Die Gastronomie im Glück?
by Salzburger NachrichtenWarum? 15. 5. 2020, Gastronomie im Glück, endlich offen und mit vielen Gästen. Freitagabends, in einem Lokal im südlichen Salzburg. Zum Teil vergaßen die Gäste die Nase-Mund-Schutzmasken zu Hause, kein Problem, "geht's halt eini". Wirt, Wirtin, Personal vorbildlich mit Nase-Mund-Schutzmasken, jeder auf seine Art, freie Wahl. Die Stube fast voll, am Nachbartisch fünf Erwachsene selbst fragend: "Darf das sein?" Gutes Essen, gutes Trinken. Am selben Nachbartisch bereits sieben und kurze Zeit später neun Erwachsene, zusammengedrängt am Achtertisch, alle guter Laune.
Warum keine Rücksicht auf die anderen Gäste, auf die Vorgaben der Regierung und auf sich selbst? Warum werde ich dann gefragt, warum die Vorgaben nicht eingehalten werden?
Die Antwort fehlt sowie auch die gute Stimmung in meinem Inneren.
Samstagmittags in einem Kaffeehaus in der Salzburger Innenstadt. Alles gut. Alle maskiert, bis auf einen Herrn, welcher "eh nur zwei Schritte ins Lokal machte, um die Zeitung zu holen", die Maske und sein schlechtes Gewissen jedoch in der Hand hatte. Gäste, welche drinnen saßen, kamen alle bis zum Ausgang unmaskiert, bis auf eine Familienmutter. Na geht doch, und wenn zumindest die Mama ein Vorbild sein wollte, im Lokal die Maske zu tragen, der Anfang ist getan. Warum? Kein Warum, nur verbesserungswürdig.
Sonntag, ein bekannter und beliebter Ausflugsort im Flachgau. Super Stimmung, in der Sonne sitzend und die Jause genießend. Die Wirtin mit Kunststoffvisier, ihr Lächeln gut sichtbar. Zwei Kellner (Gastronomiefachkräfte) auch mit gut sichtbarem Lächeln, denn sie trugen keinen Nase-Mund-Schutz. Frei übersetzt: im Gesicht nackt. Die Sonne blendete, der Preis am Display des Kellners war kaum zu sehen, der Kellner nutzte den Schatten und kassierte in ca. 30 Zentimetern Entfernung neben mir ab. Kein Zoo, kein Babyelefant in der Nähe. Warum? Im dritten Lokal an drei Tagen überkam mich das Gefühl, kleinlich zu sein, das Gefühl, die Menschen nicht mehr zu verstehen, das Gefühl, nicht tolerant zu sein, das Gefühl, mit meinem Unbehagen die anderen zu stören. Irgendwie wäre es "krank", auf den Speisekarten die Coronatoten, so wie die Nikotintoten auf den Zigarettenverpackungen, abzubilden. Würde auch nichts nutzen. Warum nur?
Nachsatz: Im guten Glauben an die gesunde Zukunft und in der Hoffnung auf gutes Gelingen (lieber und wieder) gemütlich zu Hause bleiben!
Michael Hezoucky, 5101 Bergheim