„Trink das“: Drosten und Lauterbach erhalten erschreckende Post - Corona-Streit droht zu eskalieren

SPD-Mann schildert Details

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Christian Drosten wirft der Bild-Zeitung tendenziöse Berichterstattung vor - und geht auf Twitter viral. Viele Virologen und Politiker unterstützen den Experten. 

Update vom 26. Mai, 21.00 Uhr: Die Diskussion um die Coronavirus-Auflagen und die Empfehlungen von Virologen und Gesundheitsexperten wächst auf bedrohliche Ausmaße an. So bekamen Virologe Christian Drosten und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nach eigenen Angaben Drohungen.

Corona: Lauterbach spricht über Morddrohungen

Lauterbach berichtete am Abend dem Portal t-online.de Näheres über den Vorfall. „Eine Morddrohung ist eine Art Postkarte, auf der ein Kreuz abgebildet ist mit meinem Namen eingraviert. In Schreibmaschinenschrift steht dort, dass ich an meine Familie denken solle“, so der SPD-Politiker, der die anonymen Drohungen an den Staatsschutz übergab.

Zuvor teilte Lauterbach auf Twitter ein Foto eines Drohpakets, das allerdings keine Morddrohung darstelle. Drosten kommentierte darauf, er habe das gleiche Paket erhalten (siehe Update von 18.10 Uhr). Lauterbach stellte fest, dass sich Hetze im Internet in den letzten Tagen massiv verstärkt habe. Der 57-Jährige verteidigte den strengen Kurs der Bundesregierung und zog viel Kritik auf sich.

Drohungen gegen Politiker sind in Deutschland keine Seltenheit mehr. Thüringens CDU-Chef Mike Mohring veröffentlichte im Oktober 2019 eine Morddrohung gegen ihn, das offensichtlich aus der rechtsextremen Szene stammte. Die Grünen-Politiker Cem Özdemir und Claudia Roth erhielten ebenfalls Morddrohungen erhalten, ebenso der SPD-Politiker Karamba Diaby aus Halle.

Corona: Christian Drosten reagiert im Podcast auf Bild-Artikel

Update vom 26. Mai, 18.10 Uhr: Der Streit um Corona-Maßnahmen und die Ratschläge von Experten droht in Deutschland offenbar zu eskalieren: Virologe Christian Drosten und der in der Corona-Krise oft als Fachmann zitierte SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach haben nach eigenen Angaben drastische Drohungen per Post erhalten.

Auf Twitter teilte Drosten am Dienstag eine Drohung gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und kommentierte, „Das selbe Paket habe ich heute auch bekommen.“ Auf dem geteilten Bild wird ein offenes Paket gezeigt, auf dem ein Fläschchen mit einem Aufdruck „CoV-Positiv“ liegt, dazu die knappe Botschaft „Trink das - dann wirst du immun“.

Lauterbach schrieb seinerseits, „Morddrohungen bis zu Beleidigungen aller Art, einige von uns müssen viel hinnehmen. Daher sollte jeder mit Restbestand von Charakter die Hetze im Netz gegen Virologen, Epidemiologen oder Politiker einstellen. Es animiert Leute, die unberechenbar sind. Denkt an unsere Familien.“

Coronavirus in Deutschland: Drosten reagiert im Podcast auf Bild-Artikel

Update vom 26. Mai, 17.20 Uhr: Der Schlagabtausch zwischen der Bild-Zeitung und dem Charité-Virologen Christian Drosten setzt sich auch am Tag nach dem Eklat fort. Die Boulevardzeitung hatte eine Studie zur Virenlast bei Kindern als „grob falsch“ bezeichnet. Nun kontert Drosten in der aktuellen Ausgabe seines Coronavirus-Podcasts.

Der Virologe reagierte erneut auf den Bild-Artikel mit der Headline „Drosten-Studie über ansteckende Kinder grob falsch - Wie lange weiß der Star-Virologe schon davon?“. Der Berater der Bundesregierung in der Pandemie kritisierte eine ungenaue Herangehensweise der Bild - die eine Vorveröffentlichung von Drostens Studie mit aus dem größeren Kontext gerissenen Wissenschaftler-Zitaten kritisierte.

