Kritik am Riesenlebensbaum
Oranienbaumer Stadtwald wird für Tiere fremd
by Corinna Nitz • Im Oranienbaumer Stadtwald wird aufgeforstet.
• Ein Ornithologe kritisiert die Pflanzung von jungen Riesenlebensbäumen.
• Was der Forstamtsleiter sagt.
Oranienbaum - Die Pflanzung von 3.000 jungen Riesenlebensbäumen im Stadtwald von Oranienbaum kommt nicht überall gut an. So hat sich der Kemberger Ornithologe Axel Schonert an die MZ gewandt und erklärt: „Diese Gehölze harmonieren nicht mit unserer Fauna.“ Über das ebenfalls in Oranienbaum angelegte Bienenwaldprojekt sagt er, das sei „super“, doch werde es nun konterkariert, da Bienen mit Riesenlebensbäumen (deren ursprüngliche Heimat ist das westliche Nordamerika) nichts anzufangen wüssten.
Dies gelte auch für andere Insekten und wo es insoweit zu einem Rückgang kommt, mangelt es bekanntlich auch an Vögeln. Dann „können wir nur noch von einem Holzacker reden“.
Hoffen auf Diskurs
Für Schonert, der in den Waldproblemen von heute - neben dem Klimawandel - eine wesentliche Ursache in den jahrzehntelangen Monokulturen sieht, stelle sich die Frage, welche Funktion ein Wald haben soll. Geht es beispielsweise um Holzgewinnung oder um einen „Wald für Generationen“ zur Erholung und zum Schutz der Fauna? Eine Alternative zur Aufforstung sieht er in der Verjüngung: Das dauere zwar länger, aber Bäume, die sich selbst säen, seien robuster.
Zudem entstehe ein „heterogener Wald, der vielfältiger, nachhaltiger und stabiler ist“, findet Schonert, der betont, dass ihm nicht daran gelegen sei zu polarisieren. Vielmehr hoffe er, „in einen Diskurs zu kommen“.
Über die Riesenlebensbäume sagt der zuständige Forstamtsleiter Philipp Nahrstedt auf Nachfrage und unter Hinweis auf die klimatischen Veränderungen: „Wir brauchen klimastabile Baumarten.“ Dabei suche man auch nach Alternativen zu heimischen Arten. Beim Riesenlebensbaum wolle man schauen, „ob er sich hier bewährt“. Begleitet werde das Projekt von der nordwestdeutschen forstlichen Versuchsanstalt. Nahrstedt verweist unter anderem darauf, dass Riesenlebensbäume an Trockenheit gewöhnt seien.
Und sie könnten bis zu 1.000 Jahre alt werden. Ansonsten wiederholt er, was er kürzlich im Zusammenhang mit den Anpflanzungen sagte: dass der Oranienbaumer Stadtwald auch künftig die „Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion“ erfüllen soll. Es sei nicht geplant, mit den Bäumen Holzwirtschaft zu betreiben.
Dafür wäre wahrscheinlich auch das Gebiet zu klein, so beträgt die Fläche, auf der die Riesenlebensbäume gepflanzt wurden, 0,8 Hektar des etwa 140 Hektar großen Stadtwaldes. Auch der Oranienbaum-Wörlitzer Bürgermeister Maik Strömer (CDU) erklärt auf eine Anfrage, dass der Fokus bei der Wahl der Baumart nicht auf der Holzwirtschaft lag. Im Übrigen habe es keinen Grund gegeben, an den Kompetenzen des Landeszentrums Wald zu zweifeln. Strömer erinnert im Gespräch auch an ein Waldkonzept, das gegenwärtig entwickelt wird und bis Sommer stehen soll.
Stark gelitten
Besonders der Kiefernbestand im Stadtwald von Oranienbaum hatte in den vergangenen Jahren stark gelitten, Grund waren Trockenheit, Dürre und Schädlingsbefall. Nach Auskunft von Forstamtsleiter Nahrstedt belaufen sich die Kosten für die Aufforstungsaktion, zu der auch das Pflanzen der 3.000 Riesenlebensbäumchen und die Saat von Roteicheln gehört, auf „200.000 bis 300.000 Euro“.
Fördermittel seien beantragt, im Fall der Beseitigung des Schadholzes habe es auch Zuwendungen gegeben. Als Hauptbaumarten nennt Nahrstedt Eichenarten, Winterlinden und Kiefern. (mz)