eins auswählen könnt. Auf diese Weise erhöht ihr etwa den Schaden, fügt Elementareffekte hinzu oder verbessert schlichtweg Grundwerte eures Helden. Auch hier gilt: das System ist simpel aber effektiv und funktioniert ausgezeichnet.
Leider verzichtet „Minecraft Dungeons“ auf opulente Charakter- oder auch Handelsoptionen. So mangelt es auf lange Sicht schlichtweg an Vielfalt und Tiefe, um gerade erfahrene Spieler zu motivieren. Uns fehlten obendrein Inventarfunktionen wie etwa das Sortieren von Loot nach Stärke.
Was wir schlecht finden
Nach der kurzen Kampagne beginnt der Grind
Die Kampagne erstreckt sich über elf Kapitel. Geübte Spieler werden das Abenteuer nach vier bis fünf Stunden beenden. Der Hauptanreiz liegt hier letztlich im Aufwerten des eigenen Spielcharakters und dem Freischalten immer ausgefallenerer Verzauberungen und Waffen.
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Beim ersten Durchspielen verfügt „Minecraft Dungeons“ noch über sechs Standard-Schwierigkeitsgrade. Nach dem ersten Run aktiviert ihr allerdings das New Game+ und damit die Stufe „Abenteuer“. Schafft ihr dort einen weiteren Durchmarsch aktiviert ihr „Das Ende aller Tage“ und damit die höchste Stufe. Als Belohnung für die höheren Stufen winken bessere Ausrüstung, Artefakte und Prämien beim Abschließen einer Mission. Zudem rüsten die Schergen des Illagers noch einmal auf und fahren immer schwerere Geschütze inklusive Verzauberungen auf.
So tauchen zwar immer wieder zusätzliche und vor allem stärkere Gegner auf, am eigentlichen Spielprinzip ändert sich also kaum etwas. Für Loot durchlauft ihr also immer und immer wieder die annähernd identischen Missionen. In unserem Fall bedeutete das etwa auch, dass wir nach dem erstmaligen Abschluss der Kampagne noch zu schwach waren und die Kampagne erneut auf der höchsten Standard-Stufe durchspielen mussten, ehe wir in „Abenteuer“ auch nur den Hauch einer Chance hatten. Langzeitmotivation sieht sicherlich anders aus!
Macht zu wenig aus der Marke „Minecraft“
Eins sei sofort gesagt: wegen der Geschichte werdet ihr „Minecraft Dungeons“ nicht spielen. Die Story dreht sich um einen Erz-Illager, der die Oberwelt vernichten möchte. Das Spiel erzählt den Plot in kurzen Zwischensequenzen vor den Missionen. Doch diese Filmchen sind kaum der Rede wert. Ohnehin vermissten wir die liebevollen Rückbezüge auf „Minecraft“. So sehr wir uns auf ein Wiedersehen mit lieb gewonnen Werkzeugen wie der Spitzhacke freuten, so hätten wir uns doch zusätzliche Einsatzmöglichkeiten für sie gewünscht. Wieso also „Minecraft Dungeons“ bestimmte Elemente wie den Survival-Aspekte oder das Abbauen von Ressourcen – etwa zum Crafting – verwendet, ist ein Rätsel für uns.
Für ein Spiel, das seine Faszination hauptsächlich aus dem Looten bezieht, spuckt das Abenteuer vergleichsweise wenig Beute aus. So können wir beispielsweise keine Kisten knacken oder anderweitig mit der Umgebung interagieren. Stattdessen lediglich lediglich bereitgestellte Gefäße oder Truhe für Schatzsucher. Das Erforschen der teils prozedural generierten Levels führt zu häufig in Sackgassen. Das Ausbleiben wertiger Belohnungen frustriert mitunter und dass wir Verbrauchsgegenstände wie Pfeile nicht gezielt beim Händler kaufen können, schlägt in Sachen Motivation leider in die gleiche Kerbe.
Schießbude im „Diablo“-Stil
Von einem Dungeon-Crawler erwarten wir kein ausgefeiltes Gegnerverhalten und dennoch hat uns „Minecraft Dungeons“ enttäuscht. Viel zu oft beobachteten wir, wie Gegner an der Umgebung hängen blieben oder uns versuchten, durch Wände zu attackieren. Auch sind selbst im Nahkampf schwächliche Magier nicht in der Lage vor uns zu flüchten, sondern so lange auf der Stelle stehen, bis wir sie ausschalten. Es sind viele weitere kleine KI-Schwächen, die den Gesamteindruck schmälern und somit auf die Spielspaßbremse treten.
Wertung und Fazit
Minecraft Dungeons im Test: Klötzchen-Diablo für jede Altersklasse
Nein, „Minecraft Dungeons“ ist kein „Diablo“-Killer oder spielt auch nur in einer Liga mit Blizzards Action-Rollenspiel-Primus. Nichtsdestotrotz erweist sich das Spiel als launige und vor allem kindgerechte Alternative zum großen Konkurrenten.
„Minecraft Dungeons“ überrollt einen nicht mit Optionen, erfordert wenig bis gar keine Einarbeitung und bietet sehr viele Anpassungsmöglichkeiten an die eigenen Fähigkeiten. Soll heißen: wer es gerne schwer mag, tobt sich hier ebenso aus wie Anfänger oder ungeübte Spieler. Speziell im lokalen Mehrspielermodus kommt daher durchaus Stimmung auf. Und wenn wir dann noch den günstigen Preis von 20 Euro im Hinterkopf behalten, dann darf der eine oder andere ruhigen Gewissens einen Blick riskieren. Fehlerfrei ist „Minecraft Dungeons“ aber bei weitem nicht.
Die Liste der Kritikpunkte beginnt beim geringeren Spielumfang und endet schließlich beim mäßig ausbalancierten Endgame. Ein Pflichtkauf ist Mojangs erster Ausflug ins Action-Rollenspiel-Genre daher sicher nicht, wohl aber eine durchaus gefällige Alternative zu „Diablo III“ und der Konkurrenz.
7.0 |
---|
Pro |
stimmungsvolle Optik |
gefälliges und schnell erlerntes Dungeon-Crawler-Gameplay |
im Multiplayer sehr unterhaltsam |
Contra |
im Endgame nur noch der harte Grind um Bonus-Loot |
KI-Probleme |
kaum vorhandene Story und zu wenig echte „Minecraft“-Elemente |