Wolfgang Huppert stellt selbst Aktivkohle her

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Wie aus einem großen Haufen Baumschnitt Aktivkohle hergestellt werden kann, hat Huppert auf einer Streuobstwiese gezeigt. Der Mann von der BUND-Ortsgruppe Friesenheim ist begeistert vom Ergebnis.

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Vorsicht beim Selbstversuch, anfangs schlagen die Flammen zwei Meter hoch. Foto: Christoph Breithaupt
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Wolfgang Huppert beim Anzünden des Baumschnitts, das von oben nach unten erfolgen muss. Foto: Christoph Breithaupt
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Wenn man alles richtig gemacht hat (rechts), hat man Aktivkohle. Foto: Christoph Breithaupt

Entstanden ist ein kleiner Berg sehr weicher, poröser, kleiner Kohlestückchen, die er in mehreren Feuergängen produziert hat. Huppert schwärmt von der Aktivkohle, die im Gegensatz zur "normalen" Grillkohle eine Reihe positiver Eigenschaften aufweise: "Die Aktivkohle kann Kohlenstoff speichern, sie hält sich über Jahrhunderte im Boden. Und man kann sie zur Verbesserung der Böden in der Landwirtschaft einsetzen."

Baumschnitt kommt in eine Mulde im Boden

Um diese besondere Art von Kohle zu bekommen, hat Huppert eine Mulde mit schrägen Wänden in die Wiese gebuddelt und dort mehrmals den Baumschnitt des Winters von den 100 Obstbäumen der Streuobstwiese verbrannt. Auch an diesem sonnigen Vormittag, als er der BZ die Herstellung der Kohle vorführt, klappt das Abbrennen gut. Durch das Anzünden von oben nach unten und die schrägen Wände entstehe eine Thermik, die dem Feuer Sauerstoff zuführe und eine Art Kamin schaffe.

Der Effekt: Die Äste brennen mit einer bis zu zwei Meter hohen Flamme ab – also Vorsicht beim Selbstversuch –, es entsteht kaum Rauch. Huppert: "Wenn die Asche weiß wird, muss man die Kohle mit Wasser ablöschen. So entsteht die veränderte Struktur der Kohle."

Die Aktivkohle ist auch für Anzuchterde gut

Tut man dies nicht, brennt die Kohle komplett ab und es bleibt nur Asche übrig. Diese könne man zwar auch zum Düngen nehmen, sie sei aber bei Weitem nicht so wertvoll wie die Aktivkohle. Gemischt mit Kompost und Erde – ein Teil Aktivkohle, ein Teil Kompost und vier Teile Erde – kann auch eine hochwertige Anzuchterde gewonnen werden, genannt auch Terra preta. Dieser Name stamme aus dem Portugiesischen und heiße übersetzt schwarze Erde, weiß Alfons Weiß, der Huppert hilft, den Haufen Baumschnitt zu verbrennen. Weiß berichtet, dass das Verfahren uralt sei und zum Beispiel für das Amazonasgebiet Brasiliens nachgewiesen sei, um die dortigen nährstoffarmen und schnell verwitternden Böden langfristig zu verbessern.

Aktivkohle als alternatives Düngemittel

Für Huppert weist die Aktivkohle so gute Eigenschaften auf, dass er sich wünscht, dass sie in größerem Umfang in der Landwirtschaft eingesetzt wird: "Die Landwirtschaft muss von der Düngung mit Stickstoff wegkommen." Aktivkohle könne in größeren Anlagen hergestellt werden, auch aus Heckenschnitt oder Holzhackschnitzeln: "Das ist in Österreich und der Schweiz teilweise Bestandteil der ökologischen Landwirtschaft." Ein weiteres Einsatzgebiet gibt es schon: Die offenporige Aktivkohle verwenden viele Klärwerke, um unerwünschte Bestandteile des Abwassers herauszufiltern.