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Die Mitarbeiter der Glocken- und Kunstgießerei Rincker haben gut zu tun. Im Hintergrund entstehen Lehmformen; vorn wird die Glocken geputzt.Foto: Thon
St. Marien Harzgerode

Glocken kommen jetzt nach Hause

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   •  Nach dem Guss ist die Klangabnahme erfolgt.
   •  Welchen Empfang die Kirchengemeinde „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“ bereiten will.

Harzgerode - Die Aufregung ist groß. Positive Aufregung. Ein bisschen wie, wenn sich hoher Besuch angekündigt hat. Nur ist es kein Besuch, den die Kirchengemeinde St. Marien am kommenden Mittwoch, 3. Juni, in Harzgerode erwartet. Besuch, der verschwindet ja irgendwann wieder. „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“ aber, die drei neuen Bronzeglocken, kommen, um zu bleiben.

„Die Glocken gehen auf ihre erste und hoffentlich auch die letzte Reise ihres Lebens“, sagt Hanns Martin Rincker. In seiner Glocken- und Kunstgießerei wurden sie Ende März gegossen.

„Es ist ein erhabenes Gefühl, die Glocken klingen zu hören“

Inzwischen erfolgte auch die Klangabnahme, eine Art Glocken-Tüv. „Das Geläut ist hell und erfrischend und hat einen würzigen Klang“, zu diesem Ergebnis, erklärt Pfarrer Cord Exner, sei der Glockensachverständige gekommen; und er habe zwei Kollegen zur Seite gehabt, die das genauso gesehen - nun, vielmehr gehört – hätten.

Auch Jürgen Bentzius vom Gemeindekirchenrat und federführend zuständig für die Turmsanierung, ist ganz angetan; eine Audiodatei hat er bekommen: „Es ist ein erhabenes Gefühl, die Glocken klingen zu hören“ - und zugleich Motivation weiterzumachen.

Denn bis die Glocken in den Turm gehoben und montiert werden können, gilt es für ihn und seine Mitstreiter, noch einige Steine aus dem Weg zu räumen und Förderungen zu akquirieren.

Turm muss noch auf Vordermann gebracht werden

Voraussetzung dafür, dass in Harzgerode wieder Kirchenglocken erklingen können, ist, dass der Turm auf Vordermann gebracht wird. Rund 1,6 Millionen Euro wird es laut Bentzius kosten, den Turm - von der maroden Haube bis hin zum Glockenstuhl - wieder herzurichten. In drei Abschnitten sollen die Arbeiten erfolgen, der Startschuss noch im Sommer fallen. Vier Jahre sind für die Sanierung anberaumt.

So lange müssen die Harzgeröder aber nicht auf eine Tonprobe warten: Am Sonntag, 7. Juni, werden die Glocken in einem Willkommens-Gottesdienst schon mal angeschlagen. Der Gottesdienst beginnt um 14 Uhr. Die Zahl der Teilnehmer ist allerdings auf 90 begrenzt, die geladenen Gäste mit eingerechnet.

„Wir werden uns lautstark bemerkbar machen“

Das war anders geplant - wie so vieles rund um den Glockenguss. Einen Bus hatte die Kirchengemeinde gechartert, um live zu erleben, wie die Bronzeglocken in Sinn im hessischen Lahn-Dill-Kreis in einem jahrhundertealten Verfahren gegossen werden. Dann kam Corona.

Die Reise wurde abgesagt. Zu einem großen Event wollte die Kirchengemeinde einladen, um die Glocken in Harzgerode zu begrüßen, maximale Aufmerksamkeit für das Jahrhundertereignis schaffen. Dann kam Corona - und mit dem Virus das Aus für Großveranstaltungen. Auch ein Umzug durch den Ort war angedacht. Dann kam Corona.

Statt eines Umzugs wird es am 3. Juni, „eine kleine Rundfahrt durch Harzgerode geben“. Mit den geschmückten Glocken. Am Vormittag sollen sie ankommen. „Wir werden uns lautstark bemerkbar machen“, und dann könne, wer wolle, schon mal einen Blick auf die Glocken werfen, sagt Bentzius.

Wer das verpasst, kann sie sich in den kommenden Wochen und Monaten im Kirchenschiff anschauen. Dort werden sie stehen, bis sie in ein paar Jahren ihren Platz im Turm bekommen. „Es ist alles soweit vorbereitet“, so Bentzius. Die Kosten für den Glockenguss beliefen sich auf etwa 55.000 Euro.

Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung unterstützte das zusammen mit der Harzsparkasse. Sie übernahmen den Löwenanteil. Den restlichen Betrag steuerte die Kirchengemeinde bei, die in den vergangenen Jahren bereits vielfach um Spenden für das Geläut geworben hatte. (mz)