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NBA - Das einzige Team, das nach '90 Michael Jordan schlug: Die vergessene Shaq/Penny-Dynastie der Orlando Magic

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Mitte der 1990er Jahre gehörte der Zukunft der NBA einem jungen Superstar-Duo der Orlando Magic: Shaquille O'Neal und Penny Hardaway. Der dominante Center und der spektakuläre Point Guard waren auf bestem Wege, die Liga zu erobern und eine Dynastie zu gründen. Eine, die eigentlich gar nicht hätte entstehen dürfen. Und die vorbei war, bevor sie richtig begann.

Als Anfernee "Penny" Hardaway am Abend des 27. Mai 1996 noch die Hände von Michael Jordan schüttelt, ist sein Teamkollege Shaquille O'Neal schon längst auf dem Weg in die Katakomben. Der 2,16-Meter-Schrank schlurft mit hängendem Kopf Richtung Kabine, dicht gefolgt von dem dunklen Schatten einer 0-4-Pleite in den Eastern Conference Finals gegen die Chicago Bulls.

In diesem Moment denkt wohl niemand, dass dieses Bild das letzte von O'Neal im Magic-Trikot sein würde. Womöglich nicht einmal der Center selbst, sicherlich nicht Hardaway und erst recht nicht die Magic-Fans.

Die Anhänger der damals noch jungen Franchise aus Florida träumen in dieser Nacht der Enttäuschung vielmehr von weiteren erfolgreichen Saisons in der Zukunft, von tiefen Playoff-Runs und von Championships. Vom dominantesten Center seiner Ära und und einem der spektakulärsten Point Guards der Dekade.

Die Realität nach 1996 ist jedoch eine andere. Shaq räumt in Purple-and-Gold anstatt im Nadelstreifen-Look eine Larry O'Brien Trophy nach der nächsten ab. Die Karriere von Hardaway kommt nach einer schweren Knieverletzung nie richtig zur Entfaltung.

Mit der Niederlage gegen die Bulls an diesem Juni-Abend ist die Dynastie der Orlando Magic in den 1990er-Jahren vorbei, bevor sie richtig begonnen hat.

