Coronavirus in Deutschland: US-Wissenschaftler erklärt, wie Angela Merkel für milden Krisenverlauf gesorgt hat

„Vorbild, dem man nacheifern sollte“

Das Coronavirus hat in Deutschland weniger Schaden verursacht als anderswo. Laut US-Wissenschaftler Francis Fukuyama liegt das auch an Angela Merkel.

Berlin - Die Coronakrise wirkte sich in Deutschland bisher sehr viel weniger dramatisch aus als in anderen Ländern. Im Podcast „Die Stunde Null“ erklärte der US-Wissenschaftler Francis Fukuyama nun, warum einige Länder besser und andere weniger gut durch die Krise kommen. Seiner Meinung nach sei Angela Merkel einer der Hauptgründe, warum Deutschland die Pandemie bisher unter Kontrolle hat.

Coronavirus in Deutschland: Laut Fukuyama entscheiden zwei Aspekte darüber, ob ein Land die Krise meistert

Francis Fukuyama wurde 1952 in Chicago geboren und ist seit vielen Jahren Professor der Politikwissenschaften in Stanford. Mit seinem Buch „Ende der Geschichte“, das Anfang der 1990er Jahre erschien, erregte er weltweit Aufsehen. Es dreht sich darum, dass sich die Geschichte seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Fall der Berliner Mauer weg von etwa Kommunismus und Faschismus und hin zu demokratischen Systemen bewegt.

Francis Fukuyama, der in Harvard Politikwissenschaften studiert hat, hält zwei Kriterien für entscheidend bei der Frage, wie gut ein Land dieCorona-Pandemie unter Kontrolle bringen kann: Die „Staatskapazität“ und wie geeint eine Gesellschaft ist. Mit Staatskapazität ist gemeint, ob der Staat fähig ist, etwa Dienstleistungen anzubieten. Beispiele könnten sein, wie gut das Gesundheitssystem ist oder wie vieleCorona-Tests es gibt. Eine geeinte Gesellschaft hingegen bedeute, dass es großes Vertrauen in die Regierung gibt. Das helfe, damit Menschen die Regeln und Einschränkungen von oben akzeptieren und einhalten. 

In Deutschland sei seiner Meinung nach beides gegeben. „Einer der großen Vorteile, die Deutschland hat und in den letzten Jahren hatte, ist ein recht hohes Maß an Vertrauen in die Regierung und ein gesellschaftlicher Konsens, dass die Menschen glauben, dass sie in dieser Krise zusammenstehen“, sagte Fukuyama im Podcast „Die Stunde Null“. „Ich denke, eine Führungspersönlichkeit wie Angela Merkel hat viel getan, um dies zu kultivieren. Denn sie ist sehr ruhig und rational, im Gegensatz zu Führungen in anderen Ländern. Angela Merkel ist ein Beispiel, dem man nacheifern sollte.“

Coronavirus: In den USA decke die Pandemie hingegen eher Mängel und Probleme auf

Fukuyama nennt als Negativbeispiel, wie die USA mit dem Coronavirus umgehen. „Diese Krise hat viele Probleme der amerikanischen Gesellschaft offenbart, in Bezug auf die Ungleichheit, aber auch das soziale Sicherheitsnetz.“ Im Gegensatz zu Deutschland sei der Konsens in der Gesellschaft zudem geringer, sie sei vielmehr stark polarisiert. „Wenn das Land einigermaßen geeint ist, kann es eine gewaltige politische und wirtschaftliche Kraft erzeugen.“ Doch das sei aktuell nicht der Fall.

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