Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof

„Statt eines Kahlschlags braucht es eine Vision“

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Köln - Die Corona-Krise beschleunigt, was bereits im Vorfeld angelegt war. Bei wenigen Unternehmen wird dies derzeit so deutlich wie beim Essener Warenhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof.

Nach drastischen Einbußen durch die Komplettschließung musste sich der Kaufhaus-Gigant in ein Schutzschirmverfahren retten – eine mildere Form der Insolvenz. Damit hat man sich Zeit erkauft, die nun für das genutzt wird, was wohl schon vor der Krise geplant war – eine brachiale Sanierung. Die Hälfte oder mindestens ein Drittel der 172 Häuser könnten bundesweit geschlossen werden verbunden mit großflächigem Stellenabbau.

Anfangs schien es aufwärts zu gehen

Das Unternehmen befindet sich seit langem in einer schwierigen Lage. Sinkende Frequenzen in den Innenstädten, wendige Konkurrenten im Modebereich wie Primark, aber vor allem der wachsende Onlinehandel haben das klassische Warenhausgeschäft infrage gestellt.

Mit der Fusion von Karstadt und Kaufhof 2018 sahen sich der österreichische Investor René Benko und Konzernchef Stephan Fanderl auf einem guten Weg. Zwar schien es anfangs wieder aufwärts zu gehen – dies war im Rückblick aber offenbar vor allem dem Umstand geschuldet, dass hart gespart wurde. Zahlreiche Stellen wurden abgebaut, den Mitarbeitern weitreichende Einbußen abverlangt. Eine ganzheitliche neue Strategie war hingegen nicht klar erkennbar.

Führung versprach sich größere Einkaufsmacht

Die Konzernführung versprach sich eine größere Einkaufsmacht durch den Zusammenschluss und Synergien durch gemeinsame Sortimente. Das Warenhaus soll zum Logistikhub umfunktioniert werden in Kooperation mit Rivalen wie Amazon oder Zalando. Damit sollen wieder mehr Menschen in die Filialen kommen. Ob das Konzept aufgeht, muss sich noch zeigen.

Beispiele in den europäischen Nachbarländern belegen, dass das Warenhaus auch unter veränderten Rahmenbedingungen durchaus noch funktionieren kann. Harrods oder Galeries Lafayette haben ein klares Profil mit einem ausgewählten Sortiment. Individuelle Konzepte für die Galeria-Häuser, die auch auf regionale Unterschiede eingehen, fordern die Arbeitnehmervertreter des Konzerns schon lange.

Ein mühsames Unterfangen

Das ist aber ein mühsames Unterfangen, denn es macht die Logistik und den Einkauf der Waren komplexer und teurer. Ob es dennoch funktionieren kann, wurde noch nie wirklich erprobt. Auch eine gute Verknüpfung von Online, Social Media und Filiale, die auch junge Kunden anspricht, ist notwendig.

Der Konzern will sich nun auf profitable Standorte in den großen Städten konzentrieren. Diese verbleibenden Standorte müssen mit qualifiziertem Personal sehr gut ausgestattet werden, weil Beratung und Kundenservice das Wichtigste ist, das die Menschen zum Einkaufen noch in die Innenstädte lockt.

Das Schutzschirmverfahren ist für das Unternehmen wohl eine der letzten Chancen, seine Zukunft zu sichern. Statt eines reinen Kahlschlags braucht es dafür aber auch eine Vision.