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Gemeinsam mit John Stockton bildete Karl Malone in den 80er- und 90er-Jahren bei den Jazz eines der besten Duos der gesamten Association. SPOX blickt zurück auf die genialsten Combos der NBA-Historie.© getty
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Sie sind wohl die Ur-Väter des One-Two-Punch: Bill Russell und Bob Cousy gewannen in sieben Jahren sechs Titel, kamen beide zu MVP-Ehren. Zusammen dominierten sie beide Enden des Courts und begründeten die Legende der Celtics.© getty
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Wilt und West: Zwei der besten Spieler aller Zeiten. Dabei war die Taktik der beiden recht simpel: Wenn West heiß lief, gab es für den Guard keine Gegner, den Rest besorgte Chamberlain mit seiner unmenschlichen Physis unter dem Korb.© getty
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Die Not war groß, wenn Abdul-Jabbar und Oscar Robertson auf die gegnerische Defense zurollten: Vier Jahre standen zwei der besten Spieler aller Zeiten Seite an Seite und gewannen eine NBA-Championship zusammen.© getty
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Sie prägten die goldene Ära der Knicks: Walter Frazier und Willis Reed. Clyde'n'Captain holten die bisher einzigen NBA-Trophäen in den Big Apple. Während Fraizier für seinen eleganten Spielstil bekannt war, galt Reed lange als härtester Hund der NBA.© getty
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Nachdem Russell und Cousy zurückgetreten waren, lebte Boston durch John Havlicek und Dave Cowens wieder auf. Während Cowens ein überragender Rebounder war, galt Havlicek als ähnlich vielseitig wie heute LeBron James.© getty
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Nach Jerry und Wilt gab es Magic und Kareem. Sie verpassten Purple-and-Gold endgültig den Status als ewige Top-Franchise, indem man in 10 Jahren achtmal die Finals erreichte. Showtime steht für Magic und Kareem.© getty
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Der größte Gegner der Showtime-Lakers waren die Celtics um Larry Bird und Kevin McHale. Gemeinsam dominierte man rund zehn Jahre den Osten, dazu gab's drei Titel. Der hohe Basketball-IQ der Celtics-Ikonen konnte jede Defense in Einzelteile zerlegen.© getty
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Immer wieder scheiterte Julius Erving an den Lakers und brauchte deshalb Hilfe. Die kam schließlich in Person von Moses Malone. Direkt im ersten Jahr überrollte das Duo die NBA und holte gemeinsam 45,9 Punkte im Schnitt. Die Krönung war der Titel 1983.© getty
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Ganze 1142 Spiele standen John Stockton und Karl Malone gemeinsam auf dem Hardwood. Bis heute gilt das Duo als beste Pick'n'Roll-Combo aller Zeiten. 13 Saisons holte man mehr als 50 Siege, nur der Titel blieb (wegen MJ) aus.© getty
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Mit ihren "Bad Boys" trieben Dumars und Thomas die NBA in den Wahnsinn, sweepten als erstes Team die Showtime-Lakers und bildeten einen der besten Backcourts aller Zeiten. Macht zusammen zwei Titel.© getty
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Bevor MJ der Beste aller Zeiten wurde, zweifelten viele an seiner Fähigkeit, Titel zu holen. Dann kam Pippen, der Rest ist Geschichte. In der Defense nahezu jedem Team überlegen, werden die beiden von nicht wenigen als beste Combo aller Zeiten angesehen.© getty
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Hätte es die Bulls nicht gegeben, vielleicht wären die 90er das Jahrzehnt von Payton und Kemp gewesen. Der beste Verteidiger auf der Eins und das Athletikwunder Kemp waren über 7 Jahre kaum zu stoppen. Verletzungen verhinderten langfristigen Erfolg.© getty
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Shaq und Penny Hardaway galten Anfang der 1990 als Zukunft der Liga und schafften es mit ihrer verrückten Athletik bis in die Finals. Dann ging Shaq nach L.A., während Hardaway immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde.© getty
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204-124 so lautet die gemeinsame Bilanz von Charles Barkley und Kevin Johnson. Das Suns-Duo war für seinen schnellen und unnachgiebigen Spielstil bekannt und schaffte es gemeinsam bis in die Finals - da war erst gegen die Bulls Schluss.© getty
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Bereits zu College-Zeiten fegten Olajuwon und Drexler über ihre Gegner hinweg. Erst Mitte der 90er-Jahre wurden sie wiedervereint und holten sogleich den Pott. In den Playoffs 1995 punktete das Duo im Schnitt für 53.© getty
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Nachdem Shaq sich den Lakers angeschlossen hatte, draftete die Franchise ein Jahr später ein freches High-School-Kid: Kobe Bryant. Auch wenn man sich nicht immer grün war, offensiv konnte um die Jahrtausendwende kein Team den Zwei das Wasser reichen.© getty
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Duncan und Parker wissen bis heute nicht, wie es sich zusammen anfühlt, die Playoffs zu verpassen. Dabei gelten beide Spieler als sehr introvertiert und bescheiden, in Sachen Erfolg geht es derweil kaum besser.© getty
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Wirklich lange blieben J-Will und C-Webb nicht zusammen, doch diese Zeit war Spektakel pur. Behind-the-back, krachende Dunks, verrückte Layups - die Kings hatten um die 2000er ihr ganz eigenes Showtime-Team.© getty
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Auch Kobe hatte noch einen zweiten Weggefährten, der mit ihm gemeinsam an die Spitze vorstieß. Gasol verstand sich mit Bryant fast blind und war durch sein starkes Passspiel wie geschaffen für die L.A.-Triangle-Offense.© getty
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Run'n'Gun: Unter diesem Titel wirbelten die Suns unter D'Antoni durch die NBA. Steve Nash als genialer Floor General inklusive MVP-Ehren und Amar'e Stoudemire, der lange als schnellster Big Man der NBA galt.© getty
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Bereits vor der Zusammenarbeit in Miami galten Wade und LeBron James als dicke Freunde. Die Freundschaft der beiden zukünftigen Hall-of-Famer wurde schließlich mit zwei Trophäen vergoldet.© getty
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Von 2008 bis 2016 donnerte es in OKC gewaltig. Kevin Durant und Russell Westbrook gehören zu den besten Scorern aller Zeiten. Sie standen viermal gemeinsam mindestens in den Western Conference Finals - bevor sich KD einem anderen Duo anschloss ...© getty
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Noch nie gab es eine Combo, die eine solche Firepower von Downtown hatte. Curry und Thompson führten die Dubs zu mehreren Titeln und zur besten Saison aller Zeiten. Gemeinsam kommen die Splash-Brothers auf einen Karriere-Dreierschnitt von 42,8 Prozent.© getty
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Nur zwei Jahre hielt die Ehe zwischen Chris Paul und James Harden bei den Houston Rockets. Einen besseren Backcourt mit zwei absoluten Hall of Famern gab es so noch nie. Die übermächtigen Warriors beendeten in den Playoffs aber jeweils die Titel-Träume.© getty
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Dafür entstanden neue Duos. Die Los Angeles Lakers stellten LeBron James im Sommer 2019 Anthony Davis an die Seite, wodurch die Glamour-Franchise bis zur Corona-Unterbrechung als heißer Titel-Anwärter galt.© getty
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Doch es gibt in L.A. noch ein weiteres Star-Tandem. Die Clippers vereinten in der Free Agency 2019 Kawhi Leonard und Paul George. Solch zwei starke Spieler auf dem Flügel gab es wohl seit MJ und Pippen bei den Bulls nicht mehr.© getty
NBA - Die besten Duos der Geschichte: Vier Fäuste für ein Halleluja

