Vorstoß der Arbeitnehmergruppe: „Nach der Krise ist vor dem Aufschwung": Unionspolitiker wollen Azubi-Kurzarbeitergeld
by FOCUS OnlineDie Corona-Krise bedroht auch die Zukunft vieler junger Leute in der betrieblichen Ausbildung. Mittelfristig könnte sich so auch Deutschlands chronischer Fachkräftemangel verschärfen. Die Sozialpolitiker der Union fordern daher nach Informationen von FOCUS Online eine Art Kurzarbeitergeld für Azubis.
Über Jahre war der Fachkräftemangel das größte Problem vieler Mittelständler in Deutschland. Jetzt aber wächst die Sorge, dass in Zeiten der Krise die Unternehmen weniger selbst vorsorgen und die Ausbildung junger Leute stoppen oder gar nicht erst starten. Die Sozialpolitiker der Unionsfraktion fordern jetzt eine Azubi-Prämie nach dem Modell des Kurzarbeitergeldes, um zu verhindern, dass junge Leute erst gar keine Chance bekommen und Firmen mittelfristig unter verschärftem Fachkräftemangel leiden.
„Nach der Krise ist vor dem Aufschwung. Deshalb muss der Ausbildungsmarkt stabilisiert werden“, sagt Uwe Schummer im Gespräch mit FOCUS Online. „Da ist eine Art Kurzarbeitergeld für Azubis genau die richtige Antwort.“ Schummer ist Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU im Bundestag. Die hat sich jetzt für eine solche Prämie ausgesprochen hat. Der Vorstoß geht ursprünglich auf eine Idee von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) zurück.
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Betriebe sollen 40 Prozent weiterzahlen, damit Azubis auf 100 Prozent kommen
Die Initiatoren wollen notleidenden Betrieben ermöglichen, auch in diesem Ausbildungsjahr Azubis weiter zu qualifizieren oder neue junge Leute einzustellen. Die Prämie soll gezahlt werden, wenn eine Firma nachweisen kann, dass sie wegen der Corona-Krise echte Umsatzeinbrüche hat. Schummer betont zugleich: „Wenn wir die Betriebe entlasten, indem zunächst 60 Prozent finanziert werden, erwarten wir umgekehrt, dass die Betriebe 40 Prozent weiterzahlen, damit die Azubis wie bisher 100 Prozent ihrer Ausbildungsvergütung bekommen.“ Der Zuschuss müsse „wahrscheinlich aus Steuermitteln“ gezahlt werden, erläutert Schummer das Modell.
Kurzarbeiter-Geld für Azubis? „Ast, auf dem Abeitgeber sitzen, nicht absägen"
Mit den Bildungspolitikern der Unionsfraktion sei die Sache abgestimmt, ist zu hören. Jetzt hoffen die Sozialpolitiker darauf, dass das Projekt auch im Koalitionsausschuss von Union und SPD in der kommenden Woche zur Sprache kommt und vorangetrieben wird.
Auch Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sorgt sich, dass die betriebliche Ausbildung in Corona-Krisenzeiten zu kurz kommen könnte. Er hatte zuletzt an die Unternehmer appelliert: „Ich ermutige alle Arbeitgeber, an dieser Kernaufgabe im ureigenen Interesse gerade auch jetzt unter schwierigsten Bedingungen mit aller Kraft festzuhalten, denn sonst sägen Unternehmen an dem Ast, auf dem sie sitzen.“
Kramer hatte dabei hervorgehoben, dass womöglich „gezielt geholfen werden“ müsse, sollte es trotz aller Anstrengungen echte Probleme bei der betrieblichen Ausbildung geben. Der Arbeitgeberpräsident hält es für wichtig, „regional, branchen- und betriebsgrößenspezifisch“ zu analysieren, wo „objektiv Ausbildung ohne Hilfe von außen nicht mehr möglich“ erscheint. Kramer hatte sich dabei nicht festgelegt, wie eine solche Hilfe aussehen sollte. Er geht bisher davon aus, dass eine solche Bestandsaufnahme erst im Herbst sinnvoll wäre.
Bei einem Treffen der so genannten Allianz für Aus- und Weiterbildung war gestern vereinbart worden, dass Betriebe, die Auszubildende aus insolventen Betrieben übernehmen, eine Übernahmeprämie erhalten sollen, damit Jugendliche ihre begonnene Ausbildung auch in der Corona-Krise abschließen können. Dieser Allianz gehören Vertreter der Bundesregierung, der Wirtschaftsverbände und der Bundesagentur für Arbeit an.
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