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Anneliese Schröder, Petra Willing und Werner Struwe (v.l.n.r.) vor den Reiseprospekten der VolksSolidarität 92.Foto: Thomas Ruttke
Hoffnung auf zweites Halbjahr

Busreisen der Volkssolidarität 92 liegen derzeit auf Eis

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Dessau- Roßlau - „Von hundert auf null, das ging tatsächlich sehr schnell. Wieder von null auf hundert, dauert dafür etwas länger“, konstatiert Petra Willing, die bei der Volkssolidarität 92 für Reisen und Freizeitgestaltungen zuständig ist.

Der Bus eines Omnibusbetriebs aus dem Vogtland, der in der Reisesaison von April bis Dezember für die Dessau-Roßlauer Volkssolidarität zum Einsatz kommt, bleibt vorerst in der Garage. „Glücklicherweise ist das Unternehmen im Vogtland auch im Linienverkehr tätig, so dass auch in der Krise Geld reinkommt und unser Busfahrer trotzdem arbeiten kann“, bilanziert Willing.

Ansonsten fällt die Bilanz sehr ernüchternd aus. Denn der im vergangenen November erschienene Reiseprospekt der Volkssolidarität 92 für das Reisejahr 2020 scheint kaum noch das Papier wert zu sein, auf dem er gedruckt wurde. Insgesamt 130 Tage Erholung und Unterhaltung stehen da drin. Die Reisebetreuerin der Volkssolidarität 92 bleibt trotzdem optimistisch.

„Selbst ein Tagesausflug nach Ferropolis mit unserem Reisebus ist derzeit kaum möglich“

„Ich schreibe noch nicht alles ab. Auch wenn man in diesen Tagen nur auf Sicht fahren kann“, sagt Willing. Eine geplante Busreise für sechs Tage nach Nordfriesland ab dem 21. Juni, die bereitet ihr derzeit noch einige schlaflose Nächte. „Absagen oder doch abwarten und hoffen, dass man da unter möglichst normalen Bedingungen hinkommt und bleiben kann, das ist eine wirklich schwierige Entscheidung, die ich da vor mir habe“, erzählt Willing.

Für eine mehrtägige Dreiländertour mit dem Bus nach Österreich, Liechtenstein und in die Schweiz Ende Juli ist sie zuversichtlich. Auch für die erste geplante Flugreise der hiesigen Volkssolidarität nach Süditalien im September sieht Willing durchaus realistische Chancen. Die derzeit noch weltweit bestehende Reisewarnung, die bis vorerst 14. Juni gilt, soll nach ersten Plänen der Bundesregierung, zumindest für die EU in Reiseempfehlungen abgeändert werden. Damit stünde touristischen Auslandsreisen, wenn auch sicherlich mit Auflagen, nichts im Wege.

Doch akut bereitet Willing etwas anderes noch mehr Kopfzerbrechen. „Selbst ein Tagesausflug nach Ferropolis mit unserem Reisebus ist derzeit kaum möglich“, stellt sie fest. Tagestouristische Aktivitäten und auch Übernachtungen innerhalb Sachsen-Anhalts sind zwar auch jetzt schon erlaubt. Doch für Busreisen gibt es aus der Sicht von Willing noch keine zufriedenstellende verbindliche politische Lösung.

Eine Person auf fünf Quadratmetern Busfläche

Im Internet hat sie die Informationen erhalten, dass auf fünf Quadratmetern Busfläche sich jeweils eine Person aufhalten darf. „Auf unseren Reisebus zugeschnitten, wäre eine Mitnahme von acht Personen möglich. Das ist jedoch kaum wirtschaftlich“, erklärt Willing. Bis zu 48 Personen haben Platz. Mit der Belegung mit rund der Hälfte der Plätze wäre dagegen eine Busreise auch schon betriebswirtschaftlich sinnvoll, stellt sie fest. Deshalb plädiert Willing dafür, dass auch für Busreisen ein „verbindlicher Terminplan, mit sinnvollen Auflagen auf den Weg gebracht wird“.

Für Anneliese Schröder und Werner Struwe wird das auch höchste Zeit. Die beiden Senioren sind zwei von rund 1.000 Mitgliedern der Volkssolidarität 92, die regelmäßig die Reiseangebote und Freizeitgestaltungen vor Ort in Anspruch nehmen. Insgesamt hat der Verein rund 2.300 Mitglieder. Neben Mehrtages- und Tagesfahrten gibt es speziell für die Mitglieder einmal im Monat im UCI einen Kinonachmittag und in der Theaterspielzeit ausgewählte Theaterstücke zum Vorzugspreis.

Reisen und die Kinonachmittage sind großer halt für allein lebende Menschen

„Seit im März plötzlich alles weggebrochen war, ist das seitdem schon eine sehr harte Zeit, wenn sich das Leben im Prinzip nur noch im häuslichen Umfeld abspielt“, erzählt Anneliese Schröder. „Die Reisen und die Kinonachmittage sind für verwitwete Menschen wie mich auch ein großer Halt, durch das Gemeinschaftsgefühl, das man da erlebt“, beschreibt Werner Struwe.

Im Mai wären beide mit Petra Willing und über 40 anderen an den Gardasee gefahren. „Das holen wir nach der Corona-Krise nach“, verspricht Willing. Von Reiseabsagen und Rückbuchungen hat sie erst einmal genug. Aus ihrer Sicht ist es jetzt wichtig von Reisen nicht nur zu träumen, sondern sie in absehbarer Zeit wieder real zu erleben. Und doch hat die Krise für sie auch einen kleinen positiven Effekt. „Die Möglichkeit zu reisen, wird wohl in Zukunft höher als bisher geschätzt und die Freude daran noch größer sein“. (mz)