Der Beginn der Shaq-Ära bei den Orlando Magic

Gerade einmal sieben Jahre zuvor werden die Magic erst aus der Taufe gehoben. Im Rahmen der Liga-Erweiterung 1989 von 25 auf 27 Teams bekommt Florida seine zweite NBA-Franchise. Wie üblich für ein Expansion-Team, sind die ersten Jahre der Magic in der Association nicht von Erfolg geprägt. Das ändert sich aber 1992 schlagartig.

Glück in der Lottery beschert Orlando, im Vorjahr das Team mit der zweitschlechtesten Bilanz, den ersten Pick. Für den Fall der Fälle hat der damalige General Manager Pat Williams bereits ein Magic-Trikot mit fünf Buchstaben unter seinem Tisch platziert, wie jedes andere Team in der Lottery auch. Die Aufschrift? "O'Neal".

Es gibt keinen Zweifel, dass der Center der Louisiana State University als erstes über die Ladentheke gehen wird, und so kommt es auch. Mit dem unter den Körben wütenden Rookie of the Year holt Orlando 1992/93 41 Siege bei 41 Niederlagen. Erstmals in der Franchise-Geschichte entgehen die Magic einer negativen Bilanz, verpassen jedoch die Playoffs, weil die Pacers mit der gleichen Bilanz im direkten Duell mit Orlando ganze 5 Punkte mehr erzielen (444:439).

Orlando Magic: Glück in der Lottery - und eine Überraschung

Wie im richtigen Leben liegen aber auch in der NBA Leid und Glückseligkeit ganz nah beieinander. Während Indy in der ersten Playoff-Runde gegen die Knicks rausfliegt, finden sich die Magic in der Lottery wieder. Was anschließend passiert, beschreibt Williams später gegenüber nba.com wie folgt: "Das war ein Wunder. Die Basketball-Götter haben uns in dieser Zeit sehr intensiv zugelächelt."

Nur auf einem der 66 Ping-Pong-Bälle in der Lotterie ist das Magic-Logo aufgraviert, eine 1,5-prozentige Chance auf den ersten Pick. Bis heute ist es der unwahrscheinlichste Gewinn der Lottery aller Zeiten.

In Orlando steigt in den Wochen vor dem Draft die Vorfreude auf ein potenzielles Big-Men-Duo Shaq und Chris Webber. Als die Magic am Tag der Entscheidung tatsächlich den 20-Jährigen aus Michigan als Nr.1-Pick verkünden, frohlocken die Fans auf einer Draft-Party. Als Williams kurz darauf jedoch auf der Bühne einen Trade publik macht, wollen sie "eine Revolte".

