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Deutsch zu dritt – in der Zörbiger Sekundarschule läuft der Unterricht bei Sabine Zwanzig ganz klein.Foto: Andrea Dittmar
Pauken in den Pfingstferien

Diese Nachhilfe-Angebot bieten die Schulen im Altkreis

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Zscherndorf/Zörbig/Wolfen - Es ist die zweite Woche der Pfingstferien – normalerweise könnten Alicia Lerch, Josi Elze und Cecil Reiche jetzt ein paar freie Tage genießen. Doch in diesem Schuljahr ist alles anders: Zu dritt pauken die Fünftklässlerinnen in der Zörbiger Sekundarschule unter Anleitung von Lehrerin Sabine Zwanzig Deutsch - so wie viele Schüler in den Schulen des Altkreises.

Sekundarschule Zörbig

Tische und Stühle sind auseinander gerückt, um die Abstandsregeln einzuhalten. Keine von ihnen hätte gedacht, das sie das gemeinsame Lernen im Klassenraum mal vermissen würden. „Doch manche Aufgaben sind alleine zu schwer“, sagt die zwölfjährige Josi Elze. Statt der Schülerinnen wechselten die Lehrer den Klassenraum.

Neben den Schulstunden hatte der Schulsozialarbeiter Norbert Bartsch für die Schülerinnen und Schüler eine Sportkiste gepackt: Spiele, die mindestens eine Tischtennisplatte Abstand verlangten, wie Boule, Federball oder eben Tischtennis waren darin enthalten. „Beim Spielen hat keiner auf das Handy schauen müssen. Man merkt, dass die Kinder die Bewegung vermissen, und ich hoffe, das künftig in den Pausen anbieten zu können.“

Auch wenn einige Schüler die Feriennachhilfe dankend angenommen hatten, sieht es Schulleiter Ralf Schmeckebier kritisch, über ein vergleichbares Sommerferienprogramm nachzudenken. „Man sollte den Kindern ihre Ferien lassen“, sagte er. Schließlich funktioniere das Ferienangebot, weil die Lehrer freiwillig arbeiten – für die Sommerferien hätten auch viele Kollegen Urlaub eingereicht. Wenn es gewünscht sei, auch von Elternseite, dann würde man aber Unterrichtsstunden abhalten.

„Es besteht dann jedoch die Gefahr, dass die Wissenskluft zu groß wird“, gibt Schmeckebiers Stellvertreterin Katrin Kyritz zu bedenken. Denn viele Schüler, die das Lernen unter Anleitung bräuchten, hätten das jetzige Ferienangebot nicht wahr genommen. Sei es aus mangelndem Interesse oder weil sich der Transport aus den Dörfern zur Schule schwierig gestaltet.

Grundschule Zörbig

Über den Schulhof geht es zur Grundschule Zörbig. Dort hatten die Pfingstferien gleich mit einem Fördertag um 7 Uhr begonnen. Freiwillig kamen auch hier die Erst- bis Viertklässler und paukten Mathe, Deutsch und teilweise Englisch oder Sachkunde. „Etwa 40 bis 50 Prozent der Schüler kommen – das Angebot wird rege angenommen und das freut uns“, resümiert Schulleiter Uwe H. Müller. Eltern hatten ihre Kinder anmelden müssen, damit die Schule Gruppen einteilen konnte.

Müller vergleicht die aktuelle Situation mit dem Fahren mit angezogener Handbremse: Die Kinder freuen sich darauf, ihre Klassenkameraden zu sehen, dürfen aber nur in Kleingruppen zusammensein und müssen Abstand halten. Über der Einschulung im August schwebt noch ein großes Fragezeichen, und auch beim Übertritt der Viertklässler sind längst noch nicht alle Fragen geklärt. Zumindest das Lernen allein klappt nach Einschätzung des Schulleiters.

Grundschule Zscherndorf

In den Ferien Wissenslücken stopfen, die durch die Zeit daheim entstanden sind? Für die Schüler der Grundschule „An den Linden“ in Zscherndorf ist das kein Problem. Leiterin Antje Wolff sagt: „Wir haben den Eltern das Angebot gemacht, die Resonanz war verhalten.“ Sie rechnet mit ein oder zwei Schülern. Die kommen jeweils einzeln zur Lehrerin in den freiwilligen Unterricht, wie sie erklärt.

Aus ihrer Sicht ist das Homeschooling gut gelaufen. Von Anfang an gab es Wochenpläne für die Kinder. Sie, ihre Eltern und Lehrer standen immer in Kontakt. „Große Lücken sind nicht entstanden, die Kinder verkraften das“, sagt die erfahrene Pädagogin. „Die Kinder, die immer interessiert sind, waren das auch während dieser Zeit und haben gelernt. Und Schüler, die schon vorher Schwierigkeiten hatten, haben die immer noch. Corona ist dafür nicht der Auslöser.“

Für die Pfingstferien-Betreuung im Hort, wo „ganz normale Ferienspiele“ stattfinden, haben sich fünf Kinder angemeldet. Alles sei vorbereitet, damit hier die Abstandsregelung eingehalten werden kann. Nach den Ferien wird die Klassenstärke für den Unterricht halbiert, so dass auch hier die Regelungen greifen können.

Weinert-Grundschule Wolfen

Die Schule ruft - und rund die Hälfte der Schüler kommen. Und das trotz Ferien. So ist die Bilanz von Sandra Berger, Leiterin der Grundschule „Erich Weinert“ in Wolfen. Hier wird in beiden Ferienwochen jeweils von Montag bis Mittwoch Unterricht angeboten. „Dafür haben wir die vorherige Gruppeneinteilung beibehalten.“

So konnte man für jedes Kind aus jeder Gruppe mindestens einen Termin anbieten. „Dieses Angebot haben wir über die Schul-Homepage bekannt gemacht. Außerdem haben wir mit den Eltern mancher Schüler zusätzlich das Gespräch gesucht.“

Auf dem Lehrplan stehen Deutsch, Mathe und Sachunterricht - aber individuell angepasst an jedes Kind. „Denn die Defizite sind ja auch verschieden“, so Berger. Es ist also weniger Unterricht für die ganze Gruppe, als vielmehr einzelne Förderung. Und wie haben die Kinder auf Schule in den Ferien reagiert? „Die meisten haben gelächelt und das dankbar angenommen. Denn sie freuen sich, ihre Mitschüler wiederzusehen.“ Und auch die Kollegen hätten den Kontakt zu den Kindern vermisst. „Live-Unterricht ist nun mal besser.“ (mz)