Irrer Kuhglocken-Streit: Frau fühlte sich extrem gestört - Jetzt macht Richter ihr knallharte Ansage
Riesen-Zoff um Gestank und Lärm
by Angela WalserDer Kuhglockenstreit von Holzkirchen endete nun - kurz nach einem ungewöhnlichen Termin vor Ort. Die Frage, ob es auch GPS statt Glocke täte, sollte geklärt sein.
- Der Streit um störende Kuhglocken* im Landkreis Miesbach zog sich Jahre hin.
- Nun verständigten sich die Bäuerin und eine klagende Nachbarin vor Gericht auf einen Vergleich.
- Künftig darf dort nur noch eine bestimmte Anzahl von Kuhglocken läuten.
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Holzkirchen – Die Klägerin, eine Einheimische aus dem Landkreis, hatte die Situation rund um ihr liebevoll hergerichtetes Haus am Rande der Weide nicht mehr ausgehalten. Das nächtliche Läuten, die Fliegen und der Gestank des Tierdungs ließen sie nicht mehr schlafen. Sie bekam Depressionen. Schon ihr Mann hatte sich durch alle Instanzen geklagt – erfolglos. Am Oberlandesgericht (OLG) traf sie nun auf einen Senat, der bereit war, sich vor Ort über die Situation zu erkundigen.
Kuh-Klage im Landkreis Miesbach: „Man hat gehört, dass man nichts hört“
Gestern Vormittag war der Senat zum sogenannten Augenschein in den Holzkirchener Gemeindeteil Erlkam (Kreis Miesbach*) ausgerückt. Die Kühe, allesamt trächtige Rinder, hatten sich sehr träge gezeigt. Vom Gerichts- und Medientross aus München ließen sie sich nicht sonderlich aus der Ruhe bringen. Der Vorsitzende Richter Nikolaus Stackmann bat daraufhin die Bäuerin Regina Killer, die Tiere etwas in Bewegung zu bringen. Das hatte mäßigen Erfolg. „Man hat gehört, dass man nichts hört“, fasste Killer am Nachmittag vor dem Oberlandesgericht in München die Situation zusammen.
Störende Kuhglocken in Holzkirchen: Hilft GPS - oder schlicht ein Zaun?
Da ahnte sie noch nicht, wie verärgert der Richter über die Tatsache war, dass ihm und seinen Kollegen statt ungestümen Jungrindern ruhige Mutterkühe präsentiert worden waren. „Frau Killer, der Augenschein ist nutzlos verlaufen. Sie nehmen uns unsere Zeit, das ist nicht in Ordnung“, beschwerte er sich. Killer hätte immer argumentiert, dass die Glocken zum Schutz der eventuell entlaufenden Jungtiere gebraucht würden und nicht für trächtige Muttertiere.
Weiter wollte er von der Bäuerin wissen, wie es um Alternativen zur Sicherung der Tiere stehe, sprich GPS* am Hals oder einen stärkeren Zaun. Beim GPS gebe es nicht ausreichend Empfang, argumentierte die Bäuerin, und ein stabilerer Zaun würde auch nicht der Ausbruchsfreudigkeit der Rinder standhalten. Mehrfach im Jahr entkämen die Tiere, sagte sie vor Gericht.
Miesbacher Kuhglocken vor Gericht: „Da haut nichts hin“
Dem Richter war sehr daran gelegen, das Verfahren doch noch mit einem Vergleich zu beenden. „Sonst wird es mindestens noch einen Prozess geben“, befürchtete er und machte dem Anwalt der Klägerin keinerlei Hoffnung, über Fliegen und Gestank irgendetwas zu erreichen. „Da haut nichts hin“, sagte er und bemerkte leicht seufzend: „Ich habe das Gefühl, ich bin in einer unendlichen Geschichte.“ Und so wurde fortan über Flächenverschiebungen und eine Reduzierung der Glocken diskutiert.
Versöhnung im Kuhglocken-Streit in Holzkirchen - Bürgermeister äußert sich
„Die Weide ist prädestiniert zur Rinderhaltung“, kämpfte die Bäuerin um die Beibehaltung des von der Gemeinde gepachteten Stück Land. In einem früheren Prozess vor dem Landgericht München II* war sie schon einmal einen Kompromiss eingegangen, wonach sie nur noch im weiter vom Haus entfernten Bereich ihre Rinder grasen ließ.
„Ich möchte nicht auf alles verzichten, Weide und Glocke“, hielt sie dagegen. Letztendlich kam es zu einem versöhnlichen Ende, indem künftig höchstens drei Tiere Glocken (genau genommen handelt es sich um Schellen) tragen dürfen. Erleichtert über die Einigung zeigte sich auch Holzkirchens Rathauschef Christoph Schmid, der den Prozess verfolgt hatte. „Als Bürgermeister ist man da froh“, sagte er.
In einer anderen Region in Oberbayern sorgte sich ein Mann um die Kühe eines Bauern*: Sollten diese auch im Winter auf der Weide stehen?
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