Penny Hardaway: Der nächste Magic Johnson?

Statt mit Webber und Shaq in eine neue Ära zu starten, tauschen die Magic den Big für drei zukünftige Erstrundenpicks und den dritten Pick 1993 der Golden State Warriors ein: Anfernee Hardaway. Dies geschieht wohl auch auf Anraten von O'Neal, der ein Jahr zuvor gemeinsam mit Penny für den Film "Blue Chips" vor der Kamera stand.

Hardaway hinterlässt damals nicht nur beim Big Diesel Eindruck, sondern auch bei mehreren Pre-Draft-Workouts bei den Magic. "Ich wollte unbedingt nach Orlando", sagte der 48-Jährige Jahre später im Podcast All the Smoke. "Ich wollte unbedingt mit Shaq spielen. Ich habe an eine Magic-und-Kareem-ähnliche Situation gedacht."

Tatsächlich fühlt sich der eine oder andere Experte im 2,01 Meter großen Point Guard an Lakers-Legende Magic Johnson erinnert. Nicht nur aufgrund der Größe, auch wegen Pennys Court Vision und seinen Fähigkeiten als Passer. Zusätzlich besitzt Hardaway beeindruckende Athletik und ein Flair auf dem Parkett, dass ihn zu einem der spektakulärsten Spieler der Liga macht.

In Verbindung mit der Dominanz von Shaq entsteht in Orlando eins der besten Duos der Liga, die Magic bereuen ihre Draft-Entscheidung nicht. Nach dem Rücktritt von Michael Jordan im Herbst 1993 scheint zudem der Weg zu einem Titel so offen wie lange nicht mehr. Die Magic sind bereit, dieses Machtvakuum zu füllen.

Der Aufstieg der Shaq/Penny-Magic

Im ersten gemeinsam Jahr springen für Shaq und Penny 50 Siege und Platz vier im Osten raus, nach einem 0-3-Sweep in der ersten Runde gegen die Pacers ist jedoch früh Schluss. Das junge Magic-Team ist noch zu grün hinter den Ohren, es fehlt an Erfahrung. Die kommt in der folgenden Free Agency in Person von Horace Grant.

Nach seinem Threepeat mit den Bulls gibt der Big Man den Magic nun eine neue Dimension. Mit Grant, Shaq, Penny und dazu starken Rollenspielern wie Nick Anderson oder Dennis Scott steigert Orlando seine Siegesausbeute in der regulären Saison 1994/95 auf 57, gut genug für den Top-Seed im Osten.

Es scheint sich nur ein Problem anzubahnen. Im März 1995 schockt Jordan nach seiner Baseball-Auszeit mit einem Fax nicht nur die Magic, sondern die gesamte Sportwelt: "I'm back."

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"Nr. 45 ist nicht Nr. 23": Die Magic stoppen MJ ...

Nach einem 3-1-Sieg in Runde eins gegen die Celtics warten in Runde zwei tatsächlich MJ und die Bulls auf Orlando. Doch Jordan ist noch nicht der Alte. "Nr. 45 explodiert nicht so wie es Nr. 23 tat", bringt es Anderson, der mit einem Steal gegen MJ Spiel 1 zugunsten der Magic entscheidet, auf den Punkt.

Jordan trägt nach seinem Comeback seine Baseball-Trikotnummer, doch "Nr. 45 ist nicht Nr. 23. Gegen Nr. 23 hätte ich das nicht machen können", so Anderson. Der Stachel sitzt. Jordan kommt in der nächsten Partie mit seiner alten Rückennummer und 38 Punkten, 7 Rebounds, 3 Assists, 4 Steals sowie 4 Blocks zurück. Chicago gleicht die Serie aus, doch MJ und die Bulls können ihre alte Dominanz noch nicht wieder abrufen.

