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Getty Images/iStockphoto Nicht nur Antibiotika helfen gegen Blasenentzündungen

Abwarten oder gleich zum Arzt?: Urologin erklärt, warum die meisten eine Blasenentzündung falsch behandeln

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Viele Frauen bekommen öfter eine Blasenentzündung als einen Schnupfen. Und jedes Mal stellen sich die gleichen Fragen: Ab zum Arzt oder lieber abwarten? Pflanzliche Präparate oder Antibiotika? Und überhaupt: Warum habe ich das schon wieder? Eine Urologin gibt Antworten.

Ein Ziehen und Brennen beim Wasserlassen und das ständige Gefühl „zu müssen“, obwohl die Blase leer ist. Frauen und Blasenentzündungen – das ist ein ewiges Thema. Und daher auch die Fragen: Wie behandle ich eine Zystitis richtig? Und was kann ich tun, damit sie nicht alle paar Monate wiederkommt?

Die meisten Frauen und auch viele Ärzte halten eine Antibiotika-Therapie für die schnellste und einzig wirksame Vorgehensweise gegen einen akuten Harnwegsinfekt. Schnell wirken Antibiotika tatsächlich. Die einzig sinnvollen Medikamente sind sie aber längst nicht mehr.

Bei Blasenentzündung: Ibuprofen statt Antibiotika

„Antibiotika müssen keineswegs immer sein“, sagt Daniela Schultz-Lampel vom Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen. Die Urologin ist dort Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest. „Bei unkomplizierten Harnwegsinfekten hat sich zum Beispiel eine Therapie mit Ibuprofen bewährt. Es wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd.“

Eine Alternative zu Antibiotika ist vor allem für diejenigen Patientinnen wichtig, bei denen die lästigen und schmerzhaften Harnwegsinfekte immer wiederkommen. Für immerhin jede vierte Frau ist eine Blasenentzündung kein einmaliges Ereignis.

Nicht gleich zum Arzt, erst einmal Wärme und viel trinken

Zum schnellen Arztbesuch wegen eines Harnweginfekts rät die Urologie-Professorin, wenn die Blasenschmerzen erstmals auftreten, wenn die Beschwerden heftig sind oder wenn Blut im Urin ist. Kehrt eine Blasenentzündung häufig wieder, sollten die Auslöser durch eine Laboruntersuchung des Urins identifiziert werden, um gegebenenfalls eine gezielte Therapie zu beginnen. In den meisten Fällen stellt sich die Frage des Arztbesuchs erst nach zwei, drei Tagen ohne große Veränderung oder gar einer Verschlimmerung der Symptome.

Beim ersten unangenehmen Ziehen im Unterbauch kann schon eine Wärmflasche auf dem Bauch die Blasenmuskulatur entspannen und Schmerzen vermindern. Auch ein warmes Sitzbad erfüllt diesen Zweck.

Wer außerdem bewusst viel trinkt, hat gute Chancen, die Bakterien aus der Blase zu spülen, bevor sie sich vermehren können. Die Urologin Schultz-Lampel findet spezielle Blasen- oder Nierentees auf Kräuterbasis sinnvoll: „Sie desinfizieren den Harn, der sich in der Blase sammelt.“

Wissenschaftliche Beweise gäbe es dafür allerdings nicht, wie Guido Schmiemann in einem „Welt“-Interview feststellte. Der Allgemeinmediziner hatte an den aktuellen Behandlungsleitlinien für Harnwegsinfektionen mitgearbeitet. Auch Leitungswasser erfülle den Zweck, die Blase rasch und reichlich zu füllen und dann die Bakterien ins Klo zu spülen.

Pflanzliches Potenzial gegen Entzündung nutzen

Pflanzliche Präparate können zu Beginn, bei leichtem Verlauf und zur Vorbeugung von Blasenentzündungen wirken. Dazu gehören:

Die Medizinerin Schultz-Lampel ist dabei auch von Kombipräparaten angetan, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Die Mittel greifen auf Kräuter und Pflanzenstoffe zurück, mit denen sich Frauen zu helfen wussten, lang bevor es pharmazeutische Anbieter gab.

Es sei individuell sehr unterschiedlich, wie gut der Körper auf die pflanzlichen Wirkstoffe reagiere, sagt die Urologin. Daher seien auch Cranberry-Präparate oft effektiv, um Beschwerden zu lindern oder einer Blasenentzündung vorzubeugen. Die Studien zu den vor einigen Jahren noch hochgelobten Cranberrys sind allerdings widersprüchlich.

Wenn die Beschwerden nach zwei, drei Tagen eher zunehmen statt besser werden, ist es wahrscheinlich, dass doch ein Antibiotikum nötig ist, das genau nach Vorschrift eingenommen werden muss. Häufig verschriebene Wirkstoffe sind beispielsweise Fosfomycin oder Nitrofurantoin. Sie haben sich bisher stabil gegen Resistenzen erwiesen.

Langzeit-Antibiotikum gegen „Honeymoon-Zystitis“

Letzteres eignet sich laut Schultz-Lampel auch als Langzeit-Antibiotikum. „Dabei wird eine niedrig dosierte Gabe von Nitrofurantoin für drei, besser noch sechs Monate verabreicht.“ Der Wirkstoff sei besonders gut verträglich und habe den großen Vorteil, dass er die Darmflora nicht beeinträchtige, erläutert die Urologin. Wenn Frauen sich immer wieder Blasenentzündungen durch den Geschlechtsverkehr zuziehen, könnten sie das Antibiotikum als Einmalgabe quasi im Sinn einer „Pille danach“ zur Vorbeugung von Infekten einnehmen.

„Nach der Antibiotika-Kur sollten die Frauen zur nicht-antibiotischen Prophylaxe übergehen“, rät sie. „Das können die pflanzlichen Präparate gegen Harnwegsinfekte sein oder Mannose, ein bakterienbindender Zucker.“

Für Frauen, die nach den Wechseljahren anfällig für Blasenentzündungen werden, kann auch ein lokaler Östrogen-Ersatz vorbeugend wirken.

Vorsicht vor einer Nierenbeckenentzündung

Weniger effektiv als erhofft sind Schluckimpfungen mit Bakterienbestandteilen. Die Urologin Schultz-Lampel sagt: „Der Schutz erstreckt sich nur auf einige E.coli-Stämme. Das lohnt den Aufwand und die Kosten kaum.“

Eine einfache Blasenentzündung flaut nach etwa einer Woche auch ohne jede Behandlung wieder ab. Wenn sich die Schmerzen dagegen in die Nierengegend ausbreiten und Fieber dazukommt, droht eine Nierenbeckenentzündung. Dann geht es auf keinen Fall ohne Arzt und ohne Antibiotika.

Weibliche Anatomie begünstigt Blaseninfekte

Auslöser für eine Blasenentzündung sind in 80 Prozent der Fälle verschleppte Bakterien aus dem Darm, Escherichia coli (E.coli) vor allem. Und es liegt in erster Linie an der weiblichen Anatomie, dass die Erreger so leicht in die Blase gelangen: Blaseneingang und After liegen bei der Frau nah nebeneinander und die Harnröhre ist viel kürzer als die beim Mann.

Auch andere rein weibliche Faktoren begünstigen eine Blasenentzündung:

„Man spricht nicht umsonst von Urogynäkologie“, sagt Schultz-Lampel zur spezifisch weiblichen Empfindlichkeit.

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