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Ob sich Angela Merkel diesen Ratschlag des Altkanzlers annimmt? © dpa/Julia Stratenschulte, AFP/Odd Andersen

"Hätte die Kanzlerin mich angerufen ..." - Schröder wusste eine Sache in der Corona-Krise besser

Ratschlag auch für Söder

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Altkanzler Gerhard Schröder meldet er sich via Podcast zu Wort. Für Angela Merkel und Markus Söder hat er prompt Ratschläge parat. 

Update 27. Mai 2020: Ein Satz im Podcast von Gerhard Schröder ist angesichts der neuesten bundespolitischen Entwicklung zwischen Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten* besonders bemerkenswert. Man könnte Schröder, wenn man es negativ auslegen will, hier vorwerfen, ein Besserwisser zu sein. Vielleicht ist es aber tatsächlich ein „Elder Statesman“-Rat des Altkanzlers an seine Nachfolgerin gemeint, die mittlerweile jedoch weitaus mehr Amtsjahre hat als er selbst erreicht hat. 

Zwar lobte er in seiner ersten Podcast-Folge die Arbeit der Kanzlerin und der ganzen Bundesregierung in der Corona-Krise. Merkel habe einen „guten Job gemacht, kann man doch nicht bestreiten“. Doch Schröder wäre nicht Schröder, wenn es nicht zumindest eine Einschränkung geben würde. Dass Merkel versucht hätte gegenüber den Ministerpräsidenten in der Corona-Krise gelegentlich eine „Basta“-Politik durchsetzen wollte, konnte nicht funktionieren. „Wenn sie mich angerufen hätte, hätte ich gesagt: Bleiben Sie doch vorsichtig! Das sind von Kohl früher Zaunkönige genannt, aber sie können gelegentlich auch beißen.“ 

Altkanzler Gerhard Schröder lobt Söder - bei der Kanzlerfrage hat er einen Rat für ihn

Hannover - Wo sich deutsche Politiker bisher in sozialen Medien meistens via Twitter oder Videobotschaften zu Wort gemeldet haben, traut sich einer jetzt den nächsten Schritt: Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) lässt ab sofort in seinem eigenen Podcast „Die Agenda“ von sich hören. Am Dienstag (26. Mai) startete die erste Folge unter anderem auf Spotify und Apple Podcasts. Weitere sieben Episoden folgen immer dienstags.

Gerhard Schröder in erster Podcast-Folge: Zwischen Privatem und Politik

Das Setting des Podcasts: Schröders ehemaliger Regierungssprecher Béla Andra wird den Altkanzler in seiner Anwaltskanzlei in Hannover bei Wasser oder auch mal Tee befragen. Im Mittelpunkt der ersten Folge steht - wie kann es auch anders sein - die aktuelle Corona-Krise. Dabei switchen die beiden immer wieder zwischen Privatem und Schröders Blick auf die derzeitigepolitische Arbeit seiner Nachfolger. 

Mit einem soften Einstieg lässt das Podcast-Duo die erste Episode anlaufen. Wie Gerhard Schröder den achtwöchigen Lockdown* - der einer Situation ähnelte, die es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben habe - erlebt hat, will Andra von ihm wissen. Schröder als Privatperson habe diese Zeit als „weniger dramatisch“ empfunden. Ein bisschen mehr Bewegung hätte nicht geschadet und er bedauert, dass seine Lieblingssportarten Golf und Tennis nicht möglich waren - hätte hier der Mindestabstand doch qua natura gewahrt werden können. In dieser Sache hätte man also mehr „differenzieren“ können, so der 76-Jährige. Alles in allem habe er jedoch nicht viel vermisst. Auch sonst habe er sich zusammen mit seiner Ehefrau, die kürzlich ein pikantes Ehe-Detail ausplauderte, „verhalten, wie alle anderen auch“, ohne dabei irgendwelche Privilegien in Anspruch zu nehmen.

