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US-Präsident Donald Trump vor dem Weißen Haus | Bildquelle: REUTERS

Trump legt sich mit Twitter an

Warnhinweise bei Tweets

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Seit kurzem versieht Twitter bestimmte Kurznachrichten mit Warnhinweisen und unterzieht sie einem Faktencheck - nun traf es US-Präsident Trump. Der ist außer sich und wirft Twitter Einmischung in den Wahlkampf vor.

Der Online-Dienst Twitter hat erstmals Kurznachrichten von US-Präsident Donald Trump mit Warnhinweisen versehen und einem Faktencheck unterzogen. Trumps Tweets über eine vermeintliche Betrugsgefahr bei Briefwahlen "enthalten potenziell irreführende Informationen über Wahlprozesse", teilte Twitter mit. Daher seien sie gekennzeichnet und um zusätzlichen Kontext zu Briefwahlen ergänzt worden.

Unter Trumps Kurznachrichten gibt es nun einen Link mit den Worten "Holen Sie sich die Fakten über Briefwahlen". Dieser führt Nutzer zu einer Twitter-Seite mit einer kritischen Prüfung der Aussagen sowie Nachrichtenartikeln über unbelegte Behauptungen Trumps.

80 Millionen Follower

Der Präsident, der mehr als 80 Millionen Follower bei Twitter hat, führte in Tweets ohne Belege ins Feld, dass im Bundesstaat Kalifornien geplante erweiterte Optionen der Stimmabgabe per Brief eine "manipulierte Wahl" zur Folge haben würden. Stimmzettel würden gestohlen, gefälscht, "illegal ausgedruckt" und "betrügerisch ausgefüllt" werden, warnte er.

Nach den Warnhinweisen von Twitter warf Trump dem Social-Media-Unternehmen auf dessen Plattform vor, sich in die Präsidentschaftswahlen 2020 einzumischen: "Twitter unterdrückt die freie Meinungsäußerung und ich, als Präsident, werde es nicht zulassen, dass das passiert!" Im November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt.

Twitter setzte seine Warnungen vor falschen Fakten bislang nur sparsam gegen politische Persönlichkeiten ein, aber es wurden Tweets der Präsidenten Brasiliens und Venezuelas gelöscht, die gegen die Coronavirus-Regeln des Nachrichtendienstes verstoßen hatten.

Twitter ist Trumps bevorzugtes Sprachrohr

Für Trump ist Twitter einer der wichtigsten Kanäle für die Verbreitung seiner politischen Botschaften. Er benutzt den Dienst permanent dafür, Gegner heftig zu attackieren, Verschwörungstheorien zu verbreiten und seine eigene Regierungsarbeit zu preisen. Viele Tweets des US-Präsidenten werden von Kritikern als Verdrehung oder Missachtung der Fakten angeprangert.

Gleichwohl hatte Twitter bislang nie auf Falschinformationen in Trumps Botschaften verwiesen. Vor zwei Wochen verschärfte das Unternehmen jedoch seine Regeln gegen die Verbreitung von Falschbotschaften. Die jetzige Twitter-Notiz zu den Trump-Tweets über die Briefwahl in Kalifornien entspreche dem neuen Vorgehen des Unternehmens gegen irreführende Informationen, erklärte ein Unternehmenssprecher.

Twitter geht gegen Trump vor
Marcus Schuler, ARD Los Angeles
27.05.2020 06:26 Uhr