USA
Brutale Polizeigewalt sorgt für Wut und Entsetzen
Ein tödlicher Polizeieinsatz gegen Afroamerikaner in Minnesota sorgt für wütende Proteste auf den Straßen.
Nach dem Tod eines Afroamerikaners infolge eines brutalen Polizeieinsatzes sind in den USA vier Polizisten entlassen worden. Auf einem Video im Internet ist zu sehen, wie bei dem Einsatz in Minneapolis ein weißer Beamter mehr als fünf Minuten lang auf dem Genick des etwa 40 Jahre alten George Floyd kniet, obwohl dieser stöhnt: „Ich kann nicht atmen“. Der Mann starb wenig später. In den USA sorgte dieser erneute Fall brutaler Polizeigewalt gegen einen Afroamerikaner für Entsetzen und Empörung.
Auf dem Video von dem Einsatz am Montag ist der etwa 40-jährige Floyd zu sehen, wie er um Luft ringt und schließlich immer regloser wird. Als die Polizisten ihn auffordern, ins Auto zu steigen, bewegt er sich nicht mehr. Im Krankenhaus wurde später der Tod festgestellt.
Am Dienstagabend kamen in der Großstadt im Bundesstaat Minnesota zahlreiche Demonstranten zusammen, viele von ihnen wegen des Coronavirus mit Gesichtsmasken. Auf Schildern war zu lesen „Gerechtigkeit für George Floyd“ und „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen).
Bürgermeister Jacob Frey reagierte entsetzt. In den USA von schwarzer Hautfarbe zu sein, „sollte kein Todesurteil sein“, sagte er. Der örtliche Polizeichef Medaria Arradondo teilte mit, er habe die Ermittlungen zu dem Fall an die Bundespolizei FBI übergeben.
Der Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der die Familie des Verstorbenen vertritt, erklärte, der Mann sei unter dem Verdacht der Fälschung von Dokumenten von der Polizei gestoppt worden. Die Bürgerrechtlerin Nekima Levy Armstrong forderte im Kurznachrichtendienst Twitter, die Täter wegen Mordes anzuklagen.
Zeitgleich verbreitete sich in den USA ein Video im Internet, das eine weiße Frau im New Yorker Central Park zeigt, die wegen einer harmlosen Bemerkung eines schwarzen Vogelbeobachters die Polizei ruft. Ihr wurde Rassismus vorgeworfen. Die Frau wurde mittlerweile entlassen und hat sich öffentlich entschuldigt.
Fälle von exzessiver Polizeigewalt gegen Schwarze und Latinos haben in den vergangenen Jahren in den USA immer wieder für Empörung gesorgt.
Am 13. März verschafften sich drei weiße Polizisten Zugang zur Wohnung der schwarzen, 26-jährigen Rettungssanitäterin Breonna Taylor in Louisville, Kentucky und erschossen sie. Die Beamten hatten eigentlich einen anderen Mann gesucht.
In Brunswick in Georgia hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mutmaßlich versucht, den Tod eines schwarzen Joggers zu vertuschen, in den ein ehemaliger Ermittler verwickelt war. Die Polizei soll zwei Monate lang ein Video zurückgehalten haben, das zeigt, wie der 25-jährige, unbewaffnete Ahmaud Arbery Ende Februar am hellichten Tag auf der Straße erschossen wird.
Der jüngste Todesfall in Minneapolis erinnert zudem an den Fall des New Yorkers Eric Garner, der 2014 während einer Polizeikontrolle erstickte.
Die tödlichen Polizeieinsätze werden von vielen als Beweis für den tief verwurzelten Rassismus in Teilen der US-Gesellschaft gewertet. Sie führten zur Gründung der Bewegung Black Lives Matter (Das Leben von Schwarzen zählt). (afp)