Kommentar
Corona zwingt viele Dax-Konzerne zur Lösung wohlbekannter Probleme
In der aktuellen Krise rücken bei vielen Dax-Konzernen jahrelange Probleme und Altlasten in der Vordergrund. Für Anleger sind das gute Zeichen.
by Christian SchnellMünchen. Beinahe täglich lösen Dax-Konzerne derzeit große Probleme, die sie oft über Jahre hinweg belastet haben. So zeichnet sich beispielsweise bei Bayer in den USA womöglich eine Einigung mit Klägern rund um das umstrittene Mittel Glyphosat ab. Auch wenn manche das als verfrüht bezeichnen. Und Volkswagen hat mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs vom Montag zum Schadenersatz für Dieselautos endlich eine höchstrichterliche Entscheidung, die dabei hilft, den Dieselskandal hinter sich lassen.
All diese Fortschritte in der Aufarbeitung von Altlasten sind teuer, sie helfen aber dabei, allmählich einen Schluss unter Verfahren zu ziehen, die die Konzerne jahrelang belastet haben. Dass sich das Top-Management, das sich zuvor mit einem Gutteil seiner Arbeitszeit mit diesen Fragen beschäftigen musste, nun anderen Aufgabe widmen kann, ist gerade in der Coronakrise dringend nötig.
Denn die aktuellen strategischen Entscheidungen sind enorm wichtig für die Zukunftsfähigkeit eines Konzerns. Die Bandbreite reicht dabei von der kurzfristigen Sicherung der Liquidität bis hin zu einer langfristigen Ausrichtung des Geschäftsmodells in der Nach-Corona-Zeit.
Für Anleger sind das gute Zeichen. Dass Dinge in der Vergangenheit falsch gelaufen sind und aufgearbeitet werden mussten, war aus ihrer Sicht ohnehin kaum umstritten. Belastend waren die oft jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen trotzdem.
Vom Top-Management erwarten die Aktionäre deswegen zu Recht nun klare Strategien. Dazu haben sie reichlich Vorschuss gewährt. Die Kurse der meisten Dax-Konzerne notieren weiterhin auf erstaunlich hohem Niveau. Dass die aktuelle Krise trotz aller Unwägbarkeiten überwunden werden kann, ist dabei bereits eingepreist. Die Zukunftsfähigkeit der Dax-Konzerne wird so nicht infrage gestellt.
Jetzt gilt es für die Unternehmen, dies auch zu bestätigen. Dass sie erkannt haben, was zu tun ist, haben sie in den vergangenen Wochen bereits bewiesen. Jetzt gilt es in den nächsten Schritten, das Geschäft auf der einen Seite zu stützen und oftmals schmerzhafte Umbauten auf der anderen Seite voranzutreiben. Auch die aufgearbeiteten Altlasten erweisen sich dabei als Krisenlöser.
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