Stattdessen wütet O'Neal mit 24,3 Punkten und 13,2 Rebounds im Schnitt in der Zone, Hardaway steuerte 18,5 Zähler sowie 7,5 Vorlagen bei und Grant rächt sich mit 18 und 11 an seinem alten Arbeitgeber. Nach sechs Spielen sind die Bulls tatsächlich bezwungen, es ist das einzige Mal in sieben Anläufen in den Jahren nach 1990, dass Jordan eine Playoff-Serie verliert.

Der Big Aristotle soll sich Jahre später im Interview mit GQ an diese Serie als einen der denkwürdigsten Momente der Magic-Playoffs 1995 erinnern, dabei geht es für das Team aus Florida noch weiter. Nach einer 7-Spiele-Schlacht gegen die Pacers erreicht Orlando nach nur sechs Jahren der Existenz erstmals die Finals gegen den Titelverteidiger aus Houston.

Die Magic und der Freiwurf-Wahnsinn

Es ist der Höhepunkt der Magic-Glückseligkeit, das Leid wartet allerdings keine drei Tage entfernt. Was in den finalen Sekunden von Spiel 1 der Finals passiert, bleibt wohl für immer unerklärlich. 8,5 Sekunden vor Schluss führen die Magic mit 110:107, nach einem Foul marschiert Anderson (Freiwurfquote in der regulären Saison: 70,4 Prozent) an die Linie, um den Erfolg in trockene Tücher zu bringen. Stattdessen: zwei Fehlwürfe.

Anderson schnappt sich sogar den Offensiv-Rebound, wird erneut gefoult, geht erneut an die Linie. Doch das Resultat bleibt das gleiche. Auf die vier vergebenen Freebies antworten die Rockets mit einem Buzzer-Beater von Kenny "The Jet" Smith und gewinnen in der Verlängerung.

"Es hatte den Anschein, als ob wir unseren Spirit nach dem ersten Spiel verloren hätten", sagte Hardaway rückblickend in der GQ. "Wir waren jung und haben uns davon nicht mehr komplett erholt." Zwar wehren sich Shaq (28 & 12,5 Rebounds) und Penny (25,5 und 8 Assists) nach Kräften, von den Rollenspielern kommt aber zu wenig. Die Magic werden in den Finals gesweept.

... und Michael Jordan stoppt die Shaq/Penny-Magic

Trotz der bitteren Pleite scheint die Zukunft der NBA den Magic zu gehören. Zum Zeitpunkt der Finals ist das Superstar-Duo jeweils 23 Jahre alt. Superman an der Seite von Penny, der am Ende der Saison in sein erstes von insgesamt drei All-NBA-Teams gewählt wird (95 & 96 First Team, 97 Third Team). Wer soll die Shaq/Penny-Magic stoppen?

Die kurze Antwort: MJ. Zwar ist die Wahrheit viel komplizierter, das verfrühte Ende der Magic-Dynastie leiten aber doch die Bulls ein. Ohne einen lange Zeit verletzten Shaq holt sich Orlando in der nächsten Saison 60 Siege (bis heute Franchise-Rekord), vor allem dank Hardaway, der langsam aber sicher auf seinen Zenit zusteuert und im MVP-Rennen auf Platz drei landet.

Das Problem? Jordan und die Bulls sind zurück in beängstigender Verfassung. Jordan arbeitet den gesamten Sommer über an seinem Spiel, dazu haben er und Scottie Pippen nun Dennis Rodman als Grant-Ersatz an ihrer Seite. Orlando muss sich mit Rang zwei im Osten hinter den 72-10-Bulls begnügen, in den Conference Finals kommt es zum direkten Duell.

Erneut enttäuschen Shaq und Penny nicht. Zusammengenommen legt das Duo sogar mehr Zähler (52,5) auf als Jordan und Pippen (48). Doch spätestens nachdem sich Grant in Spiel 1 am Ellbogen verletzt und für die restlichen Partien ausfällt, reicht das nicht mehr. Ein weiterer Sweep beendet die Saison der Magic.

