Sportpolitik und Corona
Die Absagen kosten Klieken viel Geld
by Michael Hübner • Die Storno-Kosten bringen Blau-Weiß Klieken in die Bredouille.
• Der Verein wird für sein Engagement durch Corona bestraft.
• Ein Scheck von Lotto-Toto verhindert Schlimmeres.
Klieken - Christian Dorn war sich noch Anfang des Jahres sicher: „Das ist eine spitzenmäßige Idee“, und der Chef von Blau-Weiß Klieken fügt hinzu: „Das gab es noch nie.“ Sein Verein wollte im März im Stadthaus der Lutherstadt die besten Wittenberger Athleten aller Zeiten präsentieren. Emotionale Augenblicke und Gänsehaut-Momente sollte es bei der „Ersten Wittenberger Sportnacht“ geben.
Clubs sind Krisen ausgeliefert
Stattdessen erlebt Dorn schlaflose Nächte. Das Engagement des kleinen Vereins wird durch Corona hart bestraft. Das Event muss - wie auch die von Klieken organisierten Wittenberger Radsporttage - zumindest vorerst abgesagt werden. Die Ausgaben für Werbung und Einladungen waren so eine Fehlinvestition. „Das Problem sind aber die Storno-Gebühren“, sagt Dorn, der von „immensen Ausgaben“ spricht.
Der Vereinschef nennt unter anderem Hotel-Übernachtungen und das georderte Essen als Beispiele. Dass seine Partner auf das Begleichen der Rechnungen bestanden, dafür habe er durchaus Verständnis. Trotzdem seien diese Storno-Kosten überhaupt nicht planbar gewesen. Bei der Abrechnung der Veranstaltung sollte am Ende eine schwarze Null stehen.
Einen großen Spielraum gebe es da nicht. Vereine dürfen in Deutschland keinen Gewinn erwirtschaften oder Rücklagen bilden - sonst steht ihre Gemeinnützigkeit infrage. Deshalb kann kein Verein - eben auch nicht Klieken - gegen eine solche Pandemie-Krise gewappnet sein.
Schon der Alltag sei eine finanzielle Herausforderung. „Die Unterhaltungskosten für unsere Sportanlagen kosten jährlich 7.000 Euro“, sagt der Vorsitzende, der inzwischen „etwas beruhigter“ in die Zukunft blicken kann. Lotto-Toto hilft dem unverschuldet in Not geratenen Club mit 10.000 Euro aus. Dorns Kritik an der fehlenden Unterstützung des viel gepriesenen Ehrenamts wird dadurch aber nicht milder. Der Vereinschef sagt: „Die Politik in Sachsen-Anhalt ist Kreisklasse.“
Schwerer Brocken für Anhalt
Zur ersten Liga der Event-Manager zählt in der Region Ralph Hirsch. Der Mann von „Anhalt-Sport“ zeigt Verständnis für die Sorgen der Vereine. Auch der Dessauer ist ein Corona-Opfer. Etwa 50.000 Euro seien bis zur Bekanntgabe der Verschiebung in der ersten Aprilwoche schon in die Organisation des Anhalt-Leichtathletik-Meetings geflossen, erzählt Hirsch im MZ-Gespräch.
Das war nicht alles umsonst, aber „wir haben schon einen Brocken zu schleppen“, sagte der Meetingdirektor. Die Ausgaben für die Werbung, Flyer und Plakate zum Beispiel, sind weg. „Finanziell ist das Ganze schwer zu stemmen“, gab Hirsch zu, „aber wir sind auf einem guten Weg.“ Die Förderung durch das Land hätte gut funktioniert, zudem stehen die Partner und Sponsoren weiter hinter dem Anhalt-Meeting, das jetzt am 8. September stattfinden soll.
Dagegen wünschen sich Vereine - darauf verweisen Dorn und Hirsch unisono - gern sächsische Verhältnisse. Im Nachbarland gibt es Soforthilfe-Zuschüsse für Clubs bis zu 10.000 Euro und Darlehen zur Liquiditätssicherung bis zu 350.000 Euro.
Man wolle mit dem auf den Weg gebrachten Paket „Einnahmeausfälle und wirtschaftliche Schieflagen durch die Corona-Krise abfedern. Ziel ist es, den Vereinen schnell und unbürokratisch zu helfen und damit wichtige Sportstrukturen im Freistaat zu erhalten“, wird der sächsische Innenminister Roland Wöller (CDU) im Internet zitiert.
Zweiter Anlauf im November
Dorn und Klieken wollen sich jedenfalls nicht entmutigen lassen und weitermachen. Die Premiere der Wittenberger Sportlernacht soll im zweiten Anlauf am 28. November im Stadthaus über die Bühne gehen. Und eine Neuauflage für die Wittenberger Radsporttage ist bereits für den 28. und 29. Mai 2021 geplant. „Wir haben noch eine Idee für ein weiteres Event im nächsten Jahr“, sagt Dorn, der aber noch nicht mehr verraten will. (mz)