Der Fußball, Twitter und Politik

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Falls es ein Scherz gewesen sein sollte, so hat er sich als ziemliches Eigentor erwiesen. Denn der schottische Erstligist Livingston FC hat am Montag bezüglich einer möglichen Vertragsverlängerung mit seinem (dritten) Tormann Gary Maley zu einer Umfrage via Twitter aufgerufen, die am Donnerstag endet. "Möglicherweise ist es weltweit eine Premiere im Fußball, aber wir geben euch die Chance, über die Zukunft des Goalies zu bestimmen", schrieb der Verein auf dem Kurznachrichtendienst.

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Zumindest der Werbeschmäh ist aufgegangen, die Umfrage international in aller Munde. Ihr vorläufiges Ergebnis freilich stellt den Fünften der schottischen Meisterschaft nun vor ein veritables Problem. Denn während die Auguren sagen, dass man den 37-Jährigen gerne davonjagen würde, sagten die Zahlen am Mittwochmittag anderes: nämlich dass 70 Prozent der Fans den Tormann gerne auch noch im kommenden Jahr im Vereinstrikot sehen würden.

Das eröffnet abseits des Falles Maley neue Perspektiven für andere Vereine beziehungsweise deren Fans, die nicht selten mit den Entscheidungen des Managements unzufrieden sind und selbst gerne mehr Mitspracherecht haben. Andererseits hat es auch Gründe, warum Fußballvereine sich eben nicht mehr in erster Linie - wie vielleicht in den guten, alten Zeiten, in denen halt leider nicht nur der Sport, sondern auch das Konkurswesen florierte - von Emotionen leiten lassen sollten, sondern von Experten aus Sport und Wirtschaft. Im Falle Maleys wird nun all das auf dem Altar der PR geopfert - auch das kann man durchaus als seltsame Blüte des Marketingwahns interpretieren. Wundern sollte es einen aber nicht. Wenn schon Politik mitunter auf Twitter betrieben wird, warum dann nicht auch der Fußball und seine Geschäfte.