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Corona im Gefängnis: "Ohne Besuche zerbrechen Familien"

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Manuel Matzke ist Sprecher der Gefangenengewerkschaft GGBO. Er verbüßt nach eigenen Angaben eine Haftstrafe wegen schweren Betrugs. Da er einen Großteil der Strafe verbüßt hat, ist er im offenen Vollzug in einer JVA in Sachsen: Tagsüber hat er Ausgang und geht arbeiten, übernachten muss er im Gefängnis.

Corona-Regeln im Gefängnis: Der Lagerkoller wächst

WDR 5 Morgenecho - Westblick am Morgen. 27.05.2020. 04:07 Min.. Verfügbar bis 27.05.2021. WDR 5. Von Jörg Sauerwein.

WDR.de: Sie sind selbst Häftling in einer Anstalt in Sachsen. Wie schwierig ist die Situation derzeit aufgrund der Corona-Beschränkungen?

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Häftling Manuel Matzke

Manuel Matzke: Die Lage ist sehr angespannt und gleicht stellenweise einem Pulverfass - unter anderem, weil keine Kommunikation, kein Informationsaustausch stattfindet. Zudem spielen die restriktiven Maßnahmen wegen Corona eine Rolle. Wegen der Besuchseinschränkungen ist es ganz schwierig, den Kontakt mit den Familien aufrechtzuerhalten. Wir bleiben eingeschränkt, während draußen immer weiter gelockert wird.

WDR.de: Wie ist im bundesweiten Vergleich aus Ihrer Sicht die Situation in NRW?

Matzke: Katastrophal. NRW öffnet sich immer mehr, aber davon merkt man im Vollzug gar nichts. Da kommt natürlich Unruhe auf. Häftlinge des offenen Vollzugs können dort zum Teil nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen und mussten ihren Job hinschmeißen. Zum Teil gibt es auch keine Ausgänge und somit keine effiziente Resozialisierung mehr. Gerade in NRW kommen viele Fragen auf, wie es weitergehen soll.

WDR.de: Welche Folgen haben die Einschränkungen bei Besuchen und Ausgängen?

Matzke: Die Folgen sind schwerwiegend. Was macht das mit der Psyche, wenn eine der wichtigsten Säulen erfolgreicher Resozialisierung wegfällt: die Familienbesuche? Die Familie steht in unserem Land ja unter besonderem Schutz. Dennoch wird das in NRW stellenweise ausgehebelt. Andere Bundesländer ergreifen Maßnahmen, um den Besuch wieder zu ermöglichen. Zwar unter hygienischen Auflagen, aber sie machen es, weil sie merken, dass es Erfolg bringt. Ohne Besuche zerbrechen Familien!

WDR.de: Werden den Häftlingen Alternativen geboten?

Matzke: In NRW nicht wirklich. Es gibt zwar die Möglichkeit zu skypen, aber längst nicht in allen Anstalten. Und selbt wenn es stattfindet, ist das kein adäquater Ersatz.

WDR.de: Was muss auch ihrer Sicht jetzt passieren?

Matzke: Man sollte Freiheitsstrafe, die nicht mehr lange andauern, erlassen und dadurch das System entspannen. Wenn die Pandemie im Vollzug richtig ausbrechen würde, dann kann das System das nicht mehr bewältigen. Es gibt bundesweit nur sechs intensivmedizinische Betten für den Justizvollzug.

Das Interview führte Thomas Kramer

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