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Leopoldina empfiehlt Weiterentwicklung des GesundheitssystemsFoto: Bildcombo: dpa/imago
Lehre aus Corona-Pandemie

Leopoldina legt vierte Stellungnahme mit Empfehlungen vor

Halle (Saale) - Die Nationalakademie Leopoldina plädiert als Lehre aus der Corona-Pandemie für ein Gesundheitssystem, das nicht in erster Linie gewinnorientiert ist.

Diese Krise zeige deutlich, dass im Gesundheitsbereich „grundsätzlich nicht die gleichen wirtschaftlichen Maßstäbe“ angelegt werden könnten wie in der „freien, wettbewerbsorientierten Wirtschaft“, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten vierten Stellungnahme der Akademie zur Corona-Pandemie.

Die Mediziner und Forscher mahnten zudem, die Behandlung aller Patienten „zeitnah möglichst vollumfänglich wiederaufzunehmen“. Die Leopoldina berät als Nationale Akademie der Wissenschaften die Politik. In der Corona-Pandemie veröffentlichte sie bereits drei Stellungnahmen zu verschiedenen Aspekten.

Forscher forderten einen „zügigen Ausbau der Digitalisierung“

Viel Beachtung fanden etwa ihre Empfehlungen im April zu Lockerungen der Corona-Regeln wie eine schrittweise Schulöffnung. Für die aktuelle Stellungnahme erarbeitete eine Arbeitsgruppe aus Medizinern und Forschern Vorschläge. Die Experten mahnten eine zentrale Rolle des Staats im Gesundheitssystem an.

„Die Gestaltung eines adaptiven Gesundheitssystems, das auch Ausnahmesituationen meistern kann, ist eine staatliche Aufgabe“, heißt es in der Stellungnahme. Die Forscher forderten zudem einen „zügigen Ausbau der Digitalisierung“ sowie eine angemessene Bezahlung der Beschäftigten und gute Arbeitsbedingungen.

Die Leopoldina-Experten plädierten trotz der anhaltenden Corona-Pandemie für eine „umfassende Wiederaufnahme der allgemeinen medizinischen Versorgung“. Alle Patienten mit akuten und chronischen Erkrankungen müssten versorgt werden. Dies müsse aber unter den Bedingungen einer „auf unabsehbare Zeit bestehenden Pandemiesituation“ geschehen. Deshalb müssen nach Ansicht der Experten einige Rahmenbedingungen erfüllt werden.

Dazu gehören demnach unter anderem Kapazitäten für Corona-Patienten in den Krankenhäusern, umfassende Teststrategien und der Aufbau eines regionalen Frühwarnsystems. Die Leopoldina-Arbeitsgruppe lobte zugleich, dass in der Corona-Pandemie die Umstellung des Gesundheitssystems auf eine potenziell hohe Zahl von schwerstkranken Patienten „relativ schnell und effektiv“ umgesetzt worden sei. Die Krise habe insgesamt „eine Reihe von Stärken und Schwächen des deutschen Gesundheitssystems offengelegt“. (afp)