Drosten: Darum distanzierten sich die Wissenschaftler vom Bild-Artikel

„Das kann man sich natürlich jetzt irgendwo entweder aus Twitter oder auch diesen Preprints zusammenbauen, was man da daraus zitieren will. Nur damit hat man ja nicht verstanden, was diese Wissenschaftler da überhaupt an unserer Studie kritisieren“, rügte Drosten. Zudem betonte er, dass sich vier Wissenschaftler „sehr deutlich jetzt inzwischen von dieser gesamten Berichterstattung distanziert“ hätten, da „das einfach inhaltlich so gar nicht das ist, was die gesagt haben“. Vor allem Methodik der Studie war von der Bild beanstandet worden.

Im NDR-Podcast erläuterte Drosten erneut das Verfahren der entsprechenden Studie. Die Expertise hatte den Schluss nahegelegt, dass Kinder genauso ansteckend sein können wie Erwachsene. 

Zur aktuellen Situation stellte er einen bildlichen Vergleich auf. „Sie bauen sich in ihrer Freizeit zu Hause ein Gartenhäuschen und mauern das hoch. Dann kommt ein Maurermeister und sagt: ‚Sie hätten aber eine bessere Kelle verwenden können, dann wären die Fugen vielleicht schöner geworden.‘ Bis dahin ist alles berechtigt“, sagte Drosten offenbar in Anspielung auf den wissenschaftsinternen Prozess von These und Kritik.

Corona-Experte Drosten über Bild-Bericht - „Vollkommen irreführend“

Doch dann holte Drosten gegen die Bild-Zeitung aus. „Aber wenn dann jemand von außen angelaufen kommt und sagt: ‚Das, was da in ihrem Garten steht, das ist übrigens auch gar kein Haus, denn der Maurermeister hat sich ja darüber beschwert‘, dann sind wir vielleicht so ein bisschen bei dem, was hier gerade in der Öffentlichkeit passiert. Das ist vollkommen irreführend.“

Aus diesem Grund hätten sich die im Artikel genannten Wissenschaftler vom Zeitungsbericht distanziert haben, erklärte Drosten. Vorveröffentlichungen von Studien würden publiziert, um Fachleuten die Möglichkeit zu geben, diese zu bewerten und im optimalen Fall zu verbessern. „Das ist ein normaler wissenschaftlicher Prozess, den vielleicht bestimmte Medien so nicht verstehen oder so nicht übertragen können in eine verkürzte Berichterstattung. Da kommen dann eben manchmal solche Dinge dabei heraus“, so Drosten.

Drosten, der Corona-Experte: Streit zwischen Virologen und Bild-Zeitung eskaliert

Erstmeldung vom 25. Mai:

Berlin - Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité-Klinik erwies sich in der Corona-Pandemie* stets als einer der meistbeachteten Berater der Politik. Gelegentlich kritisierte er die Berichterstattung der deutschen Presselandschaft im Zusammenhang mit dem Coronavirus*. Nun gibt es erneut Ärger - denn Drosten wirft der Bild-Zeitungtendenziöse Berichterstattung“ vor. Vorausgegangen war eine ungewöhnliche Anfrage eines Redakteurs. Es folgte ein Artikel mit drastischer Kritik an Drostens Arbeit.

Coronavirus-Eklat um Drosten: Tweet mit Bild-Anfrage geht viral

Drosten selbst brachte mit einem Tweet die heftige Debatte ins Rollen, der Virologe postete den Screenshot einer Mail-Anfrage eines Bild-Journalisten. Dieser teilte Drosten mit, man wolle kritisch über eine Studie des Instituts für Virologie an der Charité berichten. Diese untersuchte, ob bei Kindern dieselbe Ansteckungsgefahr* bestehe wie bei Erwachsenen. 

