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„Bund der Steuerzahler … innen“ – vielen Zuschauern fiel die gendergerechte Sprache bei „Anne Will“ am Sonntagabend aufFoto: NDR/Wolfgang Borrs
Gender-Sprache im Ersten

Anne Will talkt jetztmit GästInnen!

… und Annalena Baerbock sorgte für eine besonders akrobatische Gender-Wortschöpfung

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Was wird da im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesprochen?

Es klang seltsam. Als ARD-Moderatorin Anne Will am Sonntagabend ihre gleichnamige TV-Sendung anmoderierte, begrüßte sie einen ihrer Gäste wie folgt: „Der Präsident des Bundes der Steuerzahler – (Pause) – innen, Reiner Holznagel. Herzlich willkommen!“

Dabei war sie sichtlich amüsiert darüber, den Verband nicht mit seinem richtigen Namen – Bund der Steuerzahler – angesprochen zu haben. Sie wiederholte die Wortschöpfung gleich nochmal – wieder mit betonter Pause im Wort.

Will zu ihrem Gast: „Da staunen Sie, dass wir ‚Bund der Steuerzahler-Innen‘ sagen, ne? Ich weiß gar nicht, ob Sie den Verband schon so nennen, inzwischen?“ Worauf der Gast – Reiner Holznagel vom Bund der Steuerzahler – klarstellte: „Nein. Steuern zahlen müssen alle, insofern fühlen sich auch alle angesprochen. Es ist völlig in Ordnung so.“

Will genderte schon länger, ohne dass es auffiel

Hintergrund: Mit dem sogenannten Gendern wird die Bestrebung bezeichnet, in Wörtern, die das weibliche Geschlecht mit meinen, auch mitzusprechen, und zwar nicht getrennt („Lehrerinnen und Lehrer“), sondern in einem einzigen Wort, das beide Formen künstlich zusammenbindet.

„Gendern“ – das praktiziert jetzt auch Anne Will.

▶︎ Schon nach ihrer Sendung vom 3. Mai jubelte der „Spiegel“: „Ja, Anne Will spricht den Gendergap mit: Sie sagte ‚Aktionär:innen‘ – und demonstrierte zur besten Sonntagabendsendezeit im Öffentlich-Rechtlichen, wie unkompliziert ein Wort klingt, mit dem sich alle gemeint fühlen können.“

▶︎Sie selbst erklärte am 10. Mai auf Twitter, dass sie das schon länger so handhabe: „Wir gendern schon lange, fällt komischerweise aber jetzt erst auf seit ich, seit wir auch in den Filmen ‚Ärzt_innen‚ sagen.“

▶ Dass das für Holprigkeiten sorgen kann, bewies sie schon einmal 2018, als sie in ihrer Sendung von „Mitgliedern und Mitgliederinnen“ sprach.

Das ist falsch. Da das Wort „Mitglied“ weder männlich noch weiblich, sondern neutral ist („das“ Mitglied), kann es selbst nach den Gender-Sprachregeln nicht „gegendert“ werden.

Manche Zuschauer ärgert's manchen geht's nicht weit genug

Nun, da diese Praxis jedenfalls auffällt, ärgern sich einige Zuschauer darüber. „Gleich wegschalten“, schrieb ein User mit dem Namen Maximilian Fritz auf Twitter:

„Können wir aufhören, Namen von eingetragenen Vereinen zu gendern?“, fragte ein User:

Anderen ging die Gender-Pause wiederum nicht weit genug. Es müsse korrekt „Steuerzahlerinnen und Steuerzahler“ heißen – „so viel Zeit darf sein“, schrieb eine Userin:

Grünen-Chefin kommt ins genderakrobatische Stolpern

Für Spott sorgte eine besonders akrobatische Gender-Wortschöpfung von Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock. Als sie ebenfalls den „Bund der Steuerzahler“ politisch korrekt deklinieren wollte, kam dabei was anderes raus: „Bund der Steuer-Innen-Zahler“.

Und das war nicht der einzige Baerbock-Moment, der später für Aufregung sorgte.

Bei der Debatte um Europa sagte die Grünen-Chefin: „Und eigentlich sind wir die größte Volkswirtschaft der Welt.“

Auf Twitter wurde Baerbock dafür von einigen Nutzen attackiert, die ihr unterstellten, sie habe sich auf Deutschland bezogen.

Einige erinnerten daran, dass sie 2019 im ARD-Sommerinterview beim Thema Energie über den Rohstoff „Kobold“ gesprochen hatte – gemeint war natürlich Kobalt.

Doch wer sich die Sendung komplett anschaut, erkennt, dass Baerbock tatsächich über Europa redet - und ihre Aussage somit richtig ist.

ARD : „Anne Will gendert seit langem konsequent“

Eine richtige Erklärung, warum Will die gendergerechte Sprache die ganze Zeit über benutzte, gab es von ihr während der Sendung nicht. BILD fragte bei Will und der ARD nach.

Ein Sendersprecher: „Anne Will gendert seit langem konsequent. Sie hat mit ihrem Sprachgebrauch zwei Tage vor dem bundesweiten Diversity-Tag (dt. Vielfältigkeits-Tag – Anm. d. Red.) ein Signal gesetzt und damit – wie die zahlreichen Reaktionen zeigen – eine wichtige Diskussion angestoßen.“ Und: „Das eigentliche Sendungsthema soll allerdings nicht davon überlagert werden.“

Und wie findet die ARD die gendergerechte Sprache der Moderatorin? Der Sender will sich hier nicht festlegen. „Persönliche Meinungen tun hier nichts zur Sache", so der Sprecher.