Die Statistiken von Shaq und Penny bei den Magic

NameSaisonsG / MINPunkteReboundsAssistsBlocks/StealsFG%
O'Neal4295 / 37,827,212,52,42,8 Blocks58,1
Hardaway6369 / 37,2194,76,31,9 Steals47,2

Shaq in der Free Agency: Knausrige Magic - spendable Lakers

Schon kurz nach jenem 27. Mai 1996, als Orlando mit 101:106 den Bulls ein letztes Mal unterliegt, rückt der Fokus der Magic-Fans auf die Zukunft. Der Rookie-Deal von O'Neal läuft aus, Sorgen machen sich in Florida zunächst die wenigsten. Der Diesel will verlängern - die Magic müssen nur ein ordentliches Angebot auf den Tisch legen.

In Augen der Team-Verantwortlichen kommt dies in Form eines Vierjahresvertrags über 54 Millionen Dollar. Viel zu wenig. Vor allem, nachdem Alonzo Mourning und Juwan Howard gleichzeitig deutlich besser dotierte Verträge mit über 100 Mio. Dollar über sieben Jahre in Miami beziehungsweise Washington unterschreiben.

Shaq stellt sich einen neuen Vertrag in ähnlichen Spähren vor, doch Orlando versucht die Forderungen seines Star-Spielers herunterzuhandeln, die Magic kritisieren in Gesprächen seine Defense und sein Rebounding. Der Diesel fühlt sich auf den Schlips getreten, wie sich der ehemalige Spieleragent Joel Corry später bei CBS Sports erinnert.

Das nutzen die Los Angeles Lakers gnadenlos aus. GM Jerry West präsentiert Shaq einen Siebenjahresvertrag für 120 Mio. Dollar und schnappt ihn den Magic vor der Nase weg. Pech für Orlando: Im Jahr zuvor wurde die Restricted Free Agency aus dem CBA gestrichen und erst 1998 wieder eingeführt. Ansonsten hätte das Team mit dem Angebot der Lakers gleichziehen können.