Drosten bezog sich auf jene Studie, als er erklärte, es gebe keinen signifikanten Unterschied bei der Viruslast von Kindern und Erwachsenen. Die Anfrage beinhaltete auch Zitate von Wissenschaftlern, die der Studie gegenüber angeblich skeptisch gegenüberstehen.

In der E-Mail des Redakteurs, die um 15 Uhr bei Drosten einging, wurde der Virologe aufgefordert, sich innerhalb einer Stunde zur Kritik an seiner Studie zu äußern. In seinem Tweet antwortete Drosten trocken, er habe „Besseres zu tun“. Dazu schrieb er: „Interessant: die Bild plant eine tendenziöse Berichterstattung über unsere Vorpublikation zu Viruslasten und bemüht dabei Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang.“

Coronavirus: Von Bild zitierte Wissenschaftler stellen sich hinter Drosten - „Distanziere mich ausdrücklich“

Kurze Zeit nach dem Tweet des Charité-Virologen veröffentlichte die Bild am Montagnachmittag den kritischen Artikel mit dem Titel „Drosten-Studie über ansteckende Kinder grob falsch“. In dem Text wurden auch Stimmen verschiedener Experten aus der Wissenschaft hinzugezogen, die ihre Bedenken an der Studie aussprechen. Außerdem erwähnte die Zeitung, dass sich der Virologe nicht auf die Anfrage äußern wolle.

Allerdings schienen die zitierten Wissenschaftler zumindest teilweise nichts von dem Bild-Bericht zu wissen und distanzierten sich nun von dem Artikel. Der Bonner Statistik-Professor Dominik Liebl schrieb, „ich wusste nichts von der Anfrage der BILD und distanziere mich von dieser Art Menschen unter Druck zu setzen aufs schärfste“. Christoph Rothe, Professor an der Uni Mannheim, twitterte ebenfalls, „niemand von der Bild hat mit mir gesprochen, ich distanziere mich ausdrücklich von dieser Art der Berichterstattung“

In dem Artikel werden sowohl der Wirtschaftswissenschaftler Rothe als auch Liebl zitiert. „Die mittlere Viruslast der Altersgruppe Kindergarten ist um 86 Prozent niedriger als die mittlere Viruslast der Altersgruppe der Älteren“, lautet ein Zitat aus einer Studie Liebls. Rothe wird mit den Worten wiedergegeben, die in Drostens Studie verwendeten statistischen Methoden seien „sehr schwach“.

Bild-Eklat um Virologen: Zitierte Wissenschaftler stellen sich hinter Drosten - „Distanziere mich ausdrücklich“

Sogar Politiker sprangen dem Virologen zur Seite und unterstützten ihn. Juso-Chef Kevin Kühnert postete eine Anfrage desselben Redakteurs aus dem Jahr 2018, in dem ihm „noch mehr als drei Stunden Zeit zur Beantwortung“ gegeben wurden, wie der SPD-Politiker ironisch kommentierte. Auch die Grünen-Politikerin Renate Künast kommentierte Drostens Beitrag mit einem Herzen sowie einem hochgestreckten Daumen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach - ebenfalls ein äußerst gefragter Ansprechpartner in der Krise - stärkte Drosten auf Twitter ebenso den Rücken und schrieb, „da Methodik der Studie einwandfrei ist (und sich mit der anderer Studien dazu deckt) würde ich mir keine Sorgen machen.“

Viele Twitter-Nutzer wiesen auf die kurze Zeit hin, die dem Virologen zur Antwort gegeben wurde und werfen der Bild mangelnde Recherche und Voreingenommenheit vor. Einige User griffen den Charité-Virologen an, da er zunächst die Daten des Redakteurs in seinem Screenshot öffentlich machte. Der Tweet wurde jedoch von Drosten gelöscht und später bearbeitet wieder gepostet. 

Forscher aus München wollen nun einen Marker identifiziert haben, mit dem sich voraussagen lassen könnte, wie eine Corona-Erkrankung verläuft.

ajr

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