https://www.wienerzeitung.at/_em_daten/_cache/image/1xl7p6ly2WrgRE-9zqoFlOWEcI8enEAqEV2YggfwyOnMMICRpjWzWaFTryMJXy6cviJWyH7kqkK15cZOUS6iV2t4iyPyF4YoUg/200527-1241-20200527getraenk.jpg
Die Süße in heimischen Limonaden nahm in den Vorjahren langsam, aber stetig ab.© APAweb / apa / Georg Hochmuth

Österreicher vom Zucker in Limonaden langsam entwöhnt

Zuckeranteil sank in zehn Jahren ohne Ausgleich durch Süßstoffe um ein Fünftel.

by

Österreich wird langsam vom vielen Zucker in Limonaden entwöhnt: Im Verlauf der vorigen zehn Jahre ist der Zuckeranteil um ein Fünftel gesunken, ohne dass dies mit anderen Süßstoffen kompensiert worden wäre. Ein Modell, das durchaus auch für andere Lebensmittel und Länder Vorbild sein könnte. Erstmals wurde nun eine Langzeitstudie dazu vorgestellt.

Die Österreicher trinken im Jahr laut den aktuellsten Daten des Österreichischen Getränkeverbands rund 600 Millionen Liter Limonadengetränke, das sind 68 Liter pro Kopf - vom Säugling bis zum Hundertjährigen. Werden die enthaltenen rund 17.000 Kalorien als Energieüberschuss abgespeichert, entspricht dies rund 2,4 Kilo mehr auf der Waage - jedes Jahr. Vorsorgemedizinern sind diese Getränke daher längst ein Dorn im Auge. Das Salzburger Institut Sipcan (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition) hat am Mittwoch erstmals Ergebnisse einer Langzeitstudie über zehn Jahre vorgelegt.

Dabei zeigte sich, dass in diesen zehn Jahren in Österreich der durchschnittliche Zuckergehalt dieser Getränke von 7,53 Gramm pro 100 Milliliter auf 6,04 Gramm gesunken ist (minus 19,7 Prozent), ohne dass die Konsumenten groß aufgeschrien hätten. Das Rezept: Der Zuckeranteil wird in kleinen Stufen kontinuierlich gesenkt und so gar nicht wirklich bemerkt. "Und auf die Kompensation durch andere Süßstoffe kann verzichtet werden", sagte Studienleiter Manuel Schätzer im Gespräch mit der APA. Ganz im Gegenteil, der Anteil an Getränken, die mit Süßstoffen versetzt sind, ist hierzulande sogar gesunken; vor zehn Jahren war es noch etwa jede fünfte Limonade, heute fast nur mehr jede zehnte.

Zuckersatzstoffe erhöhen gewisse Krankheitsrisiken

"Wir sind mit diesem Modell Vorreiter", so Schätzer. Es wäre jederzeit auf andere Bereiche ausweitbar, etwa Fruchtsirups sowie Milchgetränke und natürlich auch auf andere Länder. Denn mehrere Länder haben dem Zucker in Getränken mit einer Steuer den Kampf angesagt. "Durch eine Zuckersteuer kann es sein, dass Getränkeproduzenten gezwungen sind, den Zuckergehalt sehr schnell zu senken. Da sich die Konsumenten aber an eine gewisse Süße gewöhnt haben, besteht die Gefahr, dass die entnommene Süße des Zuckers durch Süßstoffe kompensiert wird. Denn die Unternehmen wollen mit ihren Produkten ja weiterhin den Geschmack der Kunden treffen", erklärte Instituts-Leiter Friedrich Hoppichler. Studien würden aber zeigen, dass der Konsum von Süßstoffen nicht mit einer Reduktion des Körpergewichts in Verbindung stehe, allerdings das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes Mellitus erhöhe.

Sipcan sieht beim Zucker in Getränken noch "Luft nach unten": "Um die Industrie zu einer weiteren Zuckerreduktion zu motivieren, wurden im September 2019 die von der WHO vorgegebenen Kriterien für Österreich gesenkt: Während die WHO einen maximalen Zuckeranteil von 7,4 Gramm pro 100 Milliliter empfiehlt, sind es in Österreich nur noch 6,7 Gramm (minus zehn Prozent). 13 Prozent aller Getränke, die jetzt noch darüber liegen, würden diesen Wert mit einer geringen Zuckerreduktion bereits erreichen. (apa)