Altkanzler Gerhard Schröder in erster Podcast-Folge: „Das war ein Irrtum“

Differenzierung scheint für ihn nicht nur bezogen auf seine Sportarten ein wichtiges Stichwort zu sein. Positiv sieht er es jetzt auch im politischen Zusammenhang. Entgegen seiner frühen Aussage „möglicherweise käme der Föderalismus an sein Ende“, gesteht Schröder sich und der Öffentlichkeit ein: „Das war ein Irrtum.“ 

Gerade jetzt sehe man, dass sich dieses Organisationsprinzip auszahlt, wenn es um die Vorgehensweise in der Corona-Krise geht. „Es gibt in dem ein oder anderen Land entsprechend dem Infektionsgeschehen Differenzierungen“, beobachtete der Altkanzler und bemerkt bezogen auf Bundesländer wie beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern, die weniger von Infektionen als beispielsweise Bayern betroffen sind: „Warum kann man dann nicht sagen, wir können eher ein Risiko eingehen“. 

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Altkanzler Gerhard Schröder startet seinen ersten Podcast.© dpa / ---

Schröder lobt in Podcast die Bundesregierung - und spricht über „Idioten“ bei Corona-Demos

Bevor das Gespräch zur großen Frage kommt, wie es in Deutschland mit Corona weitergehen wird, hat Schröder noch ein paarlobende Worte für den Status quo zu verteilen. „Ich bin eigentlich nicht zuständig für das Lob der Bundesregierung“, dennoch: „Allen in allem hat Deutschland das gut gemacht. Auch die Bundesregierung“, so sein bisheriges Fazit, wenn man es im europäischen Maßstab vergleicht. Zwar warFinanzminister Olaf Scholz (SPD) zeitweise zu arg auf die schwarze Null, die „von der Union in den Rang einer heiligen Zahl exportiert wurde“, fixiert. Doch als es notwendig war, habe der Parteikollege sich gelöst, so Schröder. Auch am Umgang mit dem Kurzarbeitergeld* gab es für ihn in Bezug auf Bundesminister Hubertus Heil (SPD) nichts auszusetzen.

Aber nicht nur die Politiker haben laut Schröder gut gehandelt. Sein Eindruck war: „Die Deutschen waren sehr diszipliniert“, was die Einhaltung der Corona-Maßnahmen* betraf. Dennoch weiß auch er, „Idioten auf dieser Welt gab‘s immer“ und meint damit Verschwörungstheoretiker, die derzeit vermehrt aus dem Boden sprießen undsich zu Demonstrationen versammeln. Dahinter stecke für ihn ganz klar die „hilflose Bewältigung von Angst und teilweise idiotisches Kalkül, damit Politik zu machen“, so Schröder. Besondere Gefahr sehe er in sozialen Medien, von denen man jetzt sehe, dass sie „alles andere als sozial sind“. Denn „wenn die da völlig unkontrolliert rumalbern können“, weiß der Altkanzler, „dann ist das schon eine Bedrohung für die demokratische Substanz.“

Gerhard Schröder holt in Podcast gegen Trump aus: „Das scheint der nicht kapiert zu haben“

Andra und Schröder richten ihren Blick schließlich auch noch außerhalb von Deutschland und auch von Europa. In ihren Fokus rücken die USA, ganz besonders aber die Vorgehensweise des amerikanischen Präsidenten Donald Trump*. Als „katastrophal, was der da macht“, sieht Schröder vor allem dessen Angriff gegen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an. „Die WHO zu schwächen, heißt Afrika im Stich zu lassen“, weiß Schröder und holt schließlich schroff gegen Trump aus: „Das scheint der nicht kapiert zu haben. Der kapiert ja ohnehin wenig, vom Business mal abgesehen“, so Schröders Einschätzung.

Corona-Krise: Altkanzler Schröder spricht über Söder in Podcast

Anders sieht er da die Arbeit des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). „Der macht das sehr professionell“ und sei geradezu das, was man ein „political animal“ nennt. Zweifel meldet er dann jedoch bei Andras Frage „Kann er Kanzler?“ an. „Berlin ist ein verdammt hartes Pflaster“, weiß der ehemalige Kanzler, „und jeder der in den Ländern reüssiert, ist noch lang kein König in Berlin.“ Mit dieser Formulierung wird dann nach einer halben Stunde das Ende der ersten Podcast-Folge eingeläutet. Reden und Unterhalten kann Schröder also, das steht nach der Premiere fest.

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jbr