Englisch-Matura heuer wohl "schwieriger als in den vergangenen Jahren"
Nach Deutsch am Dienstag fand am Mittwoch die zweite standardisierte schrifltiche Reifeprüfung statt. Mittlerweile trudeln die ersten Rückmeldungen der rund 27.000 angetretenen Maturanten ein.
Nach Deutsch am Dienstag folgte am Mittwoch die Klausur der schriftlichen Zentralmatura in Englisch, zu der rund 27.000 Maturanten der Allgemein Höheren Schulen (AHS) und Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) angetreten sind.
Nach ersten Informationen der Schülerunion, die im Laufe des Nachmittags etwa 250 Rückmeldungen von Maturanten aus ganz Österreich erhalten hat, dürfte die heurige Englischmatura schwieriger als in den vergangenen Jahre gewesen sein. Diese setzt sich aus folgenden Teilbereichen zusammen: Listening/Reading (Lese- und Hörverständnis), English in Use (Sprachverwendung im Kontext) und Writing (Schreiben eines Textes).
Für Aufsehen sorgten am Mittwoch wieder einige Schüler, die die Aufgabenstellung unverrichteter Dinge gleich nach Beginn wieder abgegeben haben. Ähnliche Vorfälle hatte es bereits am Montag und Dienstag gegeben. Aufgrund der heurigen Veränderungen bei der Zentralmatura sind viele Maturanten in den Klausurfächern ohnedies positiv, da die Jahresnote und die Maturanote heuer aufgrund der Coronakrise zusammen gerechnet werden.
Hörverständnis sorgt für Probleme
Die befragten Maturanten, die im Unterricht zuvor Beispiele der Matura der letzten Jahre geübt haben, hätten sie im Vergleich „um einiges schwieriger“ empfunden, sagt Daniel Thomas Bayer, Sprecher der Bundesschülervertretung, zur „Presse“. Insbesondere die Listening (Hörverständnisübung) habe bei vielen für viele Probleme gesorgt, weil die Sprecher „zum einen sehr schnell gesprochen haben“ und zudem „laute Musik im Hintergrund“ zu hören war. Die Readings (Leseverständnis) „waren okay“, sagt Bayer, „da gab es nur vereinzelt die Rückmeldung dass sie schwierig waren.“
Jedoch soll es auch beim teilbereich der Sprachanwendung im Kontext (Language in Use) Probleme gegeben haben. So hätte eine Klasse geschlossen rückgemeldet, dass „sich auch die sehr guten Schüler schwer getan haben.“
Aus dem Bildungsministerium allerdings heißt es, soll die Englisch-Zentralmatura awie schon jene in Deutsch am Vortag trotz der Hygiene- und Abstandsregeln problemlos über die Bühne gegangen sein. Es seien keine Komplikationen bei der Durchführung gemeldet worden. Die Probeleme bei der Höraufgabe aber wird bestätigt: Im Rahmen der Durchführung der Matura in großen Räumen (wie Turnsälen) sei es teils zu Verständnisproblemen gekommen.
IG Autoren kritisiert Deutsch-Matura als „Literaturabschaffung"
An der Deutsch-Matura vom Dienstag übt die IG Autoren indes Kritik. Sie fordert eine völlige Neukonzeption der Deutschmatura: „Es geht nicht an, dass man alljährlich die Wahl zwischen anspruchsvollen und schlichten Aufgabenstellungen hat“ lautete die Kritik am Mittwoch. Die „vorsätzliche Marginalisierung von Literatur im Unterricht“ führe dazu, dass kaum jemand das Literaturpaket wähle, so auch bei der Klausur am gestrigen Dienstag.
Diese „unerträgliche Praxis“ des Bildungsministeriums lasse eine Auseinandersetzung mit Literatur bei der Matura als „völlig unnötigen, ja riskanten Mehraufwand erscheinen“, dem man leicht aus dem Weg gehen könne. Die Autorenvertreter um Ludwig Laher und Gerhard Ruiss in ihrer Mitteilung eine „Literaturabschaffung“ bei der Zentralmatura. Sie wollen nun vom Bildungsministerium wissen, wie viele Schüler sich für welches der drei Themenpakete entschieden haben.
Ressortchef Heinz Faßmann (ÖVP) solle außerdem Stellung beziehen, „wieso jedes Jahr wieder ein derartiges Missverhältnis besteht, was die Attraktivität der Aufgabenstellung anlangt“. Das Literaturthema bei der diesjährigen Zentralmatura (die Interpretation von Robert Walsers kurzer Prosa „Basta“ und ein Leserbrief zu einem Pressekommentar über das Lesen anspruchsvoller Texte) lobt die IG Autoren jedoch als „besonders engagiert“.
(juwe/APA)