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Schon manch ein Superstar wurde auf dem Weg nach ganz oben von Verletzungen ausgebremst. SPOX stellt einige Stars vor, für die noch mehr drin gewesen wäre.© getty
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Bill Walton war 1977 und 1978 vielleicht der beste Spieler der Liga, nach nur vier NBA-Jahren streikten jedoch seine Füße und er verpasste unter anderem drei ganze Saisons. 1986 immerhin noch Sixth Man bei den Celtics.© getty
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Shaun Livingston – Der Guard kam mit großen Erwartungen von der High School in der NBA. In seinem dritten Jahr war das Knie kaputt, Livingston nie wieder der Alte. Immerhin: In kleiner Rolle bei den Warriors wurde er ein wichtiger Teil des Teams.© getty
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Derrick Rose – Als jüngster MVP aller Zeiten führte er die Bulls 2011 in die Conference Finals, ein Jahr später riss in der ersten Playoff-Runde das Kreuzband. Die Explosivität war dahin, die Knieprobleme blieben. Nun Sixth Man bei den Pistons.© getty
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Grant Hill – Der neue MJ, so wurde Hill in jungen Jahren beworben. Nach guten Jahren in Detroit, holten ihn in Orlando die Verletzungen immer wieder ein. Zum Ende seiner Karriere zumindest noch ein guter Rollenspieler in Phoenix und bei den Clippers.© getty
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Greg Oden – 2007 wurde der Center sogar noch vor Durant gezogen, inzwischen seit sechs Jahren nicht mehr in der Liga. 105 Spiele für Portland und Miami spielte Oden in insgesamt sieben Jahren. Mehr ließen die Knie nicht zu.© getty
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Allan Houston – Unterschrieb nach ‘The Runner’ in den Playoffs gegen Miami bei den Knicks einen Monster-Vertrag, quälte sich dann aber mit Knieverletzungen rum. Mit nur 33 Jahren war die Karriere vorbei.© getty
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Gilbert Arenas – In seiner Hochzeit legte Agent Zero 28 Punkte pro Spiel auf. Nach einer Innenbandverletzung 2007 kam der Point Guard aber nie wieder an seine alten Leistungen heran.© getty
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Danny Manning – Der erste Pick von 1988 riss sich bereits in seiner Rookie-Saison das Kreuzband, es folgten weitere Knieverletzungen. Der Power Forward hatte unbestritten absolutes Star-Potenzial, konnte dieses aber nie beständig zeigen.© getty
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Sam Bowie – Er gilt als einer der größten Draft-Busts aller Zeiten, weil der Center direkt vor Jordan gezogen wurde. Schon auf dem College war er verletzungsanfällig, dies setzte sich leider in der NBA nahtlos fort.© getty
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Brad Daugherty – Vor LeBron war wohl er der beste Cavs-Spieler aller Zeiten. In der Jordan-Ära war Daugherty einer der besten Fünfer der Liga, doch Rückenprobleme bremsten den Seven Footer immer wieder aus.© getty
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Brandon Roy – Noch eine tragische Blazers-Story. Roys Knie bauten Jahr für Jahr ab, in seiner dritten Saison zählte er noch zu den besten Shooting Guards der Liga. Ein Comeback-Versuch mit 28 Jahren bei den Wolves scheiterte.© getty
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Ralph Sampson – Mit Olajuwon bildete Sampson ein gefürchtetes Frontcourt-Duo. Mit 2,24 Metern waren Rücken- und Knie-Probleme aber seine ständigen Begleiter. Mit Ausnahme der ersten drei Jahre verpasste Sampson immer mindestens 20 Spiele pro Jahr.© getty
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Yao Ming – Ähnliche Probleme hatte auch der chinesische Gigant. Mal war es das Knie, mal der Fuß, der Houston und Yao stoppte. Mit nur 30 Jahren musste Ming seine Karriere beenden. Für die Hall of Fame reichte es aber dennoch.© getty
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Penny Hardaway – Kaum jemand war in den 90ern so aufregend wie der junge Penny an der Seite von Shaq. Der Center verließ dann die Magic, während Hardaway sich 1998 eine schwere Knieverletzung zuzog. Danach war er nie mehr der Alte.© getty
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Tracy McGrady – Ja, es gab mal Diskussionen darüber, ob Kobe oder T-Mac der bessere Spieler sei. Ab 2003 plagte sich McGrady aber immer wieder mit Problemen am Rücken, den Schultern und diversen Knieverletzungen herum.© getty
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Larry Johnson – Der Forward glich in seiner Prime einer Dampfwalze, doch die körperbetonte Spielweise hatte einen Preis. LJ kämpfte früh mit chronischen Rückenproblemen und beendete seine Laufbahn nach nur 10 Spielzeiten.© getty
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Pete Maravich – In den 70ern zählte Pistol Pete zu den beliebtesten Spielern. Er drückte von überall ab und trug seine Teams fast im Alleingang. Knieverletzungen zwangen aber auch ihn zu einem verfrühten Karriereende.© getty
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Maurice Stokes - In den 50ern dominierte der Big für Cincinnati, bevor er während eines Spiels mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Er spielte am Tag danach wieder, bevor eine Hirnschwellung diagnostiziert wurde. Er blieb gelähmt und starb mit 36 Jahren.© getty
NBA: Wenn Verletzungen großartige Karrieren stoppen oder beenden

Shaq und Penny bei den Magic: Ein Top-Fünf-Duo?

Stattdessen ist die Shaq-Ära nach nur vier Jahren in Orlando schlagartig Geschichte. Ohne seinen dominanten Partner kann auch Hardaway trotz individuell guter Leistungen keinen allzu großen Schaden mehr mit den Magic anrichten. Als er sich 1998 auch noch eine schwere Knieverletzung zuzieht, kommt er im Anschluss nie mehr an sein altes Niveau heran.

Statt zu einer echten Dynastie heranzureifen, verblasst das für immer unvollendete Shaq/Penny-Team der Magic zusehends in den Annalen der Association und wird gerne vergessen. Was bleibt ist die Frage: Was wäre wenn?

"Wir hätten ein Top-Fünf-Duo aller Zeiten sein können", ist sich Hardaway sicher. Und noch viel wichtiger: "Ich habe das Gefühl, wenn Shaq geblieben wäre, hätten wir mehrere Championships gewonnen", meint Penny im Interview mit Hoopshype im März 2020.

Bis heute bleibt das für die Magic-Fans